Es erscheint wie ein unauflösbarer Widerspruch, und dazu wie einer, der einmal mehr auf Kosten der Schweizer Bauern geht: Einerseits wurden die Milchpreise bei einigen Verarbeitern zum 1. Juli um 2 bis 3 Rp. pro kg gesenkt. Der Schweizer Milchpreis auf Produzentenstufe folgt damit einmal mehr – zeitversetzt – den Milchpreisen in der Europäischen Union.

Es sollte Milch produzieren, wer dies effizient tun kann

Das tönt logisch, ist es aber nicht, wenn man weiss, dass es zwischen den Milchpreisen der inländischen Detaillisten und jenen der EU keinen Zusammenhang gibt. Andererseits gab das Bundesamt für Landwirtschaft ein zusätzliches Importkontingent von 1000 Tonnen Butter frei, um den inländischen Versorgungsengpass mit Butter auszugleichen.

Um diese Absurdität knapper Inlandsproduktion einerseits und sinkender Preise andererseits auch nur in Ansätzen verstehen können, muss man etwas in die Geschichte zurückgehen. Ab 1977 beschränkte der Bund die Milchmenge, die pro Betrieb an die Molkerei geliefert werden durfte, um den Preis zu stützen. Agrarökonomen war diese Milchkontingentierung immer ein Dorn im Auge. Denn eigentlich sollte Milch produzieren, wer dies effizient tun kann. So aber wurde über 30 Jahre lang Milch von jenen produziert, die bei der Zuteilung Kontingente erhalten hatten.

Kontingentierung bremste wachstumsfreudige Unternehmer

Irgendwann stellte auch die Politik fest, dass die Kontingentierung in erster Linie ein Instrument war, um wachstumsfreudige Unternehmer zu behindern. Und so wurde sie schliesslich 2009 aufgehoben. Nicht zur Freude aller: Die Molkereien suchten nach einem eigenen System der Mengensteuerung. Und erfanden die Unterscheidung nach gut entgoltener A-Milch, die dem früheren Kontingent entsprach, der geringer vergüteten B-Milch für neu erschlossene Absatzkanäle und der zusätzlich produzierten C-Milch, für die nur etwa 20 Rp. pro kg gezahlt wird.

Schmecken tun alle drei Milcharten gleich! Während das heutige System manchmal mit «Klasse statt Masse» begründet wird, gibt es keinen Hinweis darauf, dass kleine Produzenten bessere Qualitäten produzieren.

Kein Schweizer Bauer kann kostendeckend C-Milch produzieren

Kein Schweizer Bauer kann kostendeckend C-Milch erzeugen. Gleichzeitig wurde aus der C-Milch aber fast ausschliesslich Milchpulver und Butter hergestellt. Daher ist nicht erstaunlich, dass kaum noch C-Milch hergestellt wird und die Butterlager sich leeren. Das zeigt, dass der alte Zopf der Unterscheidung der Milch in einzelne Segmente den Bauern nun selbst auf die Füsse fällt!

Die A-, B- und C-Regelung behindert vor allem Betriebe, die mit ihrer Milchproduktion expandieren möchten und auf die wir angewiesen sind, wenn wir zukünftig die eigene Butterversorgung abdecken möchten. Es wäre an der Zeit, dass die Branche darüber nachdenkt, wie sie den alten Schweizer Zopf der Aufteilung von Liefermengen abschneiden kann. Erst dann nämlich arbeiten alle Schweizer Produzenten mit gleich langen Spiessen.