Wer 2019 ausgemästetes Bankvieh und/oder Kühe verkaufte, kann zufrieden sein mit dem Erlös. QM-Muni T3 galten franko Schlachthof im Jahresschnitt Fr. 9.02 je kg Schlachtgewicht (SG), das sind 42 Rp. mehr als 2018. Der Preis war gut, aber in den ersten 10 Monaten des laufenden Jahres wurden 6 Prozent weniger verkauft.
Ochsenmast wächst stark
T3-Ochsen galten im Jahresschnitt 2019 Fr. 8.97 je kg SG, das sind 43 Rp. mehr als im Vorjahr. Auch hier war der Preis gut, aber zusätzlich wurden in den ersten 10 Monaten 3,6 Prozent mehr Ochsen geschlachtet. QM-Rinder T3 galten 2019 im Schnitt Fr. 8.94 je kg SG franko Schlachthof, das sind 41 Rp. mehr als 2018. Bis und mit Oktober betrug das Minus hier nur ein halbes Prozent gegenüber der gleichen Zeit des Vorjahres. QM-Schlachtkühe T3 galten 2019 im Schnitt Fr. 8.06 je kg SG, das sind 21 Rp. mehr als 2018. Die Kuhschlachtungen hingegen sanken um 2,4 Prozent. Dafür wurden heuer 1150 Tonnen mehr Kuhhälften als 2018 importiert und zusätzlich 1175 t Kuhfleisch.
Weniger Kühe im Kuhland
Die Schweiz ist ein typisches Kuhland und wegen dem hohen Anteil von Wiesen und Weide ergibt das auch Sinn. Nur hat es hierzulande immer weniger Kühe, das ist eine unumstössliche Tatsache.
- 1962 zählte man in der Schweiz laut Tierverkehrsdatenbank (TVD) 950 000 Kühe.
- Ende November 2019 waren es rund 675 000 Kühe, das sind 6300 weniger als ein Jahr zuvor.
- Davon waren rund 544 000 Milchkühe, das sind 9200 weniger als vor Jahresfrist.
- Andere Kühe zählt man rund 131 000, das sind rund 3000 mehr als vor einem Jahr.
- Der Rückgang der Kuhzahl im November ist auf die hohen Schlachtkuhpreise zurückzuführen.
Zu beachten ist, dass in der Kategorie «Andere Kühe» Mutterkühe und Mastkühe zusammengefasst sind. Als Mastkühe gelten Milchkühe, die nach Laktationsende aufgekauft und auf sogenannte «Kuhmastbetriebe» verstellt werden. Das lohnt sich, weil die Schlachtkühe gesucht und gut bezahlt sind und weil mit der Ausmast die Schlachtkörperqualität verbessert werden kann.
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Weniger Kühe – die Folgen
Was bedeuten weniger Kühe für den Rindfleischmarkt Schweiz? Proviande-Präsident Markus Zemp betonte im vergangenen Oktober in dieser Zeitung, dass der Fleischmarkt kein Interesse habe, dass die Zahl der Kühe weiter sinke.
Kuhfleisch: Denn der Markt wünsche mehr Schweizer Kuhfleisch und nicht weniger.
Tränker: Weniger Kühe bedeute auch weniger Tränker. Das bedeutet auch, dass weniger Tränker für die Grossvieh- und Kälbermast zur Verfügung stünden.
Gegenwärtig versorgt sich die Schweiz zu rund 82 Prozent mit Rindfleisch. Zemp findet, dass dieser Anteil nicht sinken solle, denn Schweizer Rindfleisch werde tier- und umweltgerecht produziert.
Noch mehr Label möglich
Ein grosser Teil des Schweizer Schlachtviehs wird mit einem Labelzuschlag verkauft. Gemäss Agristat lauten die Anteile für 2017:
- Bei den Munis wurden rund 23 Prozent als Label verkauft und geschlachtet.
- Bei den Rindern waren rund 48 Prozent Label.
- Bei den Mastochsen waren sogar über 80 Prozent Label.
- Bei den Kühen betrug der Labelanteil rund 29 Prozent.
Der Anteil der Labeltiere könnte durchaus noch wachsen, denn laut Bundesamt für Landwirtschaft betrug der Anteil an den Programmen des Bundes «Besonders tierfreundliche Stallhaltungssysteme» BTS und «Regelmässiger Auslauf im Freien» (RAUS) im Jahre 2018:
- Bei den bis ein Jahr alten Munis beteiligten sich 58 Prozent am BTS- und 67 Prozent am RAUS-Programm.
- Bei den bis 1 Jahr alten Rindern beteiligten sich 62 Prozent am BTS- und 79 Prozent am RAUS-Programm.
- Bei den Milchkühen beteiligten sich die Hälfte der Kühe am BTS- und 85 Prozent am RAUS-Programm.
Leider verhindern Programmänderungen der Labelinhaber, Wartelisten für neue Labelproduzenten, saisonale Überangebote oder sogar die Einstellung von Labelmarken, dass der Anteil der am Markt mit Zuschlägen verkauften Schlachttiere weiter ansteigt. Offensichtlich gibt es auch eine grosse Differenz zwischen den Lippenbekenntnissen der Konsumentinnen und Konsumenten und ihrem tatsächlichen Kaufverhalten am Verkaufspunkt.
In Zahlen
6000 Coop-Naturafarm-Mastkälber kauft Coop 2020, aber per Ende 2020 wird das Programm eingestellt. Dazu kauft Coop eine noch unbekannte Zahl RAUS-Kälber.
230 Natura-Veal kauft Coop 2020 durchschnittlich pro Woche.
690 Natura-Beef kauft Coop 2020 durchschnittlich pro Woche.
50 Weiderinder aus Mutterkuhhaltung kauft Transgourmet pro Woche im kommenden Jahr.
Achtung bei Trächtigkeit
Ab Neujahr 2020 ist folgendes zu beachten: Bei Rindern und Kühen über 18 Monaten, die vor mehr als fünf Monaten gekalbt haben, muss nun auf dem Begleitdokument zwingend deklariert werden, ob das Tier trächtig ist oder nicht. Bei unbegründeter Schlachtung trächtiger Tiere werden dem Landwirt hundert Franken in Abzug gebracht.