Die neue Produktionsplanung für die bevorstehende Saison ist für den Gemüseproduzenten alljährlich jeweils eine Herausforderung. Wie viele Kartoffeln, Karotten, Randen und Zwiebeln braucht es im Markt? Für welche Produktionslinien sind diese Produkte vorgesehen? Dass Planung und Saisonverlauf oftmals nicht übereinstimmen, gehört zum Business. Die Corona-Situation im Frühjahr hat aber diesbezüglich alles übertroffen. Beat Meyer, Produzent von Lagergemüse aus dem aargauischen Dottikon, schildert die Situation auf seinem Betrieb.
Herr Meyer, welche Produkte produzieren Sie auf Ihrem Betrieb?
Beat Meyer: Wir produzieren ausschliesslich Lagergemüse wie Karotten, Kartoffeln, Randen und Zwiebeln. Wir lagern, rüsten, bzw. waschen und kalibrieren die Ware zur Abpackung an einen Verarbeiter.
Gemüse braucht es immer, dies mit oder auch ohne die aktuelle Corona-Situation. Sehen Sie das auch so?
Ja schon, aber im vergangenen Frühjahr waren plötzlich andere Qualitäten gefragt. Zum Beispiel war der Markt für Pommes frites oder übergrosse Karotten für den Gastrobereich total eingebrochen. Der Wechsel kam so rasch, dass bereits gerüstetes Gemüse nicht mehr verkauft werden konnte. Aber es gab auch Positives. Die Nachfrage im Detailhandel stieg stark an, da man sich vermehrt zu Hause verpflegte. Zum Beispiel stieg die Nachfrage nach Randen. Die anfänglich zu hohen Lagerbestände infolge guter Erträge aus dem Jahr 2019 waren plötzlich gefragt und mussten nicht in die Fütterung abgestossen werden. Auch war der Detailhandel plötzlich empfänglich für Industriekartoffeln und übergrosse Karotten, was vorher undenkbar gewesen war, mit dem Argument: Der Konsument kauft dies nicht.
Wie geht Ihre Produktionsplanung vonstatten?
Es bestehen hauptsächlich schriftliche Abnahmeverträge mit Stammkunden. Partnerschaftliche Zusammenarbeit hat höchste Priorität. Vertraglich geregelte und effektiv gelieferte Mengen stimmen nie ganz überein. Diese Corona-bedingte Situation sprengt jedoch alle bisherigen Abweichungen.
Wie bringen Sie die Ansprüche Ihrer Kunden unter ein Dach?
Unsere Kunden sind Pack- und Schälbetriebe. Regelmässige und gute Kommunikation ist das A und O. Dies führt zu gegenseitigem Verständnis, stärkt die Zusammenarbeit und das Vertrauen. So konnten wir das Frühjahr 2020 einigermassen gut über die Bühne bringen. Die ganze Branche war extrem gefordert. Der Sommer ist dann wieder plus/minus normal verlaufen. Die momentanen Einschränkungen führen vor allem im Gastrokanal zu nicht abschätzbaren finanziellen Herausforderungen.
Welche Auswirkungen hat Corona auf Ihren Betrieb?
Plötzlich waren im Frühling unsere Kinder vermehrt zu Hause. Glücklicherweise konnten wir sie im Betrieb einbinden. Es tut gut, zu wissen, dass dies bei uns auf dem Land möglich ist. Bilder aus Städten mit verdichtetem Wohnen zeigen, wie wenig Sorgen wir auf dem Land eigentlich haben.
Die hohe Flexibilität, die von uns Bauern verlangt wird (Arbeitszeit, Wetter, Markt, Jahreszeit usw.) hat auch Vorteile. Sie hilft uns, Krisen besser zu überstehen. Fix strukturierte Abläufe sind für Unvorhergesehenes eher nachteilig und führen zu unnötigen Stresssituationen.