Die lang ersehnten trockenen Tage dieser Woche nutzen viele Getreideproduzenten für die Saat bei einigermassen guten Bedingungen. In früh gesätem Getreide ist dagegen bereits die Unkrautregulierung ein Thema. Auf Feldern ohne Problemunkräuter kann anstelle des Herbizides auch ein Striegel zum Einsatz kommen.

Früh gesätes Getreide im Herbst striegeln

Gerste oder früh gesäter Weizen, Dinkel, Triticale oder Roggen können schon im Herbst einmal gestriegelt werden, sofern bereits Unkraut gekeimt ist. Dies ist besonders wichtig auf Feldern mit vielen Ungräsern, da diese im Frühling kaum mehr mechanisch reguliert werden können. Ein Striegeldurchgang ist ab dem 2-Blattstadium des Getreides möglich, muss zu diesem Zeitpunkt aber noch sehr vorsichtig erfolgen.

Ab dem 3-Blattstadium kann dann schneller und aggressiver gestriegelt werden, wodurch die Verschüttungswirkung deutlich besser wird. Der Boden muss genügend abgetrocknet sein. Die Striegel-Zinken sollen nicht nur Striche durch die Erde ziehen, sondern die Erde aufspicken und dadurch Unkraut verschütten. Je nach Bodenart und Niederschlagsmenge ist ein Striegeldurchgang in den nächsten Tagen somit schwierig. Gegen Ungräser wie Ackerfuchsschwanz oder Windhalm hat man vor allem mit Blindstriegeln im Vorauflauf gute Erfolgschancen. Allerdings ist dies nur wenige Tage nach der Saat möglich, wenn genügend tief gesät wurde und geeignete Witterung herrscht.

Feldbesichtigungen vor dem Striegeln notwendig

Die Wirkung des Striegels ist am besten, wenn das Unkraut am Keimen ist. Zu diesem Zeitpunkt ist es noch nicht oder nur ganz schwach an der Bodenoberfläche sichtbar. Wird mit der Hand die Erde bewegt, finden sich erst kleine Keimschläuche. Feldbesichtigungen vor dem Striegeln sind somit zwingend nötig, damit das Unkrautvorkommen richtig eingestuft und der Bodenzustand richtig beurteilt werden kann. Samenunkräuter können sehr gut mit dem Striegel reguliert werden. Die Wirkung gegen Wurzelunkräuter wie Blacken, Disteln oder Quecke ist dagegen gering.

Ein aktueller Feldversuch des Forums Ackerbau zeigt, dass mit dem Striegel ein gewisser Ertragsrückgang gegenüber einer Herbizidbehandlung in Kauf ­genommen werden muss. Mehr dazu erfahren Sie an der Tagung Forum Ackerbau am 12. Novem-ber 2020 am Wallierhof.

Herbstbehandlung gegen problematische Ungräser

Bis am 31. Oktober dürfen Pflanzenschutzmittel im ÖLN ohne Sonderbewilligung angewendet werden. Insbesondere Gerste sollte im Herbst behandelt werden, da diese im Frühjahr meist fertig bestockt hat und das Herbizid kaum mehr den Boden erreicht. Eventuell können auch früh gesäter Weizen, Triticale und Roggen bereits im Herbst behandelt werden. Dies ist sinnvoll bei hohem Unkrautdruck oder wenn problematische Ungräser wie Ackerfuchsschwanz oder Windhalm vorkommen.

Die Wirkstoffgruppen der Herbstmittel gegen Ackerfuchsschwanz sind meist noch weniger von Resistenzen betroffen. Allgemein wirken Herbizide besser, wenn Ungräser noch klein sind. Bei starkem Gräserdruck (Windhalm, Ackerfuchsschwanz) kann die Zugabe von 1 Liter Isoproturon die Wirkung verstärken (Mischbarkeit beachten).

Die Herbstbehandlung hat aber auch Nachteile: Das Risiko für Abschwemmung ist grösser als bei Behandlungen im Frühjahr, spätkeimende Unkräuter wie Klebern werden nicht erfasst und oftmals schränken starke Temperaturschwankungen den Herbizideinsatz ein. Weil Wirkstoffe von Herbstmitteln häufig in Oberflächengewässer nachgewiesen wurden, haben einige Mittel mit diesem Wirkstoff bei den Abschwemmungsauflagen 1 bis 2 Punkte. Denken Sie daran, bei diesen Mitteln genügend Massnahmen zur Reduktion des Abschwemmrisikos einzuhalten.