Trockene Erde wird aufgewirbelt, als die Bodenfräse Anfang April über Stefan Krähenbühls Acker fährt. "Seit Wochen hat es hier nicht mehr geregnet, aber unterhalb der Grasnarbe ist der Boden feucht", sagt der Landwirt und sticht den Spaten in den Boden. Er hebt ein Stück des Schwemmlandbodens aus und zerreibt ihn mit den Fingern. Er ist bröselig und feucht. Regenwürmer zeigen sich.

Krähenbühl bearbeitet seinen Boden nur schonend. Auf den Pflugeinsatz verzichtet er wann immer möglich. Ebenso auf Glyphosat.

Neues ausprobieren

Seit 2010 führt Stefan Krähenbühl mit Frau Anita den Hof am Murtensee in Greng FR. Auf diesem Pachtbetrieb lebt und arbeitet die fünfköpfige Familie aktuell mit je drei Auszubildenden und Mitarbeitern. Der ausgeglichene Lehrmeister beschreibt sich selbst als einen recht experimentierfreudigen Menschen, der Neues wage, aber auch Altbewährtes zu schätzen wisse. So hatte er damals schon auf dem elterlichen Betrieb – 18-jährig – mit Direktsaat experimentiert. "Sozusagen, als diese noch in den Kinderschuhen steckte", sagt der heute 41-Jährige. Ihm war es schon immer wichtig, dass der Boden als Lebensgrundlage geschont wird. Deshalb setze er den Pflug nur noch sehr gezielt ein.

Pflugfrei auch ohne Herbizid

Bedingt durch die pfluglose Bodenbearbeitung wird im konventionellen Anbau normalerweise vor der Neuansaat zu Glyphosat gegriffen. "Es geht aber auch ohne", sagt Stefan Krähenbühl überzeugt. Denn seiner Meinung nach könne das Unkraut auch mit mechanischen Lösungen beseitigt werden. "Seit 10 Jahren setze ich den Grubber ein, seit 8 Jahren die Fräse. Glyphosat habe ich dabei nie gebraucht", erzählt er. Seitdem er auf Bio umgestellt hat, habe er Glyphosat nicht einmal mehr als Notanker im Ärmel.

Während Stefan Krähenbühl weiter erzählt, wird bereits auf seinem Acker gearbeitet. Flemming, ein Praktikant, fährt zur Demonstration ein kurzes Stück mit der Fräse ab. "Bei einem dichten Pflanzenbestand, wie hier nebenan auf der Pferdeweide, müssen wir den Boden erst einmal grasfrei bekommen, bevor wir etwas anpflanzen können. Wir setzen deshalb ein- bis zweimal die Fräse ein", sagt er und deutet auf seinen "fräsenden" Praktikanten. Wäre der Pflanzenbestand nicht so dicht, würde ein einmaliger Arbeitsgang ausreichen.

Erst fräsen, dann grubben

"Wir haben vor etwa drei Wochen das erste Mal den Acker gefräst, auf dem wir gerade stehen. Vor ein paar Tagen sind wir ein zweites Mal mit der Fräse drübergefahren." Mit der Hand hebt er ein Stück der abgeschabten Pflanzendecke auf. Der Schnitt erfolgte recht flach, nur zwei bis drei Zentimeter tief. Zum Beweis misst Krähenbühl mit dem Klappmeter nach. "Mit dem Grubber eggen wir heute", sagt er. Denn das abgeschnittene Pflanzenmaterial sei nach ein paar Tagen nun abgestorben. Praktikant Flemming wechselt das Gefährt. Mit dem Grubber bearbeitet er nun den Boden 12 cm tief und vermischt mit ihm gleichzeitig das tote Pflanzenmaterial.

Geduldiger Lehrmeister

Als der Grubber stoppt, ruft Krähenbühl seine Lehrlinge heran, die die Szene von der Seite beobachten. Wieder mit dem Spaten ausgerüstet, hebt der Lehrmeister einen Brocken Erde auf und kontrolliert den Boden. "Die Durchmischung ist gut, der Grubber ist also korrekt eingestellt", erklärt er ihnen geduldig. Parallel könne mit dem Grubber auch Mist in die Erde eingearbeitet werden. "Wenn es oberflächlich eingearbeitet wird, mineralisiert es schneller", setzt er fort. Mit dem Pflug sei das nicht möglich. Weil die Erde dabei gewendet wird, liegt der Mist unten auf, wird weniger belüftet und damit schlechter abgebaut. "Morgen, sobald das Pflanzen-Erde-Gemisch abgetrocknet ist, fahren wir ein letztes Mal mit dem Grubber durch. Den Tag darauf setzen wir die Kartoffeln."

Kunstwiese gegen Unkraut

In der Regel wird auf Krähenbühls Acker für drei Jahre Kunstwiese angelegt. Das, wegen der Pferde, aber auch um den Unkrautdruck gering zu halten. "Unsere Böden erhalten dadurch eine gute Struktur." Den Dieselverbrauch konnte er dadurch auch trotz der vielen Durchgänge mit Fräse und Grubber gering halten, ergänzt er. Danach folgen für eine Saison Kartoffeln, darauf wieder zwei oder drei Jahre Kunstwiese oder Gemüse. Werden Frühkartoffeln gepflanzt, kommt aufgrund der Feuchtigkeit im Frühjahr der Pflug hingegen häufiger zum Einsatz.

Gute Planung notwendig

"Das pfluglose Arbeiten setzt eine gute Planung voraus, die natürlich etwas Zeit in Anspruch nimmt", sagt der Landwirt. Damit aber die Unkrautbekämpfung funktioniert, empfiehlt er, folgende Punkte zu beachten:

  • Fräsen bei trockenen Bedingungen oder bei Bisenlage. Bei feuchten Bedingungen läuft das Unkraut oder die Kunstwiese wieder auf.
  • Für einen geringen Bodendruck möglichst den kleinsten Traktor anhängen.
  • Mit der Fräse langsam fahren, um den Boden fein zu lockern.
  • Für eine bessere Durch-mischung mit dem Grubber möglichst schnell fahren.
  • Bei freiem Boden alle 10 Tage eine Unkrautkur mit der Federzahnegge (3 bis 4 cm tief) durchführen, um aufkeimendes Unkraut zu entfernen.

Die pfluglose Bodenbearbeitung eigne sich vor allem bei trockenen Bedingungen. Denn in nassen Jahren komme man nicht drumherum den Pflug einzusetzen, gibt Krähenbühl zu und erklärt: "Bei feuchten Bedingungen trocknet die Kunstwiese nach dem Fräsen und Grubben leider nicht ab."

Kein liegendes Wasser

Durch die pfluglose und herbizidfreie Bodenbearbeitung dürfe man aber nicht auf einen Mehrertrag hoffen. "Es ist nur ein geringer Unterschied festzustellen. Aber der Boden ist lockerer, humusreicher und besitzt mehr Bodenleben in den oberen Schichten", so Stefan Krähenbühl zu den Vorteilen. Zudem trockne der Boden in seinen tieferen Schichten nicht aus und die Wasserführung sei besser. Bei Starkregen versickere das Wasser daher schnell. Liegendes Wasser zwischen den Furchen kenne er gar nicht. Genauso wenig wie Drahtwürmer in den Kartoffeln. Er vermute aber, dass sie aufgrund der damals eingesetzten Insektizide kein so grosses Problem mehr darstellen.

In Stefan Krähenbühls Fingern juckt es. Man merkt, dass der Landwirt Spass an seiner Arbeit hat. Ihm liegen die Wertschöpfung und das Optimierungspotenzial sehr am Herzen, deshalb will er in dieser Richtung auch weiterhin Neues ausprobieren. 

 

Betriebsspiegel

Name: Stefan und Anita Krähenbühl-Abgottspon

Ort: Greng FR

Ackerfläche: 3 ha Weizen, 10 ha Kartoffeln, 22 ha Kunstwiese, 1 ha     Süsskartoffeln, 5 ha Freilandgemüse, 1 ha Körnermais

Viehbestand: 40 Milchkühe, Streichelzoo, 4 Pferde, 20 Pferde in Pension