Die Fachkonferenz Obstbau des Thurgauer Obstverbands (TOV) war noch nie so gut besucht wie jene von vergangener Woche. Über 60 Personen nahmen an der virtuellen Veranstaltung teil, ganz zur Freude von TOV-Präsident Ralph Gilg. Im Fokus standen die Trinkwasser- und die Pestizidverbotsinitiative, über die die Schweizer Bevölkerung am 13. Juni abstimmt.

Jeder wird zum Botschafter

Die Botschaft von Ralph Gilg war klar: «Wir rechnen mit eurer Unterstützung.» Jeder müsse seinen Beitrag leisten, damit die beiden Initiativen abgelehnt würden, so Gilgs dringlicher Appell an die Thurgauer Obstproduzenten. Der TOV-Vorstand wünscht sich eine aktive Beteiligung seiner Mitglieder im Abstimmungskampf, sei es durch Plakatwerbung, Leserbriefe, Anlässe auf den Betrieben (sofern dies möglich ist) und so weiter.

SOV unterstützt durch Schulungen

Auch Christian Schönbächler, Leiter Marketing und Kommunikation beim Schweizer Obstverband (SOV), betonte, dass es grosse Anstrengungen braucht. Der SOV hat aus diesem Grund den Austausch mit den Regionen intensiviert und organisiert Schulungen, um zu erklären, wie man überzeugend argumentiert. Folgende Tipps gab er den Bauern:

  • Sich gut vorbereiten.
  • Sachlich argumentieren.
  • Kernbotschaften formulieren.
  • Halbwahrheiten und Unwahrheiten korrigieren.
  • Beispiele nennen, was die Landwirtschaft bereits unternimmt (Pflopf, Aquasan).
  • Einfache Wortwahl, wenig Fachbegriffe.

Schönbächler hielt fest, man solle nicht von Gift oder Pestiziden, sondern von Pflanzenschutzmitteln reden. «Am einfachsten erzählt ihr, was ihr auf euren Betrieben macht.» Auch solle man es tunlichst vermeiden, Bio und ÖLN gegeneinander auszuspielen. «Wir kämpfen für eine gemeinsame Sache und nur gemeinsam können wir die extremen Initiativen bodigen», sagten sowohl Schönbächler als auch Gilg.

Mit positiven Argumenten punkten

Im Thurgau wurde  zur Bekämpfung der beiden Initiativen die Kampagne «Dein Essen.ch» lanciert. Dahinter steht der Verband Thurgauer Landwirtschaft (VTL). Dessen Ziel ist es, Aufklärungsarbeit zu leisten und die Stimmbürger von einem «Nein» zu beiden Initiativen zu überzeugen. SVP-Nationalrat Manuel Strupler, Co-Präsident des Komitees, erklärte, worum es geht: «Wir stellen das Essen und nicht den Pflanzenschutz in den Mittelpunkt. Wir sagen nicht einfach Nein, wir sagen Ja für eine zukunftsfähige und produzierende Schweizer Landwirtschaft.»

Von den Bauern erwartet das Komitee «aufklären, aufklären, aufklären». Sehr viele Leute seien heute weit weg von der Landwirtschaft und damit von der Realität. Diese müsse man abholen. Strupler: «Ihr seid die Fachleute und könnt am besten erklären, warum die beiden Initiativen extrem und nicht zielführend sind.» Dass am selben Sonntag das CO2-Gesetz zur Abstimmung kommt, könne ein Fluch oder ein Segen sein. «Es braucht eine breite Mobilisierung über die Landwirtschaft hinaus», untermauerte Strupler. Alle müssten in den nächsten Wochen Vollgas geben.

 

Schriftliche Beschlüsse der Fachkonferenz

Die Mitglieder mussten dieses Jahr schriftlich zu den statutarischen Geschäften des TOV Stellung nehmen. Die Auszählung der 59 gültigen Stimmen (Couverts, die zu spät eintrafen, konnten nicht mehr berücksichtigt werden,) fand am 16. Februar statt. Ralph Gilg präsentierte die Entscheide an der virtuellen Fachkonferenz. Alle vom Vorstand beantragten Geschäfte wurden demnach angenommen.

Bei der Jahresrechnung führte Gilg aus, dass der TOV bereits letztes Jahr eine Rückstellung von 10’000 Franken für den Abstimmungskampf gegen die Pflanzenschutzinitiativen tätigte. Ohne diese Rückstellungen hätte die Rechnung 2020 mit einer roten Null abgeschlossen. 

Auch im Budget 2021 ist ein grösserer Posten von 20’000 Franken zur Unterstützung des Abstimmungskomitees vorgesehen. Gilg betonte, dass dies angesichts des Verbandsvermögens gut verkraftbar sei.  Die Mitglieder waren derselben Meinung und hiessen das Budget gut.

Der Flächenbeitrag wird bei 35 Franken pro ha und der Betriebsbeitrag bei 50 Franken belassen. Erfreulich ist, dass der vakante Vorstandssitz wieder besetzt werden kann und zwar mit Urs Straub. Weil die Meldung erst nach dem Versand der Einladung zur Fachkonferenz erfolgte und Straub somit von der Versammlung nicht gewählt werden konnte, wird er für ein Jahr als Gast ohne Stimmrecht im Vorstand Einsitz nehmen.

Das Tätigkeitsprogramm 2021 steht derzeit auf unsicheren Beinen. Mitte April sollte, wenn es die Pandemiesituation erlaubt, ein TOV-Stamm stattfinden. Die Güttingertagung ist auf den 21. August angesetzt.