Das Thema lag bereits seit einigen Jahren auf dem Tisch. Nach mehrmonatigen Überlegungen hat der Vorstand des Verbands Schweizerischer Rebschulen und Weinbauern (Fédération des pépiniéristes viticulteurs suisses, FPVS) ein Gerüst für die Erhebung von Lizenzgebühren auf neue, von Agroscope gezüchtete Rebsorten zur Abstimmung gestellt. Dies betrifft nicht die Klone bestehender Sorten.

Die rund 20 anwesenden Mitglieder der Generalversammlung der FPVS, die am 16. Februar 2023 in Twann bei Biel stattfand, nahmen den Entwurf einstimmig an. Die Idee ist, eine finanzielle Rendite für diese neuen Züchtungen zu erhalten und, was wichtig ist, über die vermarkteten Mengen informiert zu werden. Die Setzlinge werden ausschliesslich über den Zertifizierungskanal verkauft.

Die Generalversammlung in Kürze

Der FPVS will mehr in die Förderung des Berufs des Baumschulisten investieren. Der Beruf hat nämlich Schwierigkeiten, den Nachwuchs zu sichern. Das Modul, das in Changins geschaffen wurde, um junge Menschen zu ermutigen, diesen Berufsweg einzuschlagen, zog dieses Jahr keine Schüler an.

Was die Statuten betrifft, so tritt Christian Dutruy, Founex (VD), nach zwölf Jahren an der Spitze des Verbands als Präsident zurück. Matthieu Vergère aus Vétroz (VS) tritt seine Nachfolge an. Yves Cousin aus Concise (VD) löst Paul-Maurice Burrin aus Saint-Pierre-de-Clage (VS) als Vizepräsident ab. Eric Germanier vertritt nun die Walliser Sektion. 

Finanzierung von Projekten

Bisher sind sechs Rebsorten betroffen: Divona, Cabernello, Merello, Gamarello, Cornarello und Nerolo. Das Verfahren läuft folgendermassen ab: Der Baumschulist, der die Lizenz zur Vermehrung dieser Rebsorten erwerben möchte (aus direkt von Agroscope bezogenem Pflanzgut), schliesst einen Vertrag mit dem Verband ab. Er zahlt dann ein Startkapital von 1500 Franken und 50 Rappen Lizenzgebühren für jedes in der Schweiz und im Ausland vermarktete Pflanzgut. Es wurde vereinbart, dass diese zusätzlichen 50 Rappen explizit in der Rechnung an den Winzer auftauchen, ebenso wie die Kosten für die Behandlung gegen die Goldgelbe Vergilbung (Heisswasserbehandlung).

Diese Einträge werden dazu verwendet, die Kosten für die Vertretung dieser Rebsorten durch den Verband zu bezahlen und ermöglichen die Finanzierung von Forschungsprojekten. «Der letzte Punkt ist wichtig, diese Beträge gehen nicht in die Kassen des Verbandes für Ausgaben, die nichts mit diesem Kanal zu tun haben», betont Christian Dutruy, scheidender Präsident der FPVS. «Ein Teil dieses Geldes wird in einen gemeinsamen Fonds fliessen, der von Agroscope und dem Verband verwaltet wird. Die Forschungsprojekte werden in einer technischen Gruppe diskutiert, in der Mitglieder beider Partner vertreten sind», erläutert Geschäftsführerin Nora Viret.

Vertrag über den Verkauf

Die Originalpflanzen des Ausgangsmaterials werden von Agroscope an den FPVS abgegeben, der sie je nach Nachfrage den kantonalen Sektionen und von dort aus den Baumschulen zuteilt. Der Vertrag ermöglicht es, einen Rahmen zu setzen, Produktionsanforderungen und Sanktionsmöglichkeiten bei Nichteinhaltung zu haben.

Zwischen dem Baumschulist und dem Winzer ist ein Standardkaufvertrag vorgesehen, der das Logo der FPVS tragen wird. «Das Ziel ist es, eine gewisse Glaubwürdigkeit bei den Kunden zu bewahren, die Lizenzgebühren zu rechtfertigen und eine ungefähre Vorstellung davon zu haben, wie viele dieser Rebsorten verkauft werden. Diese Verträge müssen beim Baumschulist aufbewahrt werden und können im Falle einer Kontrolle angefordert werden», erklärt Nora Viret. Ihre Formulierung wird derzeit vom Rechtsdienst von Prométerre geprüft. Der Baumschulist zahlt seinerseits eine Gebühr an den Verband, die die Verwaltungskosten für diese Verträge deckt.

Die Vertretung im Ausland muss noch innerhalb der FPVS und mit Agroscope diskutiert werden. Eine Strategie wurde noch nicht entwickelt. Mittelfristig wird dies auch neue Rebsorten betreffen, die im Rahmen einer Partnerschaft zwischen Agroscope und einem ausländischen Institut gezüchtet werden. Agroscope arbeitet mit dem Entav-Inra in Colmar (F) an mehreren Projekten zu resistenten Rebsorten.

Getrennte Aktivitäten

Der Verband budgetierte mit sechs Lizenznehmern von den 37 in der Schweiz tätigen Weinbaumschulen und 4000 verkauften Pflanzen in einer ersten Phase, was einen Betrag von 9000 Franken ergibt, Lizenzen und Tantiemen inbegriffen. Die Verträge treten rückwirkend auf den 1. Januar 2023 in Kraft. Baumschulen, die bereits Verträge mit Winzern für diese Rebsorten haben, müssen sich mit diesen einigen, die Tantiemen einzufordern.
Der Verband wird seine Aktivitäten zur Vertretung der Rebsorten von Agroscope von seiner beruflichen Interessenvertretung zum Nutzen seiner Mitglieder, ob Lizenznehmer oder Nicht-Lizenznehmer, trennen.