Urs und Heidi Hürlimann bauen auf ihrem Hof in Kefikon TG unter Regen- und Hagelschutzeinrichtungen rund eine Hektare Tafelkirschen an. Dabei sorgt eine ideale Sortenwahl für eine möglichst lange Erntedauer. Doch im Frühling drohen den blühenden Kirschbäumen jeweils auch die Frühlingsfröste. Diese können ganze Ernten innert weniger Stunden massiv reduzieren oder gar zu Totalausfällen führen. Deshalb setzt der Betrieb beim Frostschutz auf die weitverbreiteten Frostkerzen.
Ihre Kirschenanlage stellte Familie Hürlimann kürzlich für die Präsentation einer neuen Möglichkeit für das Heizen mit speziellen Pelletöfen zur Verfügung. Diese haben bereits zahlreiche Praxistests auf verschiedenen Betrieben erfolgreich bestanden. Insbesondere Umweltaspekte sprechen für dieses System, welches dank dem nachwachsenden Rohstoff Holz als Brennstoff CO2-neutral eingesetzt werden kann und nur zu einer sehr geringen Rauchentwicklung führt.
Suche nach Alternativen führte zur eigenen Entwicklung
«Wir haben vor eineinhalb Jahren Alternativen für Frostheizungen gesucht. Dabei kam die Idee von einem Kollegen, wie ich als Gemüsegärtner meine Kulturen in den Tunneln schützen könnte», führt der Gemüseproduzent Samuel Bollinger aus. Dies führte im August 2019 zur Gründung der Pelliheat AG mit Sitz in Stetten AG. Entsprechend wurde ein Ofen speziell für den Einsatz von Pellets als Brennstoff entwickelt. Damit kann ein nachwachsender Brennstoff ökologisch mit einem sehr hohen Wirkungsgrad zur Frühlingsfrostbekämpfung eingesetzt werden. «In den letzten Jahren ist der Frostschutz für Blüten und Knospen ein grosses Thema geworden. Die steigenden Temperaturen im Frühling bewirken, dass die Knospen und Blüten immer früher austreiben», so Bollinger.
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Das Anzünden erfolgt von Oben mit einfachen Zündballen.
So funktioniert der Ofen
In den Standardofen können maximal 30 kg Pellets eingefüllt werden, was eine Brenndauer von sieben bis acht Stunden mit weit über 600°C gewährleistet. Das Anzünden erfolgt mit normalen Zündwürfeln, wobei der Brand von oben nach unten erfolgt. Ist ein Ofen aber angezündet, so kann er nicht mehr bis zum völligen Ausbrand gelöscht werden.
Direkt über dem Ofen wird das unlackierte Wellblech montiert, damit unter der direkten Hitzeentwicklung keine Schadstoffe freigesetzt werden. Samuel Bollinger spricht dabei von einem sehr hohen Wirkungsgrad, weil die Wärme mit den Wellblech-Tunnel zurückgehalten und sehr gleichmässig auf eine grössere Fläche verteilt und abgegeben wird.
Die Öfen können auch in Hanglagen bis 35° Neigung oder auch unter Hagelschutznetzen oder Plastikabdeckungen eingesetzt werden.
Beachtliche Einmalinvestition zahlt sich in 10 Jahren aus
Um in einer Obstanlage die Temperaturen um 3 bis 4°C anzuheben, werden pro Hektare 84 bis 92 Öfen eingesetzt. Es sind Erstinvestitionen von 48'000 Franken nötig, welche auf zehn Jahre abzuschreiben sind. Pro Heiztag und Hektare werden 2,5 bis 3 t Pellets benötigt. Die Heizkosten fallen mit rund 840 Franken pro Nacht und Hektare tief aus. Eine laufende Überwachung ist nicht notwendig, da der Abbrand zuverlässig ist, so Samuel Bollinger.
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Der Mumo eignet sich als Forstheizung für Tunnel und Gewächshäuser, indem er die heisse Luft vom Pelliheat-Ofen ins Innere bläst.
Ein Vergleich mit verschiedenen Systemen
Das landwirtschaftliche Zentrum Liebegg AG hat die Kosten der verschiedenen Systeme verglichen und auch deren Wirtschaftlichkeit untersucht. Während die Pelletöfen «Pelliheat» mit den höchsten Fixkosten starten, werden diese aber bereits nach zwei oder drei Einsatznächten gegenüber Gas, Frostkerzen oder Wiesel-Öfen billiger.
Vorteile sehen die Spezialisten von der Liebegg in der Verwendung von erneuerbarer Energie mit Pellets und der Wärmeverteilung über Bleche. Zugleich weissen diese Öfen geringe Rauchemissionen auf. Als Nachteil werden aber die hohen Fixkosten und die beachtliche Anzahl Stunden für das Aufstellen und pro Frostnacht genannt.
Ofen auch für Tunnel und Gewächshäuser
Zugleich ist auch ein Ofen für das Heizen von Gewächshäusern und Plastiktunneln entwickelt worden. Die Mumo-Mumi-Frostheizung ist eine dreiteilige Metallkonstruktion, die analog mit einem Pelletofen beheizt wird. Die erhitzte Luft wird über ein stufenlos verstellbares Rohr in den zu beheizenden Raum geblasen, wobei ein kleines Gebläse mit 220 Volt-Anschluss angetrieben wird und pro Stunde 450 bis 480 Kubikmeter Luft befördert.
Ein Ofen reicht, um in einem Gewächshaus von 300 bis 400 Quadratmeter die Temperatur um 8 bis 12°C anzuheben, wobei die Brenndauer aber deutlich kürzer ist.