Im ersten Halbjahr haben die Käseexporte um 2 % zugenommen. Überrascht Sie das?
Christa Wettstein: Ja, das kann man so sagen. Wir sind sehr gut gestartet, im April und Mai folgte dann der Einbruch und man konnte überhaupt nicht einschätzen, wie es weitergeht, deshalb sind wir nun positiv überrascht über die Steigerung.
Wie erklären Sie sich den Verlauf der Kurve?
Corona hatte natürlich einen Einfluss, mitgespielt haben auch die angekündigten Preiserhöhungen einzelner Sorten, aber was im Detail wie viel zum Einbruch beigetragen hat, wissen wir nicht.
Frischkäse- und Hartkäse-sind kräftig gewachsen, Weich- und Halbhartkäse haben verloren, welche Sorten sind dafür verantwortlich?
Grundsätzlich kommentieren wir die Entwicklung einzelner Sorten nicht. Was man sagen kann, ist, dass die grossen wie Gruyère, Emmentaler, Tilsiter, Raclette, Appenzeller und Tête de Moine alle zulegen konnten.
Welche Auswirkungen hatte die Corona-Krise?
Wir gehen fest davon aus, dass die starken Importzunahmen auf den gestoppten Einkaufstourismus zurückgehen. Preissensible Konsumenten haben im Discounter vermehrt auf günstige Importe zurückgegriffen. Beim Export sind wir natürlich zufrieden. Im Inland wurde deutlich mehr Käse für den Privatkonsum gekauft, weil man mehr kochte, gleichzeitig brach der Ausserhaus-Konsum ein.
Zwei stark betroffene Länder, Italien und die USA, hatten komplett unterschiedliche Entwicklungen, weshalb?
In den USA bauen wir die Aktivitäten stark aus, dort ist seit Anfang Jahr ein SCM-Vertreter vor Ort im Einsatz. Das öffentliche Leben in den USA wurde zudem nicht so umfassend stillgelegt wie in Italien, wo man das Haus kaum mehr verlassen durfte.
Die Importe nahmen stark zu, unter dem Strich ist die Handelsbilanz negativ, das gab es noch nie, oder?
Es ist tatsächlich so, dass wir noch nie eine mengenmässig negative Handelsbilanz hatten. Allerdings wurde der Käse ja auch zuvor bereits via Einkaufstourismus importiert, die Mengen aber nicht statistisch erfasst.
Gibt es neben Einkaufstourismus weitere Gründe für die stark gestiegenen Einfuhren?
Wir gehen schon davon aus, dass der Einkaufstourismus der Hauptgrund ist. Man sah sofort nach der Grenzschliessung einen starken Importanstieg.
Die Hartkäse nahmen bei den Importen am stärksten zu, was sind das für Käse?
Es sind «andere Hartkäse». Der Emmentaler-Import hat aber sogar noch abgenommen, nämlich um 14,1 % gegenüber 2019.
Beunruhigt Sie dieser Trend?
Nein, beunruhigt sind wir nicht, aber wir werden die weitere Entwicklung genau im Auge behalten und Zusatzmassnahmen zur Importabwehr ergreifen.
Auch Weich- und Frischkäse-Importe sind weiter stark gestiegen, woran liegt das?
Das sind preisliche Gründe, zum Beispiel beim Mozzarella, der um 15 % zulegte. Wir sind schon vor allem bekannt für unsere Hart- und Halbhartkäse.
Wie zufrieden sind Sie mit dem Schweizer Detailhandel?
Das Angebot an Schweizer Käse im Detailhandel ist sehr vielfältig. Auch dank dem Engagement für Regionalität sind wir da recht gut aufgestellt. Potenzial für «mehr Schweiz im Regal» sehen wir vor allem beim Frischkäse.