Vier jeweils zwanzig Zentimeter tiefe Löcher umgeben das kleine Bäumchen. Hier war kein Hund am Werk – noch nicht. An den Wurzeln des kleinen Baumes soll dereinst eines der teuersten Lebensmittel überhaupt kultiviert werden: Trüffel.

Pilz mag Baum

Auf 53 Aren stehen 600 Laub- und Nadelbäume auf der Plantage von Werner Attinger und Andi Angehrn in Hagenwil TG. Die Anlage haben die beiden 2014 mit sogenannten "Trüffelbäumchen" aufgebaut. Diese waren von einem österreichischen Unternehmen mit Trüffelsporen an den Wurzeln vorbereitet worden. Der Pilz soll im Wurzelraum eine Lebensgemeinschaft mit dem Baum eingehen und dann die begehrten Knollen bilden.

Die Löcher, die Attinger maschinell ausgehoben hat, sollen diesen Prozess unterstützen. Sie werden "Trüffelfallen" genannt und mit einem sporenhaltigen Substrat gefüllt. "So können die Pilze neu an den Baumwurzeln andocken und sich verbinden", erklärt er.

Die Trüffel hat Ansprüche

Rund 25 000 Franken – ohne die eigene Arbeit eingerechnet – haben Andi Angehrn und Werner Attinger in ihre gemeinsame Trüffelplantage investiert. "Die Kosten der Anlage haben wir uns bis heute geteilt und so das Risiko auf zwei Schultern verteilt", erklärt Angehrn das Arrangement.

Da die Trüffel ein Pilz ist, muss der Boden unter seinen bäumigen Lebenspartnern feucht gehalten werden und sollte einen hohen pH-Wert von 7,5 haben. Der Bewuchs zwischen den im Abstand von rund zwei Metern gesetzten Bäumen wird wegen der Wasserkonkurrenz gemäht.

Die ganze Plantage ist von einem über anderthalb Meter hohen Zaun umgeben. "Wir möchten keine Wildschweine oder Hasen hier drinnen und kämpfen schon gegen Mäuse. Anfänglich hatten wir wegen der Nager etwa 20 Prozent Verlust", berichtet Werner Attinger. Mäusefallen und Vogelstangen verhindern das heute. Drei Sorten Trüffeln entwickeln sich in Hagenwiler Untergrund: Frühlings-, Winter- und vor allem Burgunder Trüffel. Erst nach sechs bis zehn Jahren nach dem Anlegen einer Plantage kann mit dem ersten Ertrag gerechnet werden.

Die Plantage gibt zu tun

"Im Winter und im Frühling haben wir die Baumstämme freigeschnitten und einzelne Baumspitzen gekappt. Das Heraus-schneiden der Reihen und das Auslichten der Bäume gehören dazu. Einerseits ist die Beschattung der Bäume wichtig und andererseits der Schnitt nötig", berichtet Werner Attinger.

Je nach Trüffelart und Wachstumsphase der Wirtsbäume fallen vor allem über die Sommermonate zahlreiche Pflegeschritte wie Bodenbearbeitung, Mähen und Baumschnitt an. Entsprechend dem Alter der Trüffelplantage und je nach Stand der Besiedelung der Baumwurzeln durch den Pilz empfiehlt es sich, mit keimfähigen Sporen nachzuhelfen – wie es Attinger und Angehrn gemacht haben.

«Man kann damit kein schnelles Geld machen, es ist eine Nische.»


Alfons Angehrn zum Potenzial des Trüffelanbaus

 

Wie viel Technik in einer Trüffelanlage zum Einsatz kommt, hängt von der Plantagengrösse ab. Kleine können mit Handmaschinen bearbeitet werden, für grosse gibt es Spezialwerkzeug. Für die mechanische Bodenbearbeitung wird ein Krümler oder eine Hackmaschine gemietet.

"Das Hacken der Bodenoberfläche ist eine der Hauptaufgaben", erklärt Alfons Angehrn, auf dessen Wiese die Trüffelanalge steht. Der Rasenschnitt wird abgeführt und je nach Bodenqualität zum Mulchen verwendet. "Das Ziel sollte ein eher magerer Boden sein", so Attinger.

Andi Angehrn ist Gastgeber und Koch im Wasserschloss in Hagenwil TG. Mit der Idee, in Zukunft eigene Trüffel in der Schlossküche zu verarbeiten und dem Enthusiasmus des Trüffelfans und früheren Landwirts Werner Attinger kam das Projekt Trüffelplantage in Schwung; Die beiden konnten Andi Angehrns Vater Alfons Angehrn für die Idee gewinnen und zu dritt starteten sie den Trüffelanbau auf dem Land des 75-jährigen pensionierten Landwirts.

Kein taugliches Standbein

Trüffel sind beliebt in der feinen Küche, aber keine echte Einkommensalternative für Landwirte. "Der Trüffelanbau wird in der Landwirtschaft eine Nische bleiben und ist als Standbein eigentlich nicht zu gebrauchen. Zu hoch ist das Risiko, zu unsicher der Absatz, zu lang die Wartezeit bis zur ersten Ernte, und zu schwierig die Zusammenarbeit mit einem Hund", schreibt Markus Bopp, Leiter der Bereiche Biolandbau, Landtechnik, Kurswesen und Fachtagungen des Strickhofs in Lindau ZH.

Dessen ist sich auch Alfons Angehrn bewusst: "Man kann mit Trüffeln kein schnelles Geld machen, aber es ist eine interessante Nische."