Die Lebensmittel im Selbstbedienungsautomat zeigen einen gepflegten Auftritt mit einheitlicher Verpackung und Etikette. Neben klassischen Hofprodukten gibt es spannende Kreationen wie Nektarinen-Konfi und zuckerfreies Ketchup. Daneben hängt die Natelnummer des Chefs: Bei Fragen kann die Kundschaft gerne anrufen. Eindeutig, hier sind engagierte Direktvermarkter am Werk.

Um diesen Betriebszweig weiter zu professionalisieren, haben sich Urs und Fränzi Baur vom Eichhof in Egliswil an ein Pilotprojekt im Aargau gewagt: Aprikosen aus dem Folientunnel.

Geschmack hat Priorität

Vor einem Jahr haben sie die Anlage neben ihrem Hof am südlichen Dorfende erstellt, zwei Folientunnel zu je 115 Metern. Die ersten 200 Bäume werden diesen Herbst mit weiteren 100 ergänzt. «Um die richtige Sorte zu bekommen, warten wir lieber etwas länger», erklärt Urs Baur.

Die richtige Sorte ist vor allem jene, die gut schmeckt – das ist für den Direktvermarkter das stärkste Verkaufsargument. «Wir pflücken genussreif», sagt er.

Ein heisser Sommer

Urs Baur holt sich für sein Fachwissen für das Pilotprojekt vom LZ Liebegg und anderen Forschungsanstalten, viele Erfahrungen muss er selber machen.

Bei einem Augenschein in der Anlage zeigt sich der Meisterlandwirt grundsätzlich zufrieden mit der Entwicklung seiner Bäumchen.

«Die dort drüben haben etwas wenig Wasser abbekommen, da muss ich die Sprinkler anders einstellen», stellt er fest. Ein weiteres Lehrstück: Die Seitenlüftung, auf die er ursprünglich aus Kostengründen verzichtet hatte, wird nachgerüstet. Während der heissen Sommertage diesen Juni und Juli stiegen die Temperaturen im Tunnel auf 40 bis 50 Grad. Um die Bäume vor Überhitzung zu schützen, mussten die Eingänge und Seiten geöffnet werden.

Verzicht auf Chemie

Das möchte der Produzent künftig nicht mehr machen. Denn ein wichtiges Argument für den ­Anbau im Folientunnel ist der Verzicht auf synthetische Pflanzenschutzmittel, und mit der frischen Luft könnten auch Schädlinge eindringen.

Heuer haben sich einzig Blattläuse eingenistet, die mit Florfliegen gut bekämpft werden konnten. Überraschend war der frühe Erntebeginn: am 14. Juni, rund anderthalb Wochen früher als erwartet, zeitgleich mit den Kirschen. «Vermutlich verschiebt sich das künftig noch weiter nach vorne», rechnet Urs Baur, «und wir werden die Aprikosen sogar vor den Kirschen pflücken».

Gut verkauft

Wenn die Aprikosenbäume in vier, fünf Jahren im Vollertrag sind, ist mit einer Ernte von drei bis fünf Tonnen zu rechnen. Heuer haben Urs und seine Frau Fränzi schon mal die ersten 30 Kilo im Tunnel gepflückt und damit die 5 Aren Aprikosen in der bestehenden Anlage ergänzt. Werbung gemacht hat das Ehepaar einzig zu Beginn der Erntezeit mit einem Aprikosenfoto im Social-Media-Status. Die Früchte gingen im Direktverkauf für 10 Franken pro Kilogramm schnell weg. Bereits haben auch Gastronomiebetriebe ihr Interesse angemeldet.

Die entsprechenden Kontakte haben Urs und Fränzi Baur an einem Anlass am LZ Liebegg geknüpft, der Produzenten und Gastronomen zusammenbrachte. «Eigentlich wollten wir unsere Freiland-Eier bekannt machen, aber dann waren plötzlich die Aprikosen spannend», schaut der Meisterlandwirt zurück.

Steine im Weg

Urs Baur hat Freude an seiner neuen Kultur und weiss mit den Herausforderungen dieses Pilotprojekts umzugehen. Zumindest was Produktion und Verkauf angeht. Nur in einer Hinsicht kann er nicht rühmen: «Da wird von uns Landwirten Innovation und Unternehmertum gefordert. Aber bei der Umsetzung werden uns Steine in den Weg gelegt», spielt er auf zwei Verbände an, denen seine Folientunnel ein Dorn im Auge sind.