Bevor zur Arbeitserleichterung in einen Roboter investiert wird, muss geklärt werden, ob die Milchproduktion überhaupt noch Sinn macht. Hier sollten insbesondere das Einkommen, die Arbeitsbelastung und die Freude an den Milchkühen in einem gesunden Verhältnis stehen. Wie stark die einzelnen Faktoren gewichtet werden, ist je nach Bauernfamilie unterschiedlich.

Melken wirtschaftlich lukrativ

Das Berufsbildungszentrum Natur und Ernährung Hohenrain berät zunehmend Betriebe in der Frage, ob der Ersatz einer bestehenden Melkeinrichtung durch einen Roboter sinnvoll ist. Einer der befragten Betriebe konnte keinen Ersatz für den bisherigen Melker finden. In dieser Situation hätte einem Melker pro Stunde 70 Franken bezahlt werden können, womit er gleich teuer gewesen wäre wie ein Roboter. Auch wenn sowieso eine neue Einrichtung ansteht, kostet einem die eingesparte Arbeit schnell einmal 40 Franken pro Stunde.

Auswirkung auf Einkommen und Lebensqualität

Die meisten Betriebe sparen mit dem Roboter rund 365 Arbeitsstunden ein. Ihr Einkommen verkleinert sich durch grössere Abschreibungen und höhere Unterhaltskosten um zirka 14'000 Franken pro Jahr. Dies muss sich der Betrieb leisten können und wollen. Allenfalls können mit dem Roboter die Neu- oder Umbaukosten für die Milchviehscheune reduziert werden, da es weniger Platz braucht. Bis jetzt kostete der Roboter aber auch im günstigsten berechneten Beispiel 25 Franken pro eingesparte Arbeitsstunde. Mindestens zwei Personen sollten die Technik des Betriebes verstehen und Störungen beheben können. Die flexibleren Arbeitszeiten bringen nur dann mehr Lebensqualität, wenn der Stress nicht überproportional zunimmt.

Gute Systeme bewahren

Gemäss Tabelle stehen die ausgewerteten Betriebe mit weniger als 25 Kühen im Mittel wirtschaftlich gut da. Das beste Viertel von ihnen erwirtschaftet für alle Arbeitsstunden über 28'000 Franken mehr als die beiden anderen Vergleichsgruppen. Ein Roboter liegt bei diesen finanziell drin. Bei solchen Betrieben liegt die Gefahr aber darin, dass für den Roboter ein funktionierendes System (Weide, Kraftfutter, Grundfutter, Technik, usw.) verändert wird und sie wirtschaftlich plötzlich nicht mehr zur Spitze zählen.

Tabelle: Auswertung der Vollkosten für die Milchproduktion

 

Betrieb < 25 Kühe

Betriebe < 25 KüheBestes Viertel Arbeitsverwertung

Talbetriebe 8000 bis 9000 kg Milchleistung

Betriebe

71

18

11

Kühe

19,1

20,6

34,3

Hauptfutterfläche (ha)

14,9

16,5

16,8

Milchleistung (kg/Jahr)

6624

6690

8519

Arbeit (h)

3439

3269

3871

Arbeitsverwertung(Fr./Jahr)

13,5

23

11,7

Entschädigung Arbeit(Fr./Jahr)

46'531

75'406

45'291

Es wurden 172 Betriebe aus den Buchhaltungsjahren 2016, 2017 und 2018 ausgewertet. Die Daten stammen vorwiegend aus Arbeitskreisen und der Ausbildung und sind deshalb nicht repräsentativ für alle Betriebe. Quelle: BBZN Hohenrain/Agridea

Bei Betrieben unter 25 Kühen wird ein Melkroboter immer mehr zum Thema. Die Kosten sollten durch den grösseren Wettbewerb noch weiter sinken. Die Betriebe müssen jedoch schon gut sein, bevor investiert wird. Die Leistungen wegen dem Roboter zu steigern, kann zu massiv schlechterer Wirtschaftlichkeit führen. Noch gibt es wenig Erfahrungswerte, wie ein Roboter in einem System mit viel Weide und tieferen Leistungen am besten funktioniert.

Auch wirtschaftlich starke Betriebe mit weniger als 25 Kühen sollten vor einer grösseren Investition abklären, ob nicht mehrere Betriebe die Milchwirtschaft zusammen betreiben wollen. Die Effizienzgewinne bei der Arbeit, Maschinen- und Gebäudekosten rüsten damit Betriebe mit kleineren Strukturen für die Zukunft.