«Die Bäuerinnenschule Melchtal wurde 1958 auf Initiative des Benediktinerinnenklosters St. Niklaus von Flüe eröffnet und vom Kloster geführt. 1970 wurde die Schule geschlossen, weil das Kloster den (personellen) Aufwand zum Betreiben der Schule nicht mehr leisten konnte.» So steht es im Staatsarchiv.
Theres Haas-Bucher aus Marbach absolvierte im Winter 1964 /1965 die Bäuerinnenschule im Melchtal. Im April 2020 hätte ein Klassentreffen stattgefunden, welches aber nun aufgrund des Coronavirus abgesagt werden musste.
Klassenfoto in der Tracht
Das Klassenfoto wurde vor 55 Jahren aufgenommen und zeigt die Teilnehmerinnen der Bäuerinnenschule Melchtal im Winter 1964 /1965. «Wir waren 26 Schülerinnen und ganz links aussen auf dem Foto ist die Hauswirtschaftslehrerin, sie war keine Klosterfrau, ansonsten waren alle Lehrerinnen Klosterfrauen», erklärt Theres Haas. «Damals war ich die Einzige der 26 jungen Frauen, die einen Fotoapparat hatte. So stellten wir uns auf, um ein Erinnerungsfoto zu machen. In der Tracht», so Theres Haas.
Die Frauen auf dem Foto kamen aus acht Kantonen, sogar eine Bündnerin sei dabei gewesen. «Ich bin in der zweithintersten Reihe rechts, daneben noch eine andere Entlebucherin aus Hasle», erklärt Theres Haas auf die Frage, wo sie auf dem Foto zu finden sei. «Alles, was ich gelernt habe, kann ich im Leben gut brauchen. Es war sehr interessant», berichtet Theres Haas.
«Alles, was ich gelernt habe, kann ich in meinem Leben gut brauchen.»
Theres Haas, Absolventin der Bäuerinnenschule vor 55 Jahren.
Noch immer im Stall
Zu Hause in Marbach führt die Familie einen grossen Milchwirtschaftsbetrieb auf 930 m ü. M. in der sechsten Generation. Theres Haas hat drei Kinder und acht Grosskinder. «Da geht immer etwas, morgens und abends helfe ich noch heute jeweils zwei Stunden im Stall mit. Wir hatten auch immer einen Garten.»
Langweilige Arbeit in der Fabrik
Nach der Schule half Theres Haas anfangs im Sommer viel auf dem Bauernhof zu Hause, im Winter arbeitete sie in einer Fabrik. «Das fand ich so langweilig, immer die gleiche Arbeit und das stundenlang. Als ich das Inserat der Bäuerinnenschule Melchtal gelesen hatte, meldete ich mich an», erklärt Theres Haas ihre Motivation.
Im Herbst 1964 hätten sich die 26 Frauen auf den Weg ins Melchtal gemacht. Einige schleppten sogar noch eine Bernina-Nähmaschine von zu Hause mit.«Mit Postauto und Zug kamen wir, ich glaube es konnte keine Auto fahren, das habe ich auch erst nach der Zeit im Melchtal gelernt», berichtet Haas. «Ich war gerade mal 22 Jahre alt, die meisten waren in meinem Alter, einige wenige jünger oder älter», so Theres Haas zu ihrer, für diese Zeit, weiten Reise.
Sie hatte keinen Ausgang
Die damalige Zeit sei schon sehr lehrreich und auch streng gewesen. Sie hätten keinen Ausgang gehabt, wenn man bedenke, wie es heute sei. Sie konnten während des ganzen Winters nur zwei Mal nach Hause, zu Weihnachten und an der Fasnacht. Nachtruhe war um 22 Uhr: «Mit Kontrolle durch die Lehrer», betont Theres Haas.
«Damals war ich die Einzige, die einen Fotoapparat hatte.»
Das Klassenfoto sei mit ihrer Kamera aufgenommen worden, berichtet Theres Haas.
Auch ein Pater unterrichtete
«Ich bin immer gerne Ski gefahren und wir haben es sogar fertig gebracht, dass wir am Sonntag mal Skifahren durften auf der Stöckalp. Das gab etwas Abwechslung in den Schulalltag», berichtet Theres Haas mit einem Lachen.
«Wir hatten im Unterricht Flicken, Backen und Kochen, und weil wir im Winter keinen Garten pflegen konnten, sind wir im Sommer noch ein paar Tage in die Schule gegangen. Im Fach Betrieb und Buchhaltung hatten wir einen Pater, der uns unterrichtete. Einmal die Woche kam er vorbei, er war von einem anderen Kloster», erklärt Theres Haas.
Auch Bettwäsche durften sie nähen und am Ende mit nach Hause nehmen.
Noch heute guter Kontakt zu Klassenkameraden
All drei Jahre findet normalerweise ein Klassentreffen statt. Es kämen immer viele Mitschülerinnen, erzählt Theres Haas. Am letzten Treffen seien von 26 Frauen ganze 20 plus die Hauswirtschaftslehrerin gekommen. Sie hätten immer noch guten Kontakt. «Jetzt telefonieren wir viel und sonst haben wir auch mal zu Kaffee und Kuchen und für einen Besuch abgemacht», berichtet sie.