Die Reblage Stockarberg mit einer Rebfläche von rund 1 ha liegt am westlichen Stadtrand von Schaffhausen mit Blick auf die Villa Charlottenfels in Neuhausen. Der Rebberg ist mit Blauburgunder, Regent und Riesling Sylvaner bestockt und wird von Adrian Müller als Pächter bewirtschaftet.

Doch dieser Sortenspiegel und die Rebanlagen werden sich jetzt ändern. Die Weinkellerei GVS Schachenmann AG will hier vor Ort den Weinbau weiterentwickeln. «Dabei zeigen wir, dass aus weniger mehr und damit höchste Qualität entstehen kann», sagte Philippe Brühlmann, Geschäftsführer der Kellerei. Er setzt auf modernste Technik, um ökologischen Rebbau zu betreiben und gleichzeitig eine klima- und bodenschonende Bewirtschaftung zu garantieren.

[IMG 3]

Rebbau im Schaffhauser Wohnquartier

Mit Blick auf die spezielle Reblage mitten im Wohnquartier spricht Philippe Brühlmann auch davon, dass man mit diesem Projekt Rebbau und Wohnen beziehungsweise Landwirtschaft und Urbanität in Einklang bringen werde. «Wir realisieren ein Leuchtturmprojekt, ähnlich wie wir das bereits mit unseren Aktivitäten auf der Swiss Future Farm in Tänikon machen», führte Ugo Tosoni, CEO bei GVS, aus. Es brauche Pionierbetriebe im Rebbau, welche für neue Innovationen, Forschungsarbeiten und Anbauversuche zur Verfügung stehen.

«Wir realisieren ein Leuchtturm-projekt.»

Ugo Tosoni, Geschäftsführer GVS Gruppe

Neupflanzung mit robusten Sorten und Ökoausgleich

«Wir werden in diesem Herbst das letzte Mal ernten und danach die gesamten Anlagen roden», führte Philippe Brühlmann aus. Nach kleineren Erdarbeiten erfolgt im Frühling die Neuanpflanzung. Der Rebberg wird so geplant, dass der Einsatz modernster Technik möglich wird. Im Fokus steht die digitalisierte Bewirtschaftung. Zugleich schafft man grosszügige Biodiversitätsflächen. Die in der Mitte liegende Terrassenanlage wird mit dem Queranbau wieder in einen vertikal angelegten Rebberg umgewandelt. Neu wird der Rebberg mit den robusten Weissweinsorten Sauvignac und Souvignier Gris sowie mit Satin Noir und Divico bestockt.

Was bleibt, ist die Bewirtschaftung durch den Pächter, Adrian Müller. «Wir hoffen, dass wir 2025 den ersten Jahrgang ernten und 2026 auf den Markt bringen dürfen», zeigte sich Brühlmann zuversichtlich. Die neuen, robusten Rebsorten müssen sich aber anschliessend am Markt bewähren und bei den Weinkonsumenten auf Zustimmung stossen. Brühlmann bedauert, dass viele dieser robusten Rebsorten noch keinen grossen Bekanntheitsgrad haben. Dabei liessen sie sich zu qualitativ hochwertigen Weinen keltern. Der Rebberg soll auch der Weiterbildung und als Anschauungsunterricht für Traubenproduzenten und Weinkunden dienen.

[IMG 2]

Digitalisierungstipps von Swiss Future Farm

Die digitalisierten Flächen lassen für die Bodenbearbeitung den Einsatz von leisen, umweltfreundlichen und bodenschonenden Robotern zu. Zudem werden Drohnen für die Überwachung zum Einsatz kommen, um Krankheiten frühzeitig zu erkennen und durch hochpräzise punktuelle Behandlung zu bekämpfen. Dabei nutzt die Kellerei die hilfreichen Erfahrungen und das Wissen von der GVS Agrar AG, die das Unternehmen mit dem Betrieb der Swiss Future Farm sammeln konnte.

Einer dieser kleinen unbemannten Bewirtschaftungsgeräte ist der vierrädrige Kleinroboter Naio OZ 440. Er ist rund 100 kg schwer und verfügt am Heck über eine Art Hydraulik, wo Geräte beispielsweise für dieBodenarbeit angebaut werden können. «Wir können ihn mit zusätzlichen Sonden ausstatten, um auch andere Arbeiten machen zu lassen», sagte Nicolas Helmstetter.

Drohnen für den wahrscheinlich doch noch nötigen Pflanzenschutz sollen ebenfalls zum Einsatz kommen. Diese Technologie ist bereits weit verbreitet und hat sich im Rebbau etabliert.