«Ich weiss jetzt noch gar nicht, wozu ich den Abschluss einmal brauchen werde. Trotzdem möchte ich nicht missen, was ich dabei alles gelernt habe», sagt Erna Köfer (51). Die Bäuerin aus Schlatt AI schloss vergangenen Juli die dreijährige Ausbildung zur diplomierten Agrokauffrau HF ab. Sie begleitete ihre Tochter ans Zulassungsgespräch. «Dabei erfuhr ich so viel Spannendes über den Lehrgang, dass ich mich kurzerhand anmeldete.» So kam es, dass Mutter und Tochter gemeinsam einmal in der Woche die Schulbank drückten.

Stolz auf ihre erbrachte Leistung

Erna Köfer sagt über sich, dass sie nicht unbedingt ein Zahlen- oder ein Büromensch sei. «Ich musste viele Stunden für den Abschluss lernen, der fiel mich nicht einfach so in den Schoss.» Die vierfache Mutter büffelte französische Vokabeln, Informatikformeln, Buchhaltung, Marketing, Agrarhandel, Agrarwirtschaft und einiges mehr. Wenn sie von ihrer Weiterbildung spricht, spürt man, dass sie stolz auf ihre Leistung ist. Besonders gefällt ihr, dass sie die globalen Zusammenhänge der Landwirtschaft besser versteht. Obwohl die Schultage lang waren, sei das jeweils wie ein Freitag für sie gewesen.

«Den Boden und den Kuhstall verpachteten bereits meine Eltern an einen Nachbarn, die Schweinehaltung führten sie weiter», erzählt die Bäuerin. Als sie den Betrieb 1999 übernahm, führte sie ihn so weiter,bis 2009 Tierschutzvorschriften im Kuhstall anstanden. Mit dem Pächter konnte eine innere Aufstockung erarbeitet und für 20 Jahre eine ÖLN-Gemeinschaft in einem Mietverhältnis realisiert werden. «Das ist eine super Sache, wir haben es sehr gut zusammen.»

Im neuen Stall sind ebenerdig die Milchkühe und im ersten Stock die Zuchtschweine untergebracht. Um letztere kümmert sich Erna Köfer. Die Arbeit mit den Sauen gefällt ihr. «Frauen und Sauen erhalten das Land», sagt sie schmunzelnd.

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Eine Landfrauen-Reise nach Island

Als Betriebsleiterin war es für Erna Köfer unumgänglich, die Ausbildung zur Bäuerin mit Fachausweis zu absolvieren. Die vielseitige Ausbildung berechtigt sie seit 2002 Direktzahlungen und Investitionskredite zu beziehen. Ihr Mann ist Chauffeur und nicht auf dem Hof tätig. Natürlich springt er ein, wenn Not am Mann ist.

«Ich finde, dass ich trotz der Arbeit viel Freizeit habe», denkt die Schweinezüchterin laut. Ihre freie Zeit investiert Erna Köfer in den Kirchenchor, sie ist dort Präsidentin. Sie spaziert gerne, näht und sie mag es zu kochen. 2013 machte sie sogar bei der Sendung Landfrauenküche mit. «Seit vier Jahren schickt das Fernsehen Landfrauen auf Reisen. Ich dachte, das wäre auch noch etwas für mich», meint sie schelmisch.

Als hätten die Verantwortlichen von Ernas Wunsch Windbekommen, meldeten sie sich bei ihr. «Kurz nach der letzten Prüfung ging es los. Das war wie ein Geschenk zum Abschluss als Agrokauffrau.» Die Reise ging nach Island. Gegen Heim- und Bauchweh packte sie eine Flasche Appenzeller ein, doch die brauchte sie gar nicht. «Es war genial.»

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Seit 20 Jahren sind ihre Leidenschaft Teigwaren

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Seit 20 Jahren produziert Erna Köfer Eiernudeln für den Verkauf. «Eine Freundin machte mich auf das Produkt aufmerksam. Ich fand das eine interessante Idee und probierte es aus.» Zu Beginn verarbeitete sie noch Eier von ein paar wenigen, eigenen Hühnern. Unterdessen kauft sie bei einem Kollegen Brucheier zu, da die Produktionsmenge kontinuierlich steigt.

Die Teigwarenmaschinen wurden im Laufe der Zeit auch immer grösser und leistungsfähiger. Besonders stolz ist die Bäuerin, dass sie zu hundert Prozent Schweizer Getreide für ihre Produkte verwendet.

[IMG 2]Ein grosser Teil des oberen Stockwerks ihres Hauses wird von der Teigwarenproduktion als Lager in Beschlag genommen. Ein Zimmer ist eigens als Trocknungsraum eingerichtet. Immer wieder probiert sieneue Geschmacksrichtungen aus: «Für die Adventszeit habe ich Nudeln mit Anis gemacht. Das war ‹choge fein›!» Sie benutze kein Pulver zum Würzen, alle Zutaten seien frisch. Verpacken tut sie von Hand. «Das ist eine ‹Riesenbüetz›.» Eine Etikette mit einem netten Spruch darauf ziert jedes Nudelpack. Einen Hofladen hat sie nicht, aber seit Anfang Jahr läuft ihre Website mit Onlineshop.

Viele Ideen für die Zukunft

Wie es mit dem Hof weitergehen wird, weiss Erna Köfer noch nicht so genau. Zurzeit hofft sie, dass sich die Afrikanische Schweinepest, die bereits im nahen Ausland grassiert, beruhigt und die Schweiz nicht zu hart trifft. «Wenn die in der Gegend ist, kann es sein, dass ich für eine Weile keine Schweine mehr halten kann.»

Ihr Nachbar, mit dem sie die ÖLN-Gemeinschaft hat, wird einige Jahre vor ihr pensioniert. «Bis es so weit ist, wird sich bestimmt zeigen, wozu ich die Ausbildung gemacht habe», meint sie. Obwohl, so richtig vorstellen will sie es sich nicht, wie es wäre, angestellt zu sein. «Vielleicht eröffne ich auch einfach einen Hofladen oder ein Bed und Breakfast. Oder ich zügle mit der Nudelproduktion in den Schweinestall.»

Weitere Informationen: www.ernas-teigwaren.ch