Schock für die IP-Suisse-Getreidebauern, als sie diese Woche ein Schreiben der IP-Suisse-Geschäftsstele erhielten, das sie aufforderte, 30 Prozent weniger IP-Suisse-Brotweizen zu säen. Die gute Ernte 2019 führe zu einem übergrossen Lagerbestand, hiess es da.
Zu grosser Lagerbestand
"Um wieder einen ausgeglichenen Lagerbestand zu erreichen, die Marktpreise auf einem guten Niveau zu halten und damit alle aktuellen Produzenten berücksichtigt werden können, müssen wir die Aussaat für die Ernte 2020 gemeinsam um 30 Prozent der Fläche gegenüber 2019 reduzieren", lautet der Aufruf. "Wir fordern deshalb alle Produzenten auf, die Reduktion der Brotweizenfläche um 30 Prozent auf ihrem Betrieb umzusetzen.", heisst es bei IP-Suisse.
Kürzung gilt nur für ein Jahr
Ausgerechnet jetzt, wo zwei Volksinitiativen mehr Biodiversität verlangen und den Einsatz jeglicher Pflanzenschutzmittel verbieten wollen, wie ist das möglich?
Sandro Rechsteiner von der IP-Suisse (IPS) antwortet wie folgt: Es gebe keine Absatzproblemen, der IPS-Weizen-Verkauf laufe gut, die Absatzmenge konnte in den letzten Jahren gesteigert werden. Die IPS müsse die Fläche reduzieren, weil in den letzten drei Jahren die Weizenerträge sehr gut waren und aufgrund sehr guter Qualität kaum Ware deklassiert werden musste. Dank den guten Erträgen konnte die IPS ein strategisches Lager aufbauen, um den Markt auch nach schlechteren Ernten mit genügend IPS Getreide zu versorgen. Nach der diesjährigen Ernte seien die Lager jedoch voll. Die Reduktion sei nur vorübergehend und sollte nach einem Jahr wieder aufgehoben werden können.
IPS-Futterweizen anbauen
Es sei für nachhaltiger, betont Rechsteiner "wenn die Produzenten in solchen Jahren statt Brotweizen Futterweizen, Körnermais oder Futtergerste anbauen, damit weniger Futtergetreide importiert werden muss" und verweist auf eine Tabelle, nach der IPS-Futterweizen den fast gleichen Deckungsbeitrag wie IPS-Top-Weizen bringe. "Eine Deklassierung kommt für die IPS aktuell nicht in Frage. Wir sind überzeugt, dass wir mittelfristig mehr IPS-Getreide absetzen können", zeigt sich Rechsteiner überzeugt.
Mal grosse, mal kleine Ernte
Die Ernteschwankungen seien jeweils beträchtlich, weiss der IPS-Sprecher. "Im Jahr 2016 erreichten die Erntemengen 65 Prozent der erwarteten Menge, 2017 waren es 120 Prozent", erklärt er. Auch wenn IPS einen steigenden Absatz verzeichne, müsse man trotzdem Ernteschwankungen ausgleichen. Ist das Verhalten der Bevölkerung nicht widersprüchlich? Man ist gegen den Einsatz von Spritzmittel aber kauft nicht mehr IPS-Brot? Nein, das sei nicht so, entgegnet Rechsteiner. "Im Brotbereich konnten wir den Absatz von IPS-Getreide steigern", betont er. Was passiert, wenn die Produzenten die Aussaat IPS- Brotweizenfläche nicht um 30 Prozent kürzen? Rechsteiner ist in diesem Punkt zuversichtlich.
Sanktionen sind möglich
"Wir sind überzeugt, dass die Produzenten die Situation erkennen und auf ihrem Betrieb die Reduktion der Brotweizenfläche vornehmen", versichert er. Nur gemeinsam könne man für einen ausgeglichenen Markt sorgen und die Preise langfristig auf einem guten Niveau halten. Die IPS will aber Ordnung halten. "Sollte es tatsächlich Produzenten geben, die die Fläche nicht reduziert haben, besteht die Möglichkeit diesen Produzenten die Prämie zu kürzen, oder sie gar auszuschliessen", weiss Rechsteiner.