Die Minustemperaturen verschafften den Obstproduzenten in den vergangenen Tagen unruhige Nächte. Andreas Suter vom Loorhof im aargauischen Lupfig blieb gelassener als auch schon: Er startete erstmals seinen «Fog Dragon» zur Frostbekämpfung. Am frühen Morgen befüllte er die Maschine mit Wasser und zündete das Holz im Brennkessel an. Mit einigen Verzögerungen, bis alles richtig eingestellt war – viel Erfahrung gibt es in der Schweiz mit dieser Maschine noch nicht – fuhr er um sechs Uhr morgens bei minus 5 Grad in die Obstanlage ein.
Nebel bleibt in der Plantage hängen
Der Fog Dragon produziert in seinem Brennkessel Wärme aus einem Holzfeuer, vermischt die heisse Luft mit Wasser und bläst sie mit Druck auf zwei Seiten bis zu 30 Meter weit in die Anlage hinein. Diese Nebeldecke aus Wasserdampf und Kohlendioxyd umgibt die Pflanzen und hält die Bodenwärme zurück. Sie bleibt eine Weile in der Plantage hängen, weil die Luft mit zerstäubtem Wasser ein grösseres Volumengewicht hat.
«Eigentlich wollten wir bei minus 3 Grad starten», kommentiert Andreas Suter seine erste Frostbekämpfungsaktion. Heute weiss er: «Eine Stunde vor der kritischen Temperatur in der Obstanlage muss man losfahren.» Zum Glück arbeitet der «Nebeldrache» schnell. Ab der dritten Durchfahrt war die Temperatur in der Anlage bereits um 2 Grad gestiegen, bei der vierten Durchfahrt um 3 Grad. «Bis zu 4,5 Grad liegen drin», schätzt Andreas Suter.
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Der Fog Dragon unterwegs in der Obstanlage. (Bild Ruth Aerni)
Der Obstproduzent war mit etwa 7 bis 10 km/h unterwegs; unter 5 km/h sollte die Geschwindigkeit nicht fallen, sonst drohen Verbrennungen an den Pflanzen. Ein Sensor an der Maschine regelt die Temperatur via Luftzufuhr, diese wird gedrosselt, wenn es zu heiss wird. Gemäss Suter reichen zwei Ster Holz für eine Nacht. Er hat seinen Fog Dragon mit 1,2 Tonnen Leergewicht mit extrabreiten Pneus ausgestattet und zieht ihn mit einem 85-PS-Kubota.
Flexibler und günstiger als andere Systeme
Der Fog Dragon ist ein Produkt aus Ungarn, das in der Schweiz von der Firma Silent AG vertrieben wird. Im Vorjahr wurde die erste Maschine hierzulande in Betrieb genommen, mittlerweile laufen einige von ihnen in Schweizer Anlagen. Das Stück kostet rund 23 000 Franken. An Betriebskosten fallen Diesel, Traktorkosten und die eigene Arbeitszeit an, dazu Rundholz oder Meterspalten zum Anfeuern, die bei Suters kostengünstig aus dem eigenen Wald kommen. «Günstiger und wirksamer als andere Methoden, eine Person kann alles machen», waren für Andreas Suter die Pluspunkte, «zudem flexibler als eine fixe Installation». Eine Baubewilligung für Frostberegnung hätte er auf dem Loorhof bekommen – jedoch kein Wasser zu sinnvollen Bedingungen.
Vor zwei Jahren Totalschaden erlitten
Doch ein Frostschutz musste her. Vor zwei Jahren gab es auf der Obstanlage in Lupfig nach einem Spätfrost Totalschaden. «Das können wir uns nicht nochmals leisten», sagte Andreas Suter, der mit seinen Eltern eine Generationengemeinschaft führt. Im vergangenen Jahr haben sie einen Teil der Obstanlage mit neuen Bäumen remontiert und mit Tropfbewässerung ausgestattet. Die ganze Plantage steht unter Hagelnetz. Einen grossen Teil des Obstes verkauft Familie Suter in ihrem Hofladen direkt.
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Andreas Suter schaut dank seiner neuen Maschine den Frostnächten etwas gelassener entgegen. (Bild Ruth Aerni)
Abteilung Umwelt war dabei
Einen Augenschein von der neuen Maschine nahm auch Heiko Loretan von der Abteilung für Umwelt des Kantons Aargau. «Ein smartes System», sagte er gegenüber der Bauernzeitung, es mache grundsätzlich einen guten Eindruck. Die Rauchentwicklung ist deutlich geringer als bei anderen Methoden, sofern trockenes Holz verbrannt wird. Der Geräuschpegel des Ventilators könnte Nachbarn allerdings stören. Familie Suter informiert über ihre Nacht- und Nebelaktionen via Regionalpresse und Facebook, auf ihrer Webseite und im Gespräch mit Hofbesuchern. Teurer verkaufen können sie ihre Äpfel bei allem Aufwand nicht.
Frost, Schnee und Regen hielten Produzenten auf Trab
Nicht nur Frost war angekündigt, sondern auch Schneefall und Wind. Das machte die Frostbekämpfung in den Aargauer Obstanlagen vergangene Woche besonders schwierig. «In der Nacht vom 6. auf den 7. April haben die meisten Steinobstproduzenten die erste Frostschutzbekämpfung gemacht. Mehrheitlich mit Paraffinkerzen und vereinzelt mit Pellet-Heat-Öfen wie wir am LZ Liebegg», berichtet der Fachspezialist Obstbau Daniel Schnegg.
Wegen des prognostizierten Schneefalls schlossen die Produzenten ihre Abdeckfolie nicht, was die Wirkung der Massnahmen schmälerte. Der Regen in den folgenden Tagen führte zu Verdunstungskälte und senkte die Temperatur zusätzlich um rund 1 Grad. Schwierige Bedingungen für das Obst – realistische Prognosen zu Frostschäden lassen sich gemäss Schnegg aber erst nach der Blüte machen.
Reben kaum betroffen
«Die Weinproduzenten sind mit einem blauen Auge davon gekommen», kann hingegen Urs Podzorski vom LZ Liebegg sagen. Denn die meisten Reben im Aargau seien erst im Wollestadium und noch unempfindlich gegen Frost. Einzelne Schäden gab es in frühen Lagen und bei frühen Sorten, so im Unteren Fricktal.
Frostruten sind Standard
«Frostschutz ist im Rebbau ein grosses Thema geworden», erlebt der Fachspezialist für Weinbau. In heiklen Lagen würden mittlerweile fast alle mit einer Frostrute arbeiten, die beim Rebschnitt zusätzlich im oberen Bereich des Stocks belassen wird. Regelmässig kommen Frostkerzen zum Einsatz, vereinzelt wurden Heizdrähte montiert.