Kolumnen schreiben für die BauernZeitung? Als ich die Anfrage dazu erhielt, musste ich nicht lange überlegen. Natürlich, das mache ich gerne. Schliesslich bin ich nicht nur als Ständerat und früherer Landammann von Appenzell Innerrhoden eng mit dem Bauernstand verbunden. Bis zu Beginn meiner gymnasialen Ausbildung am Kollegium Appenzell hatte mich der Wunsch, einmal Bauer zu werden, begleitet und nicht losgelassen.

Mit dem Holzhandel aufgewachsen

Nun, meine Eltern hatten schon recht. Dazu braucht man einen Bauernbetrieb. Und den gab es in unserer Familie nicht. Aber immerhin bekam ich von meinen Eltern viel Freude und Verständnis für die Arbeit und das Leben der Bauern mit. Meine Mutter wuchs in einer Käserei auf. Und mein Vater war Bauernbub und hatte den Wunsch, den elterlichen Landwirtschaftsbetrieb zu übernehmen.

Doch es kam anders. Sein innovativer und umtriebiger Vater, der nebenbei auch Holzhandel betrieb, erwarb eine Sägerei, die er meinem Vater übergeben wollte. Und so kam es, dass meine Eltern aus einer Dorfsägerei mit viel Einsatz, Mut und gutem Geschäftssinn eine der grössten und modernsten Sägereien der Ostschweiz machten. Ich wuchs daher nicht mit Tieren auf, sondern mit Holz.

Zum Einkauf von Rundholz begleitete ich meinen Vater oft und gerne. Vor allem in der näheren Umgebung, wenn es zu Bauern ging. Viele von ihnen waren nicht nur Holzverkäufer, sondern auch Kunden. Sie liessen Holz für sich selber sägen, wenn es auf dem Bauernbetrieb etwas zu bauen oder zu renovieren galt. Sie holten Schwarten für Lattenhäge oder Sägemehl für die Einstreu ab.

Preisbesiegelung per Handschalg

Die Besichtigung von noch auszuführenden Holzschlägen im Wald oder von Holzrollen, die an Waldstrassen oder in Wiesen zum Abtransport bereit lagen, war immer ein Erlebnis. Noch spannender war es, den Gesprächen zwischen meinem Vater und den Holzverkäufern zuzuhören. Vor allem, wenn es um das Entscheidende ging, nämlich den Preis. War das Feilschen zu Ende, hatte ich als Kind immer den Eindruck, beide seien mit dem Ergebnis unzufrieden. Doch mit dem abschliessenden Handschlag hellten sich die Gesichter jeweils auf. So schlecht war der Preis für den Verkäufer und für meinen Vater offenbar nicht.

Mehr finanzielle Unterstützung für einheimischen Rohstoff

Doch wie ist die Situation heute? Das lässt sich mit wenigen Worten ausdrücken: schlecht, sehr schlecht sogar. Vor allem für die Waldbesitzer. Um dies festzustellen, genügt ein Blick in eine einzige Statistik: Der durchschnittliche Preis für Fichten-/Tannen-Rundholz lag um 1960 höher als heute! Und dies, obwohl die Teuerung seither um 300 Prozent gestiegen ist und sich die Reallöhne in der Forstwirtschaft in dieser Zeit verdreifacht haben. Dass der Boom beim Holzbau vor allem den Import befeuert, schmerzt bei dieser Preisentwicklung noch mehr. Wird sich dies wieder einmal ändern? Ich weiss es nicht. Die Hoffnung gebe ich nicht auf.

Als Präsident von Wald Schweiz, dem schweizerischen Verband aller Waldeigentümer, lassen mich die bisherigen Entscheide zu meinem parlamentarischen Vorstoss mit dem Titel «Sicherstellung der nachhaltigen Pflege und Nutzung des Waldes» hoffen. Kommt alles gut, werden Bund und Kantone schon bald jedes Jahr 50 Millionen Franken mehr aufbringen, um die Waldpflege und -nutzung zu unterstützen. Die finanzielle Situation der Waldbesitzer wird sich deswegen nicht gewaltig verbessern. Aber die Zuversicht wird wachsen. Darüber freue ich mich als Sägerssohn, Waldbesitzer und Politiker.

 

Zum Autor

Daniel Fässler ist Präsident von Wald Schweiz. Der CVP-Politiker vertritt den Kanton Appenzell Innerrhoden im Ständerat. Fässler schreibt regelmässig für die Rubrik «Arena» im Regionalteil Ostschweiz/Zürich der BauernZeitung.