Bei Bäuerin Brigitte Thüring wird «Julis Hoflädeli» seit der Corona-Krise überrannt. Jeden Samstag Morgen gibt es bei ihr an der Aeschstrasse 19 frisches Brot und Zöpfe.
Die Knetmaschine überhitzt
Es reicht nicht mehr, dass sie um vier in der Früh zum Backen aufsteht, nein, sie schiebt Nachtschicht. «Um halb zwölf Freitagnacht habe ich meinen Holzbackofen eingeheizt», erzählt sie. Am Freitag Nachmittag hat sie die Teige mit 120 Kilo Mehl vorbereitet «und dabei hat sich die Knetmaschine überhitzt so dass ich ihr eine Abkühlpause gönnen musste», erzählt sie.
Der Umsatz hat sich verdreifacht
In der Frühe schon kommt eine Kundin um die andere in den Laden, Brigitte verkauft dreimal so viel wie vor Corona und backt und backt und ist doch vor Mittag ausverkauft. Ihr Mann Christian kümmert sich um ihre drei Mädchen Alena, Ramona und Julia, denn samstags hat Mama Hofladen-Tag. «Wo haben all die Leute vorher Brot gekauft», wundert sich Brigitte Thüring.
#YT0#
Eier gehen nestwarm weg
Genau diesen Satz sagt auch Andrea Frei, welche «Freis Hoflädeli» in aargauischen Ehrendingen betreibt. «Es ist schön, wie der Hofladen läuft», freut sie sich trotz der vielen Arbeit, die sie jetzt hat. Und die Leute kommen in Scharen, und so verkauften Freis in letzter Zeit viel Rindfleisch, Bauernbrote, Eier und Gemüse. Kürzlich wollte ein ihr bisher unbekannter Kunde 140 Eier kaufen, er spazierte aber mit nur 40 Eiern raus. «Ich möchte meinen Stammkunden doch auch noch Eier anbieten können», erklärte Andrea Frei ihm.
Fünfmal mehr Zugriffe auf vomhof.ch
Hofläden gewinnen in der Corona-Krise neue Kunden. Innert eines Jahres habe sich die Anzahl der Höfe auf www.vomhof.ch auf 2000 verdoppelt, erklärt Andrea Oldani vom Schweizer Bauernverband. Auch die Konsumenten nutzen die Seite fleissig, um nach Hofläden zu suchen. «Im März ist die Hofsuche 200 000 Mal besucht worden, fünf mal so viel wie im Januar», erklärt Oldani.
Event-Höfe mit Totalausfall
Auch die Bezahl-App Twint hat sich in den Hofläden Corona-bedingt verbreitet. «Unterdessen bieten 1200 Betriebe Twint als Bezahl-Möglichkeit an, die Twint-Anmeldungen auf Bauernhöfen haben sich seit Anfang Jahr verdreifacht», schliesst Oldani.
Verluste wegen der Corona-Krise erleiden die Event-Höfe. Auf dem Gurten oberhalb der Hauptstadt Bern betreibt Familie Balsiger den Eventhof High-land-Gurten. «Seit der Corona-Krise ist unser Umsatz auf Null eingebrochen», schildert Susanne Balsiger. «Wir haben deshalb einen Überbrückungskredit und Kurzarbeit für unsere Angestellten beantragt», erklärt sie.