Der Landwirt, der anonym bleiben möchte, baute vergangenes Jahr auf einer Fläche von 1,5 Hektaren Kartoffeln an. Wie üblich verblieben nach der Ernte Ausfallkartoffeln auf seinem Feld. Wie üblich rechnete der Landwirt aber auch mit einem kalten und frostigen Winter, der die Reste seiner Ernte abfrieren lässt. Eine natürliche Feldhygiene, die ihm Zeit und Chemie erspart, ohne die Parzelle vor der nächsten Aussaat nochmals bearbeiten zu müssen.

Doch dieses Jahr kam es anders. "Plötzlich keimen neben den Karotten Kartoffeln aus", sagt der Landwirt – vor dem Hintergrund des milden Winters eigentlich wenig erstaunt. Und dabei handle es sich nicht nur um ein paar Stellen. Er wisse, dass Karotten nicht unbedingt die beste Nachkultur sind. "Idealer wären Mais oder Weizen als Nachfolgekultur, leider fehlt mir dazu die Fläche", sagt er beklommen. Der Landwirt wartet nun ab und hofft auf den Kartoffelkäfer, der zumindest in dieser Situation einmal nützlich werden könnte. Im schlimmsten Falle müsse er auf Chemie zurückgreifen und mit der Karottensaat von vorne beginnen.

Per Hand aushacken

Ruedi Fischer, Präsident der Vereinigung Schweizer Kartoffelproduzenten (VSKP), bezweifelt aber, dass der Durchwuchs mit Kartoffelkäfern in den Griff zu bekommen ist. "Die Bekämpfung von Durchwuchskartoffeln in Karotten ist generell schwierig." Vorhandene Pflanzenschutzmittel hätten nur eine ungenügende Wirkung. Die einzige wirksame Möglichkeit wäre laut Fischer, den Durchwuchs per Hand auszuhacken oder neu zu starten.

In der Schweiz sind laut Ruedi Fischer bisher keine grösseren Probleme mit Durchwuchskartoffeln bekannt. Er glaube, dass dies auch in Zukunft so sein wird. Denn dem Durchwuchs könne man gut mit der Auswahl der Fruchtfolge entgegenkommen. Bei Ausnahmefällen solle man aber unbedingt darauf achten, dass ein Phytophtora-Befall nicht in die Nachbarfelder verschleppt wird. Das könne vorkommen, weil Durchwuchskartoffeln nicht behandelt werden.

Fruchtfolge entscheidend

Markus Lüscher aus Schalunen BE stellte diese Saison ebenso einen vermehrten Durchwuchs der Kartoffeln fest. Allerdings habe der Landwirt aufgrund einer Flächenumstellung auf Rüben als Folgekultur zurückgreifen müssen. "Diese Kultur eignet sich nicht nach Kartoffeln." Den Durchwuchs müsse er nun aushacken, denn Herbizide sind auch hier nicht genügend wirksam.

Lüscher empfiehlt als Fruchtfolge "Rübe – Kartoffeln – Getreide oder Mais". Mit dieser habe er bisher keine Probleme gehabt. Vor der Getreideaussaat könne der Durchwuchs mit einer zwei- bis dreimaligen flachen Bodenbearbeitung behandelt werden. Flach, damit die Kartoffeln in der Sonne eingehen. Nach dem Auflaufen im Frühling könne eine Herbizidbehandlung im Getreide oder Mais erfolgen, die noch den Rest des Durchwuchses erfasst.