Die Trennung von Kot und Harn ist eine wichtige Massnahme, um die Ammoniakemissionen in Rindviehbetrieben zu reduzieren. Der Bund unterstützt das deshalb auch finanziell. Die Massnahme nützt aber auch den Tieren. Wenn die Kühe in einem Laufstall auf einem rutschfesten Boden gehen können, fühlen sie sich sicher und entspannt. In jedem Stall wird die Laufflächengestaltung früher oder später ein Thema. Mit der Zeit werden die Böden glatt und entlang der Fressachse bilden sich Urinpfützen, welche einer guten Klauengesundheit nicht zuträglich sind. So auch im Stall des Gutsbetriebes des Berufsbildungszentrums Natur und Ernährung (BBZN) Hohenrain.

Erstmals in der Schweiz

Der Gutsbetrieb ist in die Aus- und Weiterbildung integriert, deshalb ist eine zukunftsweisende, nachhaltige und produktive Tierhaltung wichtig. Aus diesem Grund entschied sich das BBZN für ein neues Produkt: die Gummimatte «profiKURA 3D». Die wurde Ende Juli eingebaut.

Erst seit dem Frühjahr 2021 bietet die deutsche Firma Kraiburg diese neue Laufgangmatte an. Gummimatten lassen das Einsinken der Klauen zu und geben den Kühen somit Halt und Sicherheit. Die Kühe bewegen sich deshalb so, wie sie es auf der Weide tun.

Weniger Ammoniak

Die Gummimatte hat ein integriertes Gefälle von drei Prozent zur Laufgangmitte hin. Dadurch wird der Urin rasch abgeleitet und sorgt für einen trockenen Boden. Durch die rasche Trennung von Kot und Harn, kombiniert mit einer hohen Reinigungsfrequenz des Breitschiebers, werden die Ammoniakemissionen gesenkt und die Luftqualität im Stall verbessert. Der Urin fliesst vom Fressgitter und auf der anderen Gangseite von den Liegeboxen weg. In der Mitte bei der Führungsschiene der Entmistung sammelt er sich. Bei Neubauten wird der Einbau von Laufflächen mit seitlichem Gefälle in Kombination mit Harnsammelrinnen deshalb empfohlen und finanziell unterstützt. Mit den Gummimatten kann jedoch auch in bestehenden Ställen eine Emissionsreduktion erreicht werden. Der Einsatz ist auch bei Neubauten möglich, aufwendiges Betonieren von Gefälle fällt weg.

Schieber wurde ersetzt

Der Laufstall des Gutsbetriebes ist älteren Datums. So wie es dazumal üblich war, weisen die Quergänge einen Absatz auf, welcher nun für die Montage von Vorteil war. Am höchsten Punkt sind die Matten 6 cm hoch und am tiefsten Punkt 1,5 cm. Die Montage konnte somit ohne Anpassungen der Durchgänge und des Melkstandausgangs erfolgen. Der bestehende Schieber hätte auf das Gefälle angepasst werden können. Da er aber 25 cm hoch und durch den Gebrauch ziemlich abgeschliffen war, wurde entschieden, einen neuen Schieber mit einer geringeren Höhe einzubauen.

Potenzial ist abzuklären

Hinsichtlich der Emissionsreduktion ist die Lieferfirma mit der Agroscope in Abklärung, da die bestehende Rinne nicht ausgewechselt wurde und somit das Volumen nicht einer Harnsammelrinne entspricht. Das Reduktionspotenzial kann deshalb noch nicht genau abgeschätzt werden.

In der Praxis muss sich diese Matte nun bewähren. Es wird sich zeigen, ob der Schieber eventuell eine Schmierschicht hinterlässt, weil der Urin rasch abfliesst. In diesem Fall müsste trotz einer optimalen Oberfläche mit hoher Rutschfestigkeit ein Sprinkler montiert werden.

Dennoch überwiegen die vielen Vorteile: Die trockene Oberfläche unterstützt die Klauengesundheit und die weichen Matten fördern das natürliche Verhalten der Tiere. Das Tierwohl wird verbessert und die Umwelteinwirkungen durch Ammoniak reduziert.

 

Einsatz wird im Kanton Luzern besonders beworben

Der Einsatz der neuen Laufgangmatte in der Schweiz, insbesondere im Kanton Luzern mit der hohen Ammoniakbelastung, habe höchste Priorität, schrieb im Januar 2021 Jürg Wiesendanger, Exportmanager der deutschen Firma Kraiburg Elastik GmbH, an den Luzerner Fachexperten Ammoniak, Markus Bucheli. Dieser empfahl den Gutsbetrieb des BBZN Hohenrain, um schweizweit den ersten Betrieb mit den neuen Gummimatten auszustatten. Ende Juli fand nun der Einbau statt, auf die Erfahrungen darf man gespannt sein. Vorgestellt wurde das Produkt Profikura 3D erstmals an der diesjährigen digital durchgeführten EuroTier. Im Frühjahr wurde mit dem Verkauf gestartet. Gummimatten auf Laufgängen würden die Bewegung fördern, die Futteraufnahme und Milchleistung erhöhen und die Brunsterkennung verbessern. Neben der tiergerechten Weichheit und dank der Neigung des Gummibelags trockeneren Klauen wird auch die Senkung der Ammoniakemissionen in der Werbung hervorgehoben.