Im Stall bimmelt es, dass die Ohren läuten. Die 150 Milchziegen und 50 Jungtiere tragen alle ein Glöckchen. Die weissen Saanen und Gemsfarbene Gebirgsziegen stehen vor dem Futtertisch und fressen Heu, schauen aber sofort auf, als die Stalltür aufgeht. Neugierig kommen sie auf die Besucher zu und stehen mit den Vorderbeinen auf das Gitter. "Ziegen sind viel aktiver als Kühe", sagt Michel Brünisholz und krault eine Saanenziege hinter den Ohren. Ausserdem sind sie schlau. "Ich muss den Schlüssel der Schiebetür zum Laufhof abziehen", erzählt der Landwirt. Denn obwohl der Türgriff extra ziegentauglich gebaut sei, würden es die Tiere schaffen, hinauszukommen.
Den Ziegen gefällt es
Abgesehen von diesem kleinen Detail hat sich die Stalleinrichtung bis jetzt bewährt. Zwischen Futterkrippe und Liegebereich befindet sich ein trockener Gang, in den die Tiere bei heissen Temperaturen auch gerne einmal liegen. Ansonsten haben sie auf dem mit Stroh eingestreuten Liegebereich genügend Platz. "Ich miste etwa dreimal im Jahr. Das ergibt für die Tiere eine weiche Strohmatratze und reduziert meinen Arbeitsaufwand", sagt Brünisholz. Gegen die Hitze hilft nicht nur der kalte Betonboden im Gang, sondern auch die eingebauten Ventilatoren am einen Ende des Stalls. "Die Ziegen haben sich im neuen Stall gut eingelebt", stellt Brünisholz zufrieden fest. Sie gehen auch gerne nach draussen, in den Laufhof. Ausserdem lässt der 28-Jährige sie oft auf die Weide – auch wenn das bedeutet, dass er rund einen Kilometer mit ihnen marschieren muss. Ihr Land ist nämlich nicht arrondiert. Die Ziegen bleiben nie viel länger als drei Stunden auf der Weide: "Sie sollen draussen fressen statt liegen. Bei zu langem Weidegang lesen sie sonst Darmparasiten auf", so der Landwirt.
Tage der offenen Tür
Familie Brünisholz öffnet die Türen ihres neuen Ziegenstalls für Besucher.
Wann: 31. August, ab 18 Uhr und 1. September, von 10 bis 16 Uhr.
Wo: Steinenbrünnen, 3148 Lanzenhäusern BE.
Weitere Informationen: www.geissenbruennen.com
Nicht nur die Tiere, sondern auch Michel Brünisholz und seine Frau Eveline sind mit dem neuen Stall zufrieden «Vorher war es ein Gebastel. Die Ziegen hielten wir in einem alten Kuhstall», erzählt Brünisholz. "Nun geniessen wir den neuen Stall umso mehr", ergänzt seine Frau. Die Investition mit hoher Eigenleistung hat sich gelohnt, da sie jetzt einen Stall haben, der funktioniert und auf die Ziegen zugeschnitten ist.
Fleisch selber vermarkten
Das letzte Jahr war anstrengend gewesen. Michel Brünisholz arbeitete als Angestellter auf einem Hof in Meikirch BE. Dort hielt er auch seine Ziegen. Gleichzeitig half er beim Bau des neuen Ziegenstalls. Eveline Brünisholz unterstützte ihn, indem sie abends die Ziegen melkte. So konnte ihr Mann länger auf dem Bau arbeiten. Im November 2018 zügelten sie ihre Ziegen in den fertiggestellten Stall in Lanzenhäusern BE. Seit Januar 2018 läuft der dortige Betrieb über Michel und Eveline Brünisholz. Sie haben den Hof von Michels Onkel übernommen.
Das junge Paar konzentriert sich auf dem eigenen Hof ganz auf die Ziegenhaltung. Auf den 15 Hektaren Land betreiben sie Futterbau. Die Ziegen erhalten nur silofreies Grundfutter. Das ist besser für die Tiergesundheit und erzielt einen höheren Milchpreis, sagt Brünisholz. Die Milch geht an "le petit chevrier", die im Schnitt 1,10 Franken pro Kilogramm zahlen. Damit sei er zufrieden, sagt Brünisholz. Grössere Sorgen bereiten ihm die jungen Gitzi. Um deren Anzahl zu verkleinern, will Brünisholz seine Ziegen künftig nur alle zwei Jahre besamen. Denn die Nachfrage nach Gitzifleisch ist nicht gross und variiert saisonal. Brünisholz will versuchen, das ganze Jahr einen Absatz zu generieren. Er setzt darauf, die Wertschöpfung auf seinem Hof zu behalten. Er hält ein paar Kühe. Mit deren Milch mästet er die jungen Ziegen selbst. "Vorher haben wir die Tiere an einen Mäster verkauft. Es kam vor, dass ich nur einen Fünfliber für ein Gitzi bekam", erzählt der 28-Jährige. Das wolle er nicht mehr – auch wegen des Tierwohls. Mäste er die Gitzi selbst, könne er die Tiere länger auf dem eigenen Hof halten. So sind sie gestärkt, sind weniger krank und legen gut Gewicht zu. Am Ende bringt Brünisholz die Gitzi in eine Grossmetzgerei oder in den privaten Schlachthof in der Nähe. Das Fleisch wird von Brünisholz abgepackt und vermarktet. Die Direktvermarktung ist im Aufbau. Aktuell können Kunden über die Website Grill- und Trockenwürste bestellen.
Das Hobby ausgebaut
Als Michel Brünisholz von seiner damaligen Freundin und heutigen Frau zum 20. Geburtstag die erste Ziege geschenkt bekam, hätte er nicht gedacht, dass er einmal einen ganzen Stall voll halten werde. "Es startete als Hobby. Doch nun setze ich voll und ganz auf die Ziegen", sagt er. Der neue Stall ist noch nicht ganz ausgelastet. Brünisholz will die Herde noch etwas vergrössern. Es werden also künftig noch mehr Glöckchen auf dem Geissenbrünnen-Hof bimmeln.