Während nach zweimonatiger Grenzschliessung der Einkaufstourismus wieder eingesetzt hat, ist die Ankündigung einer mengenmässig negativen Handelsbilanz im ersten Halbjahr 2020 nicht gerade beruhigend.
Der Lockruf des Billigkäses
Eines zeigt sich deutlich: Der Schweizer Konsument will Käse aus dem Ausland und zwar ganz einfach, weil er billig ist. Der durchschnittliche Importpreis beläuft sich auf Fr. 6.29/kg Käse (Grosshandelspreis), während der durchschnittliche Exportpreis bei Fr. 8.69/kg lag. Die Differenz von Fr. 2.40/kg verdeutlicht den grossen Konkurrenzdruck der ausländischen Käse.
Zwei Prozent mehr in Export
Die Schweizer Käseexporte beliefen sich im ersten Halbjahr auf 34 593 Tonnen. Das kommt einer Zunahme um 686 Tonnen oder 2 % gegenüber der entsprechenden Vorjahresperiode gleich, was eine gute Leistung ist. Die Preiserhöhungen im April begünstigten die Exporte zu Beginn des Jahres. Allein der deutsche Markt verzeichnet eine Absatzsteigerung von über 1000 Tonnen.
Parallel dazu ist die Käseproduktion zwischen Januar und Mai 2020 gegenüber dem Vorjahr um 4,2 % (um 3360 Tonnen auf 84 015 Tonnen) gestiegen. Die Zunahme ist in den Kategorien Frischkäse (+ 14 %) sowie Hart- und Halbhartkäse (+ 10,6 %) markant. Bei den traditionellen Rohmilchkäsen ist das Wachstum weniger ausgeprägt (+ 2 %). Die Covid-19-Krise hat aber auch die Entwicklung der Importe stark beeinflusst.
Importe plus 15 Prozent
Im ersten Halbjahr haben die Käseimporte um 15,4 % (+ 4890 Tonnen) auf 36 704 Tonnen zugenommen. Selbst die Hartkäse, bei denen die Schweiz traditionell eine starke Marktposition einnimmt, weisen eine substanzielle Importzunahme um 26,9 % aus, was aufhorchen lässt. Während des Lockdowns und des damit einhergehenden verunmöglichten Einkaufstourismus haben sich preissensible Konsumenten in der Schweiz mit billigem Käse eingedeckt, was jetzt in der Statistik erscheint.
Kleine Sorten litten ebenfalls
Kleine Käsesorten wie der Tête de Moine, der Vacherin Fribourgeois, der Tilsiter oder der Raclette du Valais wurden von den Covid-19-Einschränkungen stark getroffen. Ab April mussten diese Sorten die Produktion temporär kürzen. Die Prognosen für das zweite Halbjahr stimmen aber wieder zuversichtlicher.
Aufgrund der im Frühling bei den wichtigsten Sorten gestiegenen Käsepreise könnte von Absatzeinbussen ausgegangen werden. Die im Frühling erfolgten Preiserhöhungen beim Gruyère, Emmentaler, Appenzeller und Sbrinz scheinen sich nicht negativ auf die Absätze niederzuschlagen. Die Werbung wurde aufgrund vom Covid-19 überarbeitet, sie läuft aber wie geplant weiter.