Alle Jahre wieder wird auf dem Landwirtschaftsbetrieb ein Buchhaltungsabschluss erstellt. Zugegeben, der Jahresabschluss ist keine leichte Bettlektüre, lässt aber – nebst der Erfüllung der steuerlichen Aufzeichnungspflicht – Rückschlüsse auf die finanzielle Fitness des Betriebs zu.
Angesichts des Aufwandes beim Erstellen des Buchhaltungsabschlusses macht es Sinn, die Daten breiter als nur für Steuerzwecke zu nutzen. Oft fehlt den Betriebsleitenden zwar nicht das nötige Wissen, jedoch die Routine um eine umfassende Analyse und Interpretation vorzunehmen. Mit der Analyse von einigen Kennzahlen ist es möglich, die finanzielle Fitness des Betriebs zu beurteilen.
Nur decken reicht nicht
Das Gesamtergebnis setzt sich zusammen aus dem Einkommen des Betriebs und allfälliger Nebeneinkommen. Nach Abzug des Privatverbrauchs resultiert die Eigenkapitalveränderung. Diese kann positiv oder negativ ausfallen (das hiesse, von der Substanz leben). Es reicht nicht, wenn das Gesamteinkommen nur den Privatverbrauch zu decken vermag.
Unabdingbar sind regelmässige Einzahlungen in die Vorsorge und die Amortisation von Fremdkapital. Im Durchschnitt über mehrere Jahre sollte ein Haupterwerbsbetrieb eine Eigenkapitalbildung von mindestens 20'000 bis 30'000 Franken aufweisen.
Stärken und Schwächen
Analysieren heisst vergleichen. Um Stärken und Schwächen unter den einzelnen Ertrags- und Kostenpositionen zu erörtern, sind Vergleiche mit anderen, ähnlich gelagerten Betrieben nötig. Für diesen sogenannt horizontalen Vergleich stehen die zentralen Auswertungen von Agroscope oder von Buchhaltungsringen zur Verfügung.
Vergleiche mit eigenen Ergebnissen aus Vorjahren werden vertikaler Vergleich genannt und geben Auskunft über die eigene Entwicklung. Sie helfen bei der Überprüfung der Zielerreichung.
Ein Unternehmen muss immer liquid sein, das heisst genügend Geld haben, um den laufenden Verpflichtungen termingerecht nachzukommen. Die vorhanden flüssigen Mittel am Bilanzstichtag erlauben eine begrenztaussagekräftige Beurteilung. Je nach Betriebstyp unterliegt die Liquidität grossen saisonalen Schwankungen.
Gesunde Liquidität
Mit einer gesunden Liquiditätsreserve und dem fristgerechten Begleichen aller Rechnungen lässt sich viel Ärger vermeiden und auch Geld sparen. Denn so kann man von Skonti profitieren und das Vertrauen bei den Lieferanten hochhalten.
Die flüssigen Mittel und die Forderungen sollten zusammen mindestens zwei- bis viermal so hoch sein wie die offenen Rechnungen, damit die Liquidität als genügend beurteilt werden kann.
Der Cashflow sind die aus der Umsatztätigkeit erzielten flüssigen Mittel. Angestrebt wird ein Mindestwert von 2500 Franken pro Hektar. Aus dem Cashflow können Neu- und Ersatzinvestitionen finanziert sowie Schulden amortisiert werden.
Wird der Cashflow durch die effektive Verschuldung geteilt, ergibt sich der Verschuldungsfaktor. Dieser besagt, wie viele Jahre der Cashflow für die Amortisation eingesetzt werden muss, um schuldenfrei zu sein. Angestrebt wird ein Verschuldungsfaktor von unter acht.
Wichtig in der Bilanz
Die Bilanz gibt Auskunft über das Vermögen und dessen Finanzierung. Eine wichtige Grösse ist der Eigenfinanzierungsgrad. Damit wird gemessen, welcher Anteil des Vermögens mit Eigenkapital finanziert ist.
Junge Betriebsleitende, die sich für die kürzlich erfolgte Betriebsübernahme verschulden mussten, sollten einen Eigenfinanzierungsgrad von 20 bis 40 Prozent aufweisen. Bei der Hofübergabe liegt der Eigenfinanzierungsgrad idealerweise bei 60 bis 100 Prozent. Bei der Interpretation dieser Kennzahl sind auch der Zustand der Gebäude und die Investitionen der letzten Jahre zu beachten.