Das Programm Graslandbasierte Milch- und Fleischproduktion (GMF) ist ein Erfolgsmodell. Die Beteiligung am 2014 eingeführten Graslandprogramm ist sehr hoch: Sie liegt bei zirka 3/4 der Grünlandfläche und 2/3 der Betriebe.

Politisch korrekte Fütterung

Dieser Erfolg ist gleichzeitig ein Problem. Das Programm ist so strukturiert, dass zahlreiche Betriebe mitmachen können, ohne gross etwas an ihrem Fütterungsregime zu ändern. Das zeigt zwar einerseits, dass die Schweizer Tierhalter bereits sehr politisch korrekt füttern. Dieser Sachverhalt rief aber gleichzeitig die Kritiker auf den Plan. Sie monierten, dass Geld für eine Leistung verteilt werde, die ohnehin schon erbracht werde.

Dies fand auch in einem Bericht von Agroscope 2018 Widerhall: «Die Evaluation der bestehenden Kriterien der GMF zeigte die ungenügende Wirkung im Bereich des Kraftfuttereinsatzes, des Grasanteils sowie beim Silomaisanteil in der Wiederkäuerproduktion auf».

Deshalb sieht man beim Bund nun Handlungsbedarf und will mit der AP 22+ GMF anpassen: «Mit einer abgestuften Begrenzung der Rohproteinzufuhr soll eine einfachere und besser kontrollierbare Massnahme eingeführt werden», heisst es in der Botschaft des Bundesrats zum Produktionssystembeitrag «Begrenzung der Rohproteinzufuhr». Eine Übersicht über die Produktionssystembeiträge finden Sie hier. 

Drei Stufen sind geplant

Gefragt nach der konkreten Ausgestaltung dieses Stufenmodells geht man beim Bundesamt für Landwirtschaft noch nicht in Details: «Es ist mehr als eine ­Stufe der Begrenzung der Rohproteinzufuhr vorgesehen und daher wird es Futtermittel geben, welche aufgrund ihres durchschnittlichen Gehalts an Rohprotein in der Trockensubstanz nicht eindeutig einer Stufe zugeordnet werden können», heisst es in der Antwort auf die entsprechende Frage. «Solche Futtermittel inklusive der Nebenprodukte aus der Lebensmittelindustrie werden in einer Liste für die entsprechende Stufe geführt», heisst es in der Antwort weiter.

Wenn man ein wenig in der Branche rumfragt, wird man ein bisschen schlauer. Offenbar sind drei Stufen Rohproteingehalt mit unterschiedlichen, aber noch nicht festgelegten Beitragsniveaus vorgesehen: 0, 12 und18 Prozent Rohprotein-Zufuhr.

Mit diesem System will man eine standortangepasste Tierproduktion fördern. Dabei soll laut gewöhnlicherweise gut informierten Quellen für die Nullprozent-Stufe eine Austausch-Möglichkeit für Raufutter zwischen den Betrieben auf regionaler Ebene möglich bleiben. Hier spricht man momentan von einem Maximalradius von 15 Kilometern. Für die 12- und 18-Prozentlimite gibt es dann je eine längere Liste von Futtermitteln, welche zugelassen sind.

Kontrolle mittels Analyse

Auf die Frage der Kontrollierbarkeit des neuen Systems erklärt das BLW, dass die zugeführten Futtermittel den entsprechenden Gehalt an Rohprotein pro Kilogramm Trockensubstanz nicht überschreiten dürften. «Dies kann mittels Futtermittelanalyse geprüft werden», so das Amt.

Ein Pluspunkt des neuen Systems ist sicher, dass die engen Restriktionen für Mais wegfallen. Dies war einer der Hauptkritikpunkte am bisherigen GMF in der gesamten Branche bis weit in den Biosektor. Neu wird man Mais jeder Art gemäss den vorliegenden Angaben ins 12-Prozent-Programm kommen. Angesichts der Komplexität der geplanten Weiterentwicklung, sind hier noch einige Diskussionen zu erwarten.