Neues ausprobieren gehört für Ramon Staubli zum Betriebskonzept. Vor zwei Jahren gründete der gelernte Obstbaufachmann seine eigene Firma, die «Ramons Biofrüchte GmbH». Seitdem produziert er auf 6 ha Erdbeeren, Himbeeren, Obst, Bohnen, Lauch und Rhabarber. Der Erfolg liess nicht lange auf sich warten. Staubli erreicht heute bereits einen Anteil von fünf Prozent am Schweizer Bio-Erdbeermarkt. Im vergangenen Jahr wurde er zum Aargauer Jungbauer 2018 gekürt.

Gut für die Fruchtfolge

Ramon Staubli tüftelt unermüdlich an Sortenwahl, Anbautechnik und Pflanzenschutz. Dazu gehört auch die Förderung von Nützlingen: «Die 100-tägigen Blühstreifen passen gut in meine Fruchtfolge. Sie werden Anfang Mai gesät und im August geräumt. Danach bepflanzen wir die Flächen mit Erdbeeren», erklärt er. Dieses Jahr probiert er gleich vier verschiedene Mischungen aus (Kasten). «Da die Blühstreifen am Bio-Flurgang des Landwirtschaftlichen Zentrums Liebegg gezeigt werden, ­erklärte sich die UFA-Samen ­bereit, die Mischungen zu sponsern», schmunzelt Staubli und beweist, dass er bei allem Engagement auch immer unternehmerisch denkt.

Bestäubung ist wichtig

Blühstreifen sind für den Gemüse- und Beerenanbau besonders geeignet, weil sie Bestäuber und auch räuberische Nützlinge anziehen. Seit Längerem ist bekannt, dass auf insektenbestäubten Erdbeerfeldern grössere und gleichmässiger geformte Früchte geerntet werden als auf Feldern, wo Bestäuber fehlen. In einem Praxisversuch konnte die HAFL zeigen, dass Hummeln durch das hohe Nahrungsangebot in den Blühstreifen mehr Nachkommen produzieren. Diese überwintern in angrenzenden extensiven Flächen im Boden und fliegen im Folgejahr wieder in die Kulturen ein. Blühstreifen wirken somit nachhaltig auf den Bestäubungserfolg.

Nützliche Räuber

Auch der Effekt der räuberischen Nützlinge wurde nachgewiesen. In Versuchen von Agroscope reduzierten Blühstreifen die Bestände von Blattläusen in Kartoffelfeldern um 77 Prozent. Auch die Schäden an den Kulturen selber waren geringer. So verringerte sich der Getreidehähnchen-Schaden an Winterweizen mit Blühstreifen um vierzig Prozent. Der Druck von Getreidehähnchen und Kartoffelblattläusen blieben in den Versuchen unter den Schadschwellen.

Wirtschaftlichkeit steigt

Ramon Staubli stellt in den Erdbeeren deutlich mehr Marienkäfer fest, seit er mit Blühstreifen arbeitet. Als Bioproduzent und Jungunternehmer ist Staubli interessiert an solchen Ergebnissen: «Wer heute für den Handel Biogemüse und -früchte produziert, ist im Pflanzenschutz auf Hilfsstoffe angewiesen», gibt er zu bedenken. «Wenn es mit natürlichen Verfahren gelingt, den Bio-Pflanzenschutzmitteleinsatz zu reduzieren, erhöhen sich die Wirtschaftlichkeit und die Glaubwürdigkeit unserer Produktion.»

Diskutieren am Flurgang

Ramon Staubli freut sich darauf, am Liebegger Bio-Flurgang vom 3. Juli mit anderen Produzentinnen und Produzenten über seine Erfahrungen mit Blühstreifen zu diskutieren. Von der HAFL werden die Blühstreifen-Experten Hans Ramseier und Stefan Lutter aktuelle Ergebnisse aus der Forschung vorstellen.