«Ja, ich habe gehofft und erwartet, dass ich eines Tages Holstein-Meisterzüchter werde», sagt Sébastien Haldimann vom Hof Le Patalours in Les Enfers lächelnd. «Aber ich dachte nicht, dass es so schnell passieren würde.» Er sei überrascht und freue sich mit seiner Familie.
Hof Le Patalours
Name: Sébastien Haldimann
Ort: Les Enfers JU
Fläche: 27 ha, davon 18,5 ha Pachtland; zusätzlich dürfen sie Wiesland der Gemeinde benutzen
Holsteinzucht: Milchproduktion (22 Kühe), Aufzucht (rund 25 Jungtiere); Fettgehalt 3,85 Prozent; Eiweissgehalt 3,21 Prozent; Standardlaktation 9006 Kilogramm im 2021; Zellzahlen unter 80'000
Tiere: 6 Ziegen für Landschaftspflege, 5 Shetland Zuchtponys, 2 Freiberger Zuchtstuten, 2 Berner Sennenhunde
Arbeitskräfte: Ehefrau Martine und Kinder Sabrina (15) und Grégory (12)
Produktionsart: ÖLN
Mit bereits 12 Jahren den Hof übernommen
Seine Grosseltern kamen 1968 aus der Deutschschweiz in den Kanton Jura (bis 1979 Kanton Bern). Sie hielten anfänglich Simmentaler Kühe. Im Jahr 1988 verstarb der Vater – da war Sébastien zwölf Jahre alt. Zusammen mit einem Schulkollegen kümmerte er sich um die Weiterführung des Hofs. Im Gegensatz zu seinem Sohn Grégory (12) wollte er immer Bauer werden. «Mein Sohn sagt, seit er reden kann, Bauer werde er nie», verrät der Vater. Er helfe im Stall, ohne zu murren, aber Landwirt, nein! Tochter Sabrina (15) dagegen arbeitete von klein auf gerne mit den Tieren. Bei der Berufswahl schlug sie trotzdem eine andere Richtung ein: Im August beginnt sie in Tramelan ihre Lehre als Kaminfegerin.
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2004 heiratete Sébastien Martine Dubail, Bauerntochter aus einem Nachbardorf; den Hof hatten sie bereits 2000 übernommen. Martine arbeitete weiter auswärts. «Das war nötig», sagt sie, «wir hätten den Hof sonst nicht kaufen können.» Sie geht auch heute aus finanziellen Gründen weiter einer 75-Prozent-Beschäftigung nach. So konnte sich die Familie im Jahr 2019 eine neue Küche leisten. Martine lacht: «Es war an der Zeit, schliesslich stammte die vorhergehende aus der Epoche, als Küchen noch eng und dunkel waren.» Die Arbeitszeit kann sie sich selbst einteilen, weil diese auf der Basis der Ganzjahresarbeitszeit errechnet wird.
«Holsteinkühe passen gut zu uns»
Warum halten Sie Holsteinkühe, fragen wir den Züchter. «Weil es elegante grosse Kühe sind, weil sie viel Milch geben, weil sie auf unseren Hof passen», sagt Sébastien Haldimann überzeugt. Die BauernZeitung fragt weiter, ob die hügelige raue Gegend der Freiberge nicht eher eine robustere Rasse verlangen würde. «Nein», meint er weiter überzeugt, «Holstein sind anpassungsfähig. Sie haben keine Probleme mit der Standfestigkeit.» Überdies setze er auf hohe Milchqualität anhand der idealen Zellzahl.
«Holstein sind anpassungsfähig und standfest»
Sébastien Haldimann zur Frage: Verlangt die raue Gegend nicht robustere Rassen?
Die Stiere wechselt er jährlich, das sei Teil seiner Strategie. So stand in den letzten zwölf Jahren stets ein Stier im Stall für den Natursprung, als letzter Patalours Petit Coeur Calvados Calva 13.01.2020 (Sohn des Blondin C Calvados 11.03.2017). Samendosen wurden früher eingesetzt unter anderen von Roylane Jordan 01.05.1996 und Mr Chassity Gold Chip 04.09.2009. Momentan steht kein Stier im Stall, weil der Züchter daran denkt, auf Spermasexing umzustellen.
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Für einen kleineren Teil der Herde will er einen Fleischstier kaufen für Natursprung. Die Kühe, welche die Zucht stark geprägt haben, waren Patalours Shandy Mina (09.01.2000) vorzüglich 2006 (als Sabrina zur Welt kam), Patalours Roy Maribel (12.09.2009), Patalours Beacon Muscade (12.02.2013), und besonders Patalours Spirit Gabriel Miss (04.03.1992). Letztere wurde an der Suisse Expo in La Chaux-de-Fonds NE präsentiert, die anderen mehrmals an der ARC Saignelégier JU. Die gesamte Milch liefern Haldimanns seit 1995 an die Fromagerie de Saignelégier SA, wo der feine Tête de Moine kreiert wird.
Erfolgreich ohne Landwirtschafts-Abschluss
Die Familie ist zufrieden mit ihrer Situation. «Nein, die Abgeschiedenheit und die vier bis fünf Wochen ohne Sonne im Dezember/Januar machen uns nichts aus», sagen sie. Sie seien es gewöhnt. Sébastien war es nicht möglich, die ganze Ausbildung als Landwirt zu absolvieren, weil er sich als Betriebsleiter nicht winterlang vom Hof freistellen konnte. Umso mehr ist er stolz, dass er es mit seiner Zucht weit gebracht hat.
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Wenn sie gesund bleiben, wollen sie weiter melken. Hier meldet sich Martine: «Wenn wir ausrechnen würden, was wirfinanziell mehr herausholen könnten, müssten wir heute noch auf Mutterkühe umstellen.» Sébastien erklärt bestimmt: «Es können nicht alle auf Fleisch umstellen, jemand muss in diesem Land noch Milch produzieren. Das ist meine Leidenschaft.» Die beiden wünschen sich, dass die Bevölkerung einheimische Produkte wieder mehr wertschätzt. Nicht nur in Zeiten der Pandemie. «Es tut mir weh», sinniert Sébastien, «wenn ich lese, dass bei den Hofläden der Umsatz bereits wieder sinkt.»