Die Gastronomie kauft kein Kalbfleisch mehr, die Spitäler sind halb leer und benötigen sehr wenig Kalbfleisch für ihre Kantinen, der Detailhandel bestellt wenig. In der Folge sind Nachfrage und Preis für Bankkälber eingebrochen.

Über ein 1,5 Millionen fürs Einfrieren

Freitag letzter Woche hat Proviande die Weiterführung der Einlagerung von Kalbfleisch beschlossen und dafür 1,55 Millionen Franken gesprochen. Die Aktion läuft bis 1. Mai 2020. «Sollten die verfügbaren Mittel früher aufgebraucht sein, wird die Massnahme unverzüglich eingestellt», heisst es deutlich im «Kurzbericht über die Verwaltungsratsitzung» von Proviande.

Eingelagert sind 440 Tonnen

Peter Schneider von Proviande berichtet, dass am Dienstag vor Ostern 440 Tonnen Kalbfleisch mit Beiträgen eingefroren waren oder zum Einfrieren angemeldet sind. In der Osterwoche hätten die Schlachthäuser und die Verarbeiter andere Prioritäten als Kälber zu schlachten, weshalb wenig Kalbfleisch eingelagert werde. Schneider er-wartet, dass nach Ostern mehr Kälber verarbeitet und deren Fleisch eingefroren wird.

Kälber nicht abgeräumt

Fritz Zahnd von Anicom bedauert, dass sich wegen der fehlenden Nachfrage die schlachtreifen Bankkälber seit drei Wochen in den Ställen zurückstauen. «Wenn der Bankkälbermarkt nicht abgeräumt wird, kaufen die Mäster keine Tränker und das wird auch die Preise der Tränker unter Druck bringen», analysiert er messerscharf. Ein anderer Händler berichtet, dass die Preise der Tränker bereits sinken.

Ein weiterer Kälberhändler erklärt die aktuell katastrophale Marktlage auf dem Bankkälber-Markt so:

  • Die fetten Kälber stauen sich seit drei Wochen in den Ställen zurück.
  • Sie legen täglich noch ein Kilo zu und das heisst, dass das Fleischangebot wächst.
  • Es sei für ihn belastend, Mästern mitzuteilen, dass er die Kälber nicht abhole.
  • Aktuell sei für die Produzenten nicht ein tiefer Preis das Problem, sondern die sehr, sehr schwache Nachfrage.

Der offizielle Proviande-Wochenpreis in der Kalenderwoche 15 für QM-Kälber der Fleischigkeitsklasse T3 beträgt Fr. 12.60 je Kilo Schlachtgewicht, franko Schlachthof. Dieser Preis wird nicht überall bezahlt, Preise von elf bis zwölf Franken machen die Runde.

Stefan Seiler, Leiter Produktion Frischfleisch bei der Bell Food Group, bestätigt, dass es «ein paar Kälber zuviel» im Angebot hat.

Der Ausblick ist ungewiss

Dank der am 3. April von Proviande beschlossenen Weiterführung der Einlagerung habe Bell diese Woche bereits zusätzlich 300 Kälber geschlachtet. «Wie es nach Ostern weitergeht, kann im Moment nicht seriös beurteilt werden», schliesst Seiler.