Das Aufkommen des Borkenkäfers ist eine direkte Folge des Hitzesommers 2018 und setzt dem Schaffhauser Wald weiterhin sehr stark zu. Vor allem auf dem Reiat ist die Situation sehr prekär. «Seit 2018 ist es nun trocken», sagte Virginia Stoll kürzlich an einer Fachexkursion in einem Waldstück auf Gemeindegebiet von Thayngen. Seither habe der Borkenkäfer freie Hand. «Die Wetterextreme setzen dem Wald zu», sagte die Präsidentin von Wald Schaffhausen.
Finanzielle Unterstützung
«Die Wetterstation Hallau verzeichnet in den Jahren 2010 bis 2019 gegenüber der Referenz-periode von 1980 bis 1999 ein kumulierte Niederschlagsdefizit von 2250 Millimeter», konstatierte Kantonsforstmeister Bruno Schmid. Die Hitze und Trockenheit seit 2018 hätten dem Borkenkäfer ausgezeichneten Entwicklungsbedingungen geboten. Erschwerend hinzu kamen die Winterstürme Burglind im Januar 2018 sowie Sabine und Petra im Februar 2020. Sie sorgten zusammen für 35 000 Kubikmeter Sturmholz und schwächten die stehenden Bäume.
12 Franken por Kubikmeter
All diese Entwicklungen führten 2019 im Kanton Schaffhausen zum grössten Buchdruckerbefall in den letzten Jahrzehnten: Es fielen 75 000 Kubikmeter Käferholz an. Aber auch im laufenden Jahr bleibt die Situation im Kanton Schaffhausen angespannt: Ende August wurden weitere 49 000 Kubikmeter Käferholz genutzt. Und noch immer stehen beachtliche Mengen an Käferholz. Grundsätzlich verfolgt der Kanton Schaffhausen noch immer das Ziel, vom Käfer befallene Bäume sofort zu nutzen, um einen weiteren Flug des Borkenkäfers zu unterbinden. Waldbesitzer können auf finanzielle Unterstützung zählen, sofern sie frisch geschlagenes Holz vor Ort sofort entrinden oder zu Energieholzschnitzel verarbeiten oder wenn sie es 500 Meter ausserhalb des Waldes lagern. Laut Schmid vergüten Bund und Kanton dafür zwölf Franken pro Kubikmeter.
Vierfache Jahresnutzung
Revierförster Michael Ryser betreut neben den Wäldern Thayngens auch jene der Gemeinden Dörflingen, Stetten und Lohn. Das sind gesamthaft 540 Hektaren Gemeinde- und 460 Hektaren Privatwald. «Wir verzeichneten 2019 in Dörflingen und Thayngen fast 10 000 Kubikmeter Käferholz, was einer vierfachen Jahresnutzung entspricht», sagte Ryser. «Und im laufenden Jahr haben wir erneut 6600 Kubikmeter geschlagen», ergänzte der Revierförster am Rande einer grossen abgeräumten Waldfläche. Auf dieser befand sich zuvor die letzte grössere und zusammenhängende Fichtenfläche in Thayngen. Nachdem im Juli Bohrmehl an den Stammfüssen festgestellt wurde, musste 850 Kubikmeter Käferholz gefällt werden. Davon sind 600 Kubikmeter vor Ort als Langholz geschält worden. Die Kronen wurden gehackt.
Das Forstpersonal musste diese Schläge trotz Temperaturen von über 30 Grad Celsius in voller Schutzmontur durchführen. Doch auch dieser Sondereinsatz vermochte den Käferbefall nicht zu stoppen. Es mussten weitere 200 Kubikmeter gefällt werden. Einzig die Weisstannen und Douglasien blieben stehen. Da sie jetzt aber plötzlich praktisch ungeschützt da stehen, sind auch diese Bäume stark sturmgefährdet.
Hohe Kosten, tiefe Erlöse
Die zahlreichen Schläge mussten getätigt werden, obwohl der Holzmarkt europaweit am Boden liegt. «Hohe Kosten stehen einem sehr niedrigen Erlös gegenüber», konstatierte Michael Ryser. Durch diese «Kapitalvernichtung» fehle Geld, welches für Aufforstungen und die Jungwaldpflege dringend benötigt wird. Ryser wies aber auch auf emotionale Probleme hin. Die Arbeit von Generationen sei vernichtet worden, die Privatwaldbesitzer würden an ihre Grenzen kommen.
Doch auch die Gemeinden bekommen als Waldbesitzer die finanziellen Auswirkungen zu spüren. Rainer Stamm, Finanz- und Güterreferent von Thayngen, sagt: «Beim Stangenholz brauchte es gut die dreifache Menge an verkauftem Holz, um die Erträge früherer Jahre zu erreichen. Dieser Verlust an wertvollen Nutzholzbeständen wird der Gemeinde noch lange Zeit zu schaffen machen.» Die Gemeinde müsse nun zusätzliche Mittel für Jungpflanzen, Schutzmaterial sowie für die Jungwaldpflege bereitstellen.
Abgestorbene Kronen
Doch nicht nur die Fichte, sondern vor allen auch die Buche leidet im Schaffhauser Wald unter der Trockenheit und Hitze. In der «Wanne» auf Büttenhardter Gemeindegebiet sind diese Schäden eindrucksvoll zu sehen. Kantonsforstmeister Bruno Schmid wies darauf hin, dass an dieser Stelle bereits Ende Juli 2018 ganze Waldränder braun wurden. Während bei einzelnen Buchen erst die Spitzen einiger Kronen abgestorben sind, tragen andere bereits vollständig kein Laub mehr und sind ganz abgestorben. Auch Föhren und weitere Baumarten zeigen teilweise massive Schäden oder sind eingegangen. Schmid wie auch Michael Ryser sprachen von einem «massiv geschädigten Waldbestand». Dieser stellt auch ein Sicherheitsrisiko dar und verursacht viel Arbeit ohne Erlöse.