Die Moderhinke ist eine infektiöse, schmerzhafte Klauenerkrankung bei Schafen. Man schätzt, dass jedes sechste Schaf in der Schweiz von Moderhinke betroffen ist. Der Bund plant eine landesweite Sanierung nach einem noch ausstehenden Parlamentsbeschluss ab 2021/ 2022. Jede Schafhalterin müsste selbst für Aufwand und Kosten aufkommen.
Es gibt Betriebe, die bereits so weit sind, so etwa das versierte Züchterpaar Marianne Hofmann und Manuel Weissen aus Unterbäch VS, die nach mehreren Rückschlägen seit über zwei Jahren einen Moderhinke-freien Bestand vorweisen können.
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Marianne Hofmann und Manuel Weissen mit Bordercollie-Hündin Ila haben seit zwei Jahren ein Moderhinke-freien Bestand. (Bild Peter Bringold)
Betriebsspiegel Hof zer Burg
Name: Manuel Weissen und Marianne Hofmann
Ort: Unterbäch VS
LN: 30 ha
Produktionstyp: Bio
Viehbestand: 120 Mutterschafe (Reinrassen Suffolk und SBS, vereinzelt Spiegelschaf), 200 Lämmer/Jahr, 90 % im Herdebuch
Haltungstyp: Im Winter Stallhaltung, Ablammungen Januar bis März, im Sommer Weide und zirka 90 Tage Sömmerung im Turtmanntal VS.
Vermarktung: Schlachtlämmer und Schafe über öffentliche Annahmen und Direktverkauf sowie über diverse Bioläden.
Fleiss und Geduld sind notwendig
Für den Herdenaufbau kaufte das Züchterpaar weibliche sowie männliche Tiere nur aus Moderhinke-freien Zuchtbetrieben. Es wurden zudem keine Ausstellungen besucht. Obwohl bis 2016 keine Klauenbäder durchgeführt wurden, waren die Tiere gesund.
Die erstmalige Sömmerung auf der Alp Turtmanntal im Jahr 2017 mit drei weiteren Bestössern führte zu erneuten Moderhinkefällen, der Verursacher blieb unbekannt. Die wichtigsten Massnahmen wie sauberer Klauen-schnitt, die Entsorgung des Klauenhornmaterials, wiederholte Klauenbäder sowie die Quarantäne der zugekauften Zuchtböcke aus nicht sanierten Betrieben wurden von den Betriebsleitern minutiös umgesetzt.
Sauber und konsequent vorgehen
Für die Sömmerung 2018 entschieden sich die vier Bestösser: Wenn einer am Auffuhrtagmit seinen Schafen nach dem Klauenbad einen Krankheitsfall hatte, sollte dieser mit der ganzen Herde heimgehen. So passierte es auch, dass ein Bestösser die Alp frühzeitig verlassen musste.
Ab Herbst beschlossen dann die drei Bestösser das offizielle Moderhinkeprogramm des Beratungs- und Gesundheitsdienstes für Kleinwiederkäuer (BGK) einzuführen (siehe Kasten), um alle Bekämpfungsschritte wie die Überwachung mit Tupferproben und übrige Massnahmen regelmässig durch einen Experten überprüfen zu lassen.
Moderhinke kann nie ganz bekämpft werden
«Die Sonnenseitenlage unseres Betriebes und damit die trockenen Böden sowie die Absenz von matschigen Stellen sind gewichtige Vorteile bei der Vorbeugung der Moderhinke in unserer Schafherde», sagt der Betriebsleiter. «Ein strenges Weidemanagement mit maximal vier bis fünf Tagen Bestossungszeit auf der gleichen Fläche sowie kurze Treibwege und die peinliche Disziplin mit dem Schuhwechsel haben uns die Sicherheit gegeben.» Solange keine Ehrlichkeit mit sich selbst und den anderen bestehe, werde es nicht gehen, sagt der Züchter nachdenklich. «Die Moderhinke wird in der Schweiz nur dann ausgemerzt werden können, wenn alle Vorbeugungsschritte sauber und seriös mit viel Fleiss durchgeführt, der Aufwand nicht gescheut und die Folgen immer durchdacht werden», ist Manuel Weissen überzeugt.
So wird Moderhinke vorgebeugt und bekämpft
Die Moderhinke wird durch das Bakterium Dichelobacter nodosus verursacht. Im Klauenhorn von Wiederkäuern kann es sich unter Luftabschluss vermehren und Substanzen produzieren, die das Gewebe ablösen – es entsteht ein faulig-süsser Geruch. Ausserhalb der Klaue überlebt das Bakterium je nach Umgebung max. vier Wochen.
Mögliche Ansteckungswege
Die Ansteckung mit Moderhinke erfolgt meistens über den Kontakt mit erkrankten Schafen, durch Tierzukäufe, Kontakt an Ausstellungen sowie auf Gemeinschaftsweiden oder Alpen. Des Weiteren ist eine Infektion möglich durch:
- Ungereinigte Klauenwerkzeuge und abgeschnittene Klauenteile
- Nicht gereinigte Transportfahrzeuge und gemeinsame Triebwege.
Die Ansteckung wird gefördert durch:
- Umgebungstemperaturen über 10°C
- Feuchte bis nasse Böden
- Hohe Bestossungsdichte
- Verletzungen im Bereich der Zwischenklauenhaut
- Schlechte Klauenpflege.
Symptome einer Infektion
Wenn Schafe sich mit der Moderhinke angesteckt haben, lahmen sie und gehen beim Weiden auf ihre Vorderknie. Um sicherzugehen, ob ein Schaf infiziert ist, werden Tupferproben fürs Labor genommen.
Vorbeugen und bekämpfen
Zur Vorbeugung und zum Schutz der gesunden Herde:
- Die Klauenpflege regelmässig durchführen.
- Tiere nur aus gesunden («Modehinke-negativen») Herden zukaufen.
- Neuzukäufe mittels Tupferproben untersuchen, bevor sie in die Herde integriert werden.
- Nur «Moderhinke-negative» Bestände gemeinsam sömmern lassen.
Der Krankheitserreger kann mit einer Herdensanierung und mit einer anschliessenden Überwachung eliminiert werden – und das ohne Antibiotika-Einsatz. Das Sanierungsprogramm besteht aus:
- Klauenschnitt
- Klauenbad
- anschliessenden Hygienemassnahmen.
Nach Abschluss der Behandlungen muss eine Kontrolle mit Tupferproben durchgeführt und ins Labor eingeschickt werden. Ausgebildete Moderhinke-Berater vom Beratungs- und Gesundheitsdienst für Kleinwiederkäuer (BGK) können zur Unterstützung während der Sanierung und zur Abschlusskontrolle beigezogen werden. ke/pd
Ausführliche Informationen auf der Website des Beratungs- und Gesundheitsdienst für Kleinwiederkäuer (BGK): hier.
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Schafe, die unter Moderhinke leiden, gehen beim Weiden auf die Vorderknie. (Bild Beratungs- und Gesundheitsdienst für Kleinwiederkäuer)