Für die hiesigen Böden und die darauf gedeihenden Kulturen sind Mängel genauso problematisch wie Überschüsse von Nährstoffen sowie von Spuren- und Mengenelementen. Daraus resultieren Blockaden, Verfügbarkeitsprobleme, Ertragsverluste – die Liste der Auswirkungen ist lange.
Am Webinar über Hofdünger plädierte der Inforama-Berater für regenerative Landwirtschaft Simon Jöhr in diesem Zusammenhang, die Gülle stets aufzubereiten. Das war denn auch der Fokus der virtuellen Zusammenkunft, an der über 60 Landwirt(innen) teilgenommen haben.
Kein Unkraut kommt ohne Grund
Einer der Gründe, Gülle aufzubereiten, sei das suboptimale und meistens enge C/N-Verhältnis der nicht aufbereiteten Gülle. Zudem sacke der Boden eher zusammen und durch die anaeroben Verhältnisse im Boden kann Fäulnis eher entstehen. «Gülle ist per se etwas sehr Unnatürliches. Das Vermischen von Kot und Harn geschieht in der Natur nirgends», führte Simon Jöhr aus.
«Wenn also eine Fäulnis vorliegt, weil die aerobe Mikroflora von den Fäulnisbakterien dominiert wird, ist der Stickstoff flüchtig, dessen Verbindung kurzkettig und schlecht gebunden. So gibt man den Bodenlebewesen sozusagen aufs Dach», sagte der Berater in seiner Einführung ins Thema.
Frische Gülle aufbereiten
Der Berater empfiehlt, frische Gülle aufzubereiten. «Es braucht sehr viel, um bereits gefaulte Gülle aufbessern zu wollen», so Jöhr. Konkret kann die Aufbereitung mit der Zugabe von Pflanzenkohle, von Effektiven Mikroorganismen (EM) und durch die Belüftung des flüssigen Hofdüngers erfolgen. Bei der Belüftung rät er, oftmals täglich, aber nur mit wenig Luft zu arbeiten, damit kein Stickstoff verloren geht.
Pflanzenkohle wird verteufelt
«Es ist schade, dass Pflanzenkohle immer noch verteufelt wird», warf Simon Jöhr am Webinar in die Runde. Er animierte die Teilnehmenden, einen Selbsttest zu wagen: «Nehmen Sie eine Gülleprobe, fügen Sie etwas Pflanzenkohle hinzu und merken Sie nach einer gewissen Zeit, dass die Gülle nicht mehr riecht.» Wichtig ist, bei Forschungen die mikrobielle Belebung ebenso miteinzubeziehen; denn diese ist in der Lage, Giftstoffe zu knacken; so z. B. die Cyanobakterien, welche im EM vorhanden sind, erklärt Jöhr.
Immer bodenverträglich
Er betonte, dass auch Gülle, die nun mit dem Schleppschlauch ausgebracht wird, genauso bodenverträglich sein muss. Ist die Gülle nicht bodenverträglich, verschlechtert dies die Bodenaktivität, und das ist der Moment, in dem die Unkräuter ihren Platz finden, erklärt Jöhr. «Das hat immer einen Grund», weiss er. Als Beispiel nennt er die Blacke, die sich dann in einem Bestand etablieren kann, wenn zu wenig Kalzium vorliegt. Weil die Blacke Oxalsäure enthält, setzt sie im Boden das Mengenelement frei.
Gleiches mit Gleichem
Ein Ansatz aus der regenerativen Landwirtschaft besagt, gleiches mit gleichem zu bekämpfen. Als einen möglichen Lösungsansatz sprach Simon Jöhr vom Ausbringen von Blackenferment, um gegen das Dominieren von Blacken vorzugehen. Er erklärt: «Beim Ansetzen von neuem Ferment werden in einem Nylonsäckchen saubere, frische, ungewaschene und gesunde Blackenblätter mitfermentiert. Dieses Ferment wird entweder bei der Flächenrotte auf ’befallenen Flächen’ an Stelle des Rottelenkers eingestetzt oder auf Grünflächen verdünnt auf den Bestand appliziert.»