«Die Kuh ist bereits eingesperrt, wir können also direkt in den Stall zum Klauenstand gehen», sagt Daniel Popp zur Begrüssung. Er unterbricht sogleich seine Arbeit, Weidepfähle neu zu sortieren. Popps Klauenstand ist der Grund für den Besuch der BauernZeitung auf seinem Betrieb in Altstätten SG. Es ist kein gewöhnlicher Klauenstand, in den das Vieh hineingetrieben wird: Der «Speed-Fix»-Klauenstand wird am Fressgitter montiert und zur Decke hochgezogen. Für den Einsatz kann er mit einer elektrischen Seilwinde heruntergefahren werden. Auf diese Weise kann die Klauenbehandlung erfolgen, während die Kuh im Futtergitter eingesperrt ist. 

«Wir hätten uns auch mit Milchkühen für dieses System entschieden.»

Daniel Popp auf die Frage, ob der Kauf des neuen Standes wegen der Umstellung getätigt wurde.

So schneidet Daniel Popp seiner bis 60-köpfigen Mutterkuhherde – einige Tiere gehören einem befreundeten Landwirt – seit drei Jahren die Klauen. Davor hielten sein Vater und er Milchkühe im alten Stall, den sie wiederum drei Jahre zuvor in einen Laufstall umgebaut hatten. 2017 /18 wurde zusätzlich ein neuer Mutterkuhstall errichtet. Nach dem Aufbau einer Mutterkuhherde wechselte Daniel 2019 endgültig zur Mutterkuhhaltung, da ihm persönlich dieses «eher natürlichere System» besser zusagt. «Die Umstellung des Klauenstandsystems hatte jedoch nichts mit dem Wechsel von Milch- auf Mutterkühe zu tun», erwähnt Popp. 

Betriebsspiegel Familie Popp

Name: Daniel und Barbara Popp mit Söhnen Manuel (3) und Dario (1)
Ort: Altstätten SG
LN: 36 ha, davon 4 ha Biobrotweizen, 2,5 ha Biosilomais und wenig Biospeisesoja Edamame, 29 ha Kunst- und Naturwiesen, Ökoflächen zur Futterproduktion sowie Weidefläche um das Betriebsgebäude
Viehbestand: 60 Mutterkühe
Produktion: hauptsächlich Natura-Beef
Abnehmer: Mutterkuh Schweiz, Viegut AG, Bischof Viehhandel AG

Kuh wird ruhig separiert

«Ich bin durch Facebook auf das System gestossen, welches in Österreich entwickelt wurde», sagt Daniel Popp und ergänzt: «Das mühsame Umhertreiben der Kühe, das wegfällt, da man die Kühe nicht in den Klauenstand treiben muss, empfand ich von Anfang an als klaren Vorteil.» Vorher arbeitete er noch mit einem herkömmlichen Stand, den er auch fix im Stall montiert hatte. Doch mit der Handhabung war er nicht zufrieden.

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Auf die Frage, wie viel Zeit er denn konkret einspare, entgegnet er: «Genau kann ich diese Frage nicht beantworten. Mir geht es vor allem darum, dass ich die Möglichkeit habe, die Kuh ruhig zu separieren und mit etwas Futter ins Fressgitter zu locken, so dass sie zur Behandlung bereitsteht.» Diese Arbeitserleichterung sei der Hauptgrund für die Umstellung gewesen. Zudem stimmen die Arbeitshöhe des Klauenstandes und die elektrische Fusswinde gut mit seinen Wünschen überein.  

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«Ich bin gut ausgerüstet. Strom und Wasser habe ich in der Nähe, das Behandlungsmaterial ist in Griffnähe», so Popp. Material wie Winkelschleifer und Klauenmesser könnten zwar am Klauenstand selbst verstaut werden, doch um die komplette Ausrüstung beisammenzuhaben, nutzt er lieber ein mobiles Schränklein. Erst genügte ein Wandschrank in der Nähe, doch als er sich einen zweiten «Speed-Fix» anschaffte, wollte er nicht jedes Mal das Futtertenn kreuzen, um auf das Material zugreifen zu können. 

Nichts für viele Tiere

«Ich halte meinen Tierbestand in zwei Gruppen aufgeteilt. Um unnötiges Umhertreiben zu vermeiden, machte es für mich Sinn, einen zweiten Speed-Fix anzuschaffen», so Popp. Für ihn sei es nicht entscheidend, möglichst schnell den ganzen Bestand zu behandeln, er konzentriere sich auf Einzeltiere.

Diese Strategie passe zu dieser Art von Klauenstand: Mit dem Speed-Fix sei man zwar flexibel und könne schnell reagieren, wenn eingegriffen werden müsse. Doch um viele Tiere in kurzem Zeitraum zu behandeln, sei es nicht die richtige Lösung. Das Fixieren mehrerer Kühe hintereinander am richtigen Fressplatz und das Rauf- und Runterlassen des Standes sei dann zu aufwendig. 

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Arbeitsspitzen können vermieden werden

Auf ein einfaches, gut bewährtes System setzt Daniel Popp auch bei der Fütterung: Er besitzt keinen Futtermischwagen, sondern legt das Futter mit dem Hoflader vor. Dabei nimmt er mit der Zange von allen Futterkomponenten und bringt diese so zur Futterachse. «Natürlich wird die Ration dann nie so homogen wie eine Mischung, aber letztlich wird doch immer praktisch alles aufgefressen und die Struktur des Futters wird vollumfänglich erhalten», meint er dazu. 

Da durch diese Arbeitsweise mit dem Speed-Fix-Klauenstand Arbeitsspitzen vermieden werden, kann Daniel Popp die ganze Klauenpflege ohne externe Hilfe meistern. Gibt es weitere Nachteile des schnell fixierenden Klauenstandes? «Manchmal, wenn die Kühe ihr Hinterteil zur Seite werfen, sprich ungeduldig werden, kann ich den Klauenstand nicht so gut über das Tier herunterlassen», bemängelt er.

Die Kosten halten sich im Rahmen

Und wie sieht es mit der Finanzierung eines Speed-Fix-Klauenstandes aus? Daniel Popp beantwortet diese Frage folgendermassen: «Die beiden Klauenstände haben mich je um die 4000 Franken gekostet – also im normalen Rahmen, vergleichbar mit anderen Ständen. Zudem können Behandlungsstände, welche in der Mutterkuhhaltung üblich sind, im Vergleich viel teurer sein.» Auf jeden Fall lohnt sich ein gut eingerichteter Ort im Stall mit einem fixen Klauen- oder Behandlungsstand, egal welches Modell, meint er abschliessend.

«Der Stand sollte dem Tier angepasst werden» [IMG 5]

Beat Fenner, was halten Sie vom Speed-Fix-Klauenstand?
Beat Fenner: Für mich ist es sehr wichtig, dass lahme Kühe sofort behandelt werden, das geht auch mit diesem System. Leider habe ich bisher keine Erfahrung mit dem Speed-Fix-Klauenstand gemacht.

Welches Klauenstandsystem ist für die Ergonomie der Kuh am besten geeignet?
Wenn man verschiedene Rassen schneidet, ist die Anpassung an die Grösse mit dem Kippstand am einfachsten. Es gibt aber auch sehr gute Durchtreibestände. 

Welchen Klauenstand würden Sie allgemein empfehlen? 
Der Stand sollte dem Tier angepasst werden können oder für die eigenen Tiere passen. Für die heute zum Teil grossrahmigen Tiere passen einige ältere Modelle nicht mehr. 

Treten Klauenverletzungen aufgrund von unkorrektem Klauenschneiden auf?
Nein, das ist mir nicht bekannt. Heute gibt es aber auch eine sehr gute Ausbildung, wie z. B. bei unserer Vereinigung.

Ist es besser für die Klauengesundheit, wenn häufiger individuell behandelt wird, statt den ganzen Bestand zu fixen Zeiten zu behandeln? 
Das Klauenpflegeintervall muss dem Haltungssystem angepasst werden, da kann man keine generelle Aussage machen. Tiere mit Klauendeformationen benötigen ein kürzeres Intervall von etwa vier Monaten.