Mitten im städtischen Berner Vorort steht ein Bauernhaus. Dort wohnen Hans und Michael Rohrbach mit ihren Familien. Sie führen einen reinen Ackerbaubetrieb in einer Generationengemeinschaft. 40 ha Pachtland bewirtschaften sie für sich. Eigenland ist nur die Hofparzelle, erklärt Hans Rohrbach, der bald 60 wird.
Seit 30 Jahren im Lohn
In einer ÖLN-Gemeinschaft mit zwei anderen Betrieben bewirtschaften Hans und Michael Rohrbach insgesamt 90 Hektaren. Zudem hat Hans Rohrbach vor bereits 30 Jahren angefangen, im Lohn Kleinballen zu pressen. Das Lohnunternehmen ist seither stark gewachsen. «Agrarservice Rohrbach» hat heute ein breites Angebot an verschiedenen Arbeiten, das Ballenpressen ist nur ein Standbein.
Auch Gülle ist ein Arbeitsfeld. So holen Rohrbachs regelmässig Gülle ab, wo sie zu viel ist und pumpen diese in eine Grube, die noch Platz hat, oder in eine Biogasanlage. Aus diesem Grund besitzen die Unternehmer einen Lastwagen mit Transportfass, ein Transportfass für den Traktor und auch noch zwei weitere Güllefässer. Auch Verschlauchen gehört zum Angebot. Mit einem 1000 m langen Schlauchhaspel können sie Gülle ab Fass vom Feldrand oder aber direkt vom Gülleloch mit dem Schleppschlauch ausbringen. «Dies schont den Boden, weil wir dazu auch nur unseren kleinsten Traktor mit Doppelrädern benutzen», sagt Michael Rohrbach, der die Organisation für den Bereich unter sich hat. Nebst der Gülle gehört auch das Kalken, sowohl flüssig als auch fest, zu seinem Verantwortungsgebiet. Flüssiger Kalk fällt im Kieswerk an und wird direkt in die Gülle eingerührt, erklärt der 35-Jährige. «Ansonsten würde der Kalk gleich auf den Boden der Grube sinken. So jedoch bleibt er gebunden». Flüssigkalk wertet den Hofdünger auf und vermeidet Verbrennungen im Sommer.
Kartoffeln sind Leidenschaft
Am meisten Freude bereiten den Rohrbachs die Arbeiten im Kartoffelbau. Dies, weil sie selber 13 ha Industriekartoffeln anbauen. Doch bei ihnen ist der Kartoffelanbau speziell. Bereits seit 15 Jahren separieren sie die Erde, bevor die Kartoffeln gesetzt werden. Dabei werden zuerst mit einem Spezialpflug Beete geformt. «Die Leute fragen uns manchmal, ob wir jetzt auch noch Spargeln anbauen wollen», sagt Michael Rohrbach schmunzelnd. Nach dem Pflügen fährt eine Separiermaschine über die Beete, welche die Erde mittels Siebketten trennt. Dabei legt ein Förderband Steine und Erdmutten zwischen die Fuhren. Danach werden die Kartofflen mit einem zweireihigen Setzgerät gepflanzt. So entstehen aus dem breiten Beet wieder zwei Reihen Kartoffeln.
Betriebsspiegel
Name: Hans und Michael Rohrbach
Ort: Ostermundigen BE
Ackerfläche: 44 ha (90 ha in ÖLN-Gemeinschaft)
Viehbestand: 60 Freilandmastpoulets
Kulturen: 13 ha Kartoffeln (Industrie), zehn ha Zuckerrü- ben, Silomais, Getreide, Grünland
Traktoren John Deere: 6250 (250 PS), 7810 (200 PS); 6130 (150 PS); 6810 (120 PS), 6320 (100 PS) Fendt: 820 (200 PS))
Maschinen: Grubber, Scheibenegge, Kreiselegge mit Säkombination, Direktsämaschine, Maissämaschine, Rübensämaschine, Streifenfräs-Maissämaschine, Kartoffel-Damm-Pflug, Erdseparierer, Kartoffelsetzer, Kartoffelgraber (privat), zwei Transportfässer, zwei Güllefässer, Miststreuer und Kalkstreuer, Hackengerät, vier Pressen, usw.
«Das Separieren verbessert den Wasserhaushalt deutlich», erklärt Hans Rohrbach, «dadurch wurzeln die Kartoffeln viel schöner». Zudem versickere das Wasser auch in den Fuhren, wo die Steine liegen, viel besser. So könne man schneller wieder hindurchfahren. Der Hauptgrund, warum die Familie Rohrbach separiert, ist aber ein anderer. Es geht um die Effizienz und die Qualität beim Graben. Im Herbst gräbt die Familie Rohrbach ihre Kartoffeln mit einem zweireihigen AVR-Kartoffelvollernter. Dank des Separierens vor dem Setzen müssen die vier Leute hinten auf dem Graber keine Steine und Mutten mehr rausnehmen, sondern nur noch die Kartoffeln erlesen. «Die Qualität der abgegebenen Kartoffeln ist viel besser und wir haben deswegen weniger Abzüge beim Abliefern», sagt Hans Rohrbach. Zudem seien sie auch viel schneller beim Graben. «Unser Ziel sind zwei Hektaren am Tag», sagt Michael Rohrbach. Auch mit dem einreihigen Vollernter sei man deutlich schneller, wenn man separiert. Zudem wird die Maschine geschont, da keine Steine hindurch gehen.
Dieses Setzverfahren sei jedoch auch deutlich aufwendiger und es könne nicht am Hang angewendet werden. «Pro Tag kann man so maximal vier Hektaren separieren und setzen.» Für den Kunden koste dies doppelt so viel wie das All-in-One-Setzen.
Digital koordiniert
Auf dem Betrieb arbeiten zudem Anja Rohrbach, Michaels Frau, welche die Buchhaltung macht und einen Hofladen führt, sowie zwei Angestellte. Für die Koordination arbeiten sie mit dem «Agrarmonitor», einer Betriebssoftware für Lohnunternehmer. Jeder Mitarbeitende hat ein Tablet dabei und macht Aufzeichnungen. Das erleichtert die Rechnungsstellung.
Weitere Informationen: www.agrarservice-rohrbach.ch