Abo Pflanzenschutzmittel Zulassung: Neue Auflagen im Pflanzenschutz Friday, 17. December 2021 Die diesjährige Obstfachtagung der Kantone Thurgau und St. Gallen fand am 14. Januar 2022 online statt. Einleitend informierte das Beratungsteam der Fachstelle Obstbau am Arenenberg über aktuelle Themen zu Pflanzenschutz, Nachhaltigkeitsprogrammen, Schädlingen und Krankheiten.

Richard Hollenstein, Leiter der Fachstelle Obstbau am Landwirtschaftlichen Zentrum St. Gallen (LZSG), nahm den Ball seiner Vorredner auf, indem er bemerkte: «Alle diese Massnahmen führen zu höheren Produktionskosten. Die Früchte werden teurer und letztendlich stellt sich die Frage, wer das bezahlt.» 

Dort ansetzen, wo der Effekt am grössten ist

Obstbau Ab November steht der Obstbaumschnitt an Friday, 5. November 2021 Einsparpotenzial für die Obstbaubetriebe sieht Richard Hollenstein vor allem bei der Effizienz: «Wenn wir die Wirtschaftlichkeit erhöhen wollen, müssen wir dort ansetzen, wo der Effekt am grössten ist, nämlich bei den Arbeitsstunden.» 

52 Prozent des Arbeitsaufwandes entfallen in der Obstanlage auf die Ernte, 20 Prozent auf die Fruchtbehangsregulierung und 10 Prozent auf den Schnitt. Schlüsselfaktoren für die Wirtschaftlichkeit sind gemäss Hollenstein der Ertrag in Kilogramm pro Hektare, die Qualität der hängenden Ernte sowie die Ernteleistung. 

«Wenn ich die Qualität der hängenden Ernte verbessern kann, steigt automatisch die ­Ernteleistung und damit die Wirtschaftlichkeit», erklärte er. Deshalb gilt der Qualitätsverbesserung ein besonderes Augenmerk.

Schlankere Spindeln auch bei Apfelbäumen 

Beeinflussen lässt sich die Qualität zum Beispiel durch eine optimal belichtete Baumkrone. «Das beginnt bei der Baumerziehung und dem Baumschnitt», sagte Richard Hollenstein. Ebenso wichtig ist die Fruchtbehangsregulierung. Diese soll nicht nur chemisch, sondern auch von Hand geschehen.[IMG 2]

Beim Steinobst hat man bezüglich schlankeren Bäumen schon Erfahrung. Hollenstein machte klar: «Die Beratung ist bestrebt, dass uns das auch bei Apfelbäumen gelingt.» Es sei möglich, die Spindeln schlanker zu machen, ohne dass die Physiologie der Pflanze darunter leide.

Im Südtirol wird das Mehrachsen-System, sogenanntes Multileader-System, in Apfelanlagen schon länger praktiziert. Die Bilder, die Hollenstein präsentierte, zeigten Apfelbäume, die wie eine Wand in Reih und Glied stehen. «Auf den ersten Blick mag das als zu extrem erscheinen. Aber genau das wollen wir: Einen Baum der viel leisten kann, einen Spitzenathleten.»

Sehr schlanke Spindeln und mehrachsige Bäume

Mittelfristig wird es auch in der Schweiz in Richtung mehrachsige Bäume gehen, ist der Obstbauberater überzeugt. Am LZSG in Flawil ist eine entsprechende Versuchsanlage geplant. Es gibt verschiedene Systeme. Richard Hollenstein stellte deren zwei vor:

  • Spindelbäume: Bei Spindelbäumen gibt es da und dort durchaus noch Potenzial. Die hiesigen ertragreichen Sorten lassen sich durch einen gezielten, konsequenten Fruchtholzschnitt schlank halten. Gestautes Fruchtholz erhöht die Vitalität der Blütenknospen und bringt schönere Früchte hervor, was durch die bessere Belichtung noch verstärkt wird.
  • Mehrachsige Bäume: Durch das Ablegen des Mitteltriebes entstehen auf der Oberseite Fruchtholzträger, die senkrecht und sehr schlank an einem Drahtgerüst geführt werden. Der Reihenabstand kann so verkleinert ­werden. Hingegen führen mehrachsige Bäume zu einem weiteren Pflanzabstand in der Reihe, was die Anzahl Bäume pro Hektare reduziert.

Bei mehrachsigen Bäumen ist der Erziehungsaufwand grösser als bei schlanken Spindelbäumen. Das wird laut Hollenstein mit einer höheren Arbeitseffizienz in den Ertragsjahren kompensiert.

Schon bald Roboter bei der Apfelernte

Abo Mit dem X-Power ist die Unkrautbekämpfung zwischen den Baumreihen möglich. Über Elektroden wird Strom in die Grünpflanze eingeleitet, was sie  nach wenigen Minuten zum Absterben bringt. (Bild RoMü) Digitalisierung Der X-Power hält die Baumreihen von Unkraut frei Friday, 4. June 2021 Beide Systeme führen zu einer optimal belichteten Baumkrone, was automatisch die Qualität der hängenden Ernte verbessert. Die kürzeren Greifwege erhöhen die Arbeitseffizienz beim Schnitt, bei der Fruchtbehangsregulierung und bei der Ernte. Und damit steigt die Wirtschaftlichkeit für die Obstproduzenten. Der zweidimensionale Aufbau begünstigt letztendlich auch die Automatisierung von Kulturarbeiten in der Obstanlage. Die Apfelernte mit Robotern könnte schon bald Realität werden.