Derzeit werden landesweit Zwetschgen im grossen Stil geerntet. Zwar prognostizierte der Schweizer Obstverband eine gute Ernte, dennoch stehen derzeit bei den Detailhändlern auch importierte Zwetschgen in den Regalen. Diese werden im Rahmen einer Aktion sogar zum gleichen Preis wie einheimische Ware verkauft. So bot Coop letzte Woche Zwetschgen aus der Schweiz, Deutschland, Frankreich, Spanien oder Ungarn für Fr. 4.95/kg an. Ebenfalls Migros gewährte auf Zwetschgen aus der Schweiz und Deutschland einen grosszügigen Aktionsrabatt, hier kostete das Kilo Zwetschgen sogar nur noch Fr. 3.50.
Zu wenig einheimische Ware
Die BauernZeitung hat bei den beiden Grossverteilern nachgefragt, warum nicht zwischen einheimischen und importierten Früchten unterschieden wird. Daraufhin betonen beide, Coop wie auch Migros, dass Schweizer Früchte und Gemüse immer Priorität hätten, solange Qualität und Verfügbarkeit stimmen. Und genau dort hapert es, das weiss der Schweizer Obstverband (SOV). Bei Zwetschgen seien, zumindest in diesem Jahr, diese Verkaufsaktionen auf die fehlende Schweizer Menge zurückzuführen. In Folge der Wetterbedingungen und grossen Schäden durch den Pflaumenwickler kann die einheimische Produktion die Nachfrage nicht decken. Davon merkt der Konsument im Laden nichts. Weder steigt der Preis, noch sind die Regale leer, denn die fehlende Menge wird mit Importen ausgeglichen. Dennoch: Habe der Konsument die Wahl, bevorzuge er die regionalen und hochwertigen Schweizer Zwetschgen und jetzt vor allem die Sorte Fellenberg, ist der SOV sicher.
Gleicher Preis im Laden
Auch ist klar, dass Schweizer Zwetschgen nie zum gleichen Preis produziert werden können wie importierte. Wie kann also im Laden beides gleich viel kosten? Für die Schweizer Produzenten spielt der Preis im Laden letztlich kaum eine Rolle. Bezahlt wird der Richtpreis. Ein Aktionsnachlass von 10 Prozent oder je nach Verfügbarkeit mehr ist darin vorgesehen. Migros betont auf Anfrage der BauernZeitung, man trage den grössten Teil des Preisnachlasses selbst. Dass Importware gleich viel kostet wie die einheimische, ist darauf zurückzuführen, dass Migros einen Mischpreis errechnet.
Die Frage der Herkunft
Beide Grossverteiler deklarieren die Herkunft der Ware im Laden. Bei Migros gilt ausserdem der Grundsatz, dass die Ware von der geografisch nächsten Destination bezogen wird. Während sich der SOV aufgrund seiner Werbewirkungskontrollen sicher ist, dass Konsumenten die Vorteile einheimischer Früchte kennen und beim Kauf darauf achten, sind sich die Detailhändler diesbezüglich weniger sicher. Bei der Frage, ob den Kunden die Herkunft der Früchte wichtig ist, bleiben beide vage. Migros betont, die klare Deklaration der Herkunft sei wichtig, der Kunde habe dann die Freiheit, seinen Kaufentscheid zu treffen. Coop schreibt, Schweizer Produkte seien sehr beliebt, allerdings erhalte man bezüglich Herkunft der Ware äusserst selten Rückmeldungen.
So ist in diesen Wochen bei beiden Detailhändlern die Schweizer Zwetschge die preiswerteste. Auf die Frage, ob die Inlandware keinen Mehrwert gegenüber der Importware hat, der sich preislich monetarisieren lässt, haben Coop wie auch Migros keine Antwort.
Importieren, was fehlt
Sicher ist, die Vermarktung der sehr saisonalen Zwetschgenernte ist nicht einfach, es braucht von allen Beteiligten viel Einsatz und guten Willen. Die Verfügbarkeit und Herkunft der Ware kann sich täglich ändern, betont denn auch Coop. So gesehen ist es für die Verkaufspunkte das Einfachste und im Sinne eines konstanten Angebots und Preises, die Zwetschge als Produkt zu vereinheitlichen, egal, woher sie kommt. Gegen diese Ausgleichung des Marktes hat auch der SOV nichts einzuwenden. Zumindest solange nur so viel importiert wird, wie in der Schweiz fehlt, wie es beide Grossverteiler versichern. Die Zeiten, in denen bei fehlender Menge über steigende Preise nachgedacht werden muss, scheinen zumindest bei Landwirtschaftsprodukten vorbei zu sein.