Ohne Corona-Krise wären vergangene Woche gegen dreihundert Getreideproduzenten nach Bünzen gefahren, hätten die Sorten- und Intensitätsversuche besichtigt und sich von Referenten über Aktualitäten im Ackerbau informieren lassen. Dieser Anlass findet heuer nicht statt, aber immerhin ist eine ­individuelle Besichtigung der Felder möglich. «Ab dem 10. Juni sind die Parzellen beschriftet und die Gänge gemulcht», informiert Thomas Kim, Pflanzenschutzberater der Fenaco, auf Anfrage der BauernZeitung. Am BBZN Hohenrain hingegen findet die traditionelle Flurbegehung statt, und zwar am 10. Juni um 19.15 Uhr.

Dünger wirkte schwach

Das Getreide ist früh dran: Eine Woche bis zehn Tage im Vorsprung gegenüber einem Durchschnittsjahr, je nach Standort, schätzt Thomas Kim.

Ein milder Winter und eine lange Trockenperiode im Frühjahr haben die Kulturen geprägt. Anfang März war es nass, der Dünger konnte erst spät ausgebracht werden und wirkte nur schwach in den folgenden warmen, trockenen Wochen. «Entsprechend dünn stehen viele Bestände da. Dafür blieb dank des trockenen Wetters auch der Krankheitsdruck tief», sagt Thomas Kim. Eine Spitzenernte erwartet er nicht, «aber wenn es jetzt noch regnet, kommt es nicht schlecht».

Die Zuckerrüben wurden meist in die Trockenperiode hin­ein gesät und liefen ungleich auf. Thomas Kim hat Felder beobachtet, auf denen der Samen erst sechs Wochen nach der Saat keimte; Pflanzen im 6- bis 8-Blatt-Stadium standen neben Pflanzen im Keimblattstadium. «Die machen schon noch Kraut, aber keine vollwertigen Rüben mehr», bedauert er.

«Wenn es jetzt noch regnet, kommt es nicht schlecht.»

Fenaco-Pflanzenschutzberater Thomas Kim rechnet mit einer anständigen, aber keiner Spitzenernte beim Getreide.

Auch in Luzern trocken

Die Situation beim Getreide präsentiert sich im Kanton Luzern ähnlich wie im Aargau, gibt Heinrich Hebeisen vom BBZN Hohenrain Auskunft. Die Kulturen würden sich mehrheitlich gut präsentieren, aber riesige Erträge seien wohl nicht zu erwarten. Auch im Kanton Luzern, der tendenziell niederschlagsreicher als der Aargau ist, war es trocken. Und auch im südlicheren Kanton blieben die Wirkung des Düngers und der Krankheitsdruck mässig. «Im Grossen und Ganzen sind die Kulturen gesund. Es hat einige Felder mit Gelbrost, der Befall mit Getreidehähnchen ist sehr unterschiedlich», berichtet Heinrich Hebeisen. Die Wachstumsregulatoren hätten sehr gut gewirkt, manchmal mehr als erwünscht.

Es geht in den Schlussspurt

Schon Anfang Woche hat Hebeisen beobachtet, dass der Weizen mit normalem Saatzeitpunkt in tieferen Lagen bereits abgeblüht hat und in die Kornausbildung geht. Und die Gerste sei schon in der Teigreife.

Die Landwirte hätten Verständnis gehabt für die spezielle Situation, schaut Thomas Kim auf seine Arbeit in der Corona-Zeit zurück. Die Beratungen fanden statt, einfach unter anderen Bedingungen. Der persönliche Kontakt wurde auf ein Minimum reduziert, Produzent und Berater fuhren getrennt auf die Felder und ein gemeinsamer Kaffee am Küchentisch lag dieses Jahr nicht drin.