Eine Vielzahl von Kulturen, Sorten und Anbautechniken wurden am 19. Juni an der Bio-Flurbegehung auf dem Stiegenhof in Oberembrach ZH gezeigt. Besonders spannend war der Vergleich von verschiedenen Bodenbearbeitungsverfahren und deren Einfluss auf die Erträge und die Bodenaktivität. Dabei handelt es sich um einen gemeinsamen Versuch des Strickhofs und des Forschungsinstituts für biologischen Landbau (FiBL).

Untersaat konkurriert Sonnenblumen

Auf der Versuchsparzelle werden Pflug, Mulchsaat (mit und ohne Tiefenlockerung) und Flächenrotte miteinander verglichen. Flächenrotte kam ins Spiel, weil die Lage der Parzelle Sonnenbühl nicht für Direktsaat geeignet ist, erklärte Felix Zingg, Fachstelle Biolandbau am Strickhof. Im ersten Jahr wurde Mais angebaut, im zweiten Jahr Weizen und dieses Jahr Sonnenblumen.

Nach der Weizenernte letztes Jahr wurde die Untersaat Carbon Green Fix (bestehend aus Gräsern, Klee und Blühkomponenten) gesät. Mitte April erfolgte die Saat der Hauptkultur. Das Ziel: die Untersaat sollte den Boden bedecken und den Unkrautdruck tief halten. Daniel Böhler vom FiBL fasste zusammen: «Die  Untersaat ist in allen Verfahren sehr gut gekommen. Das hemmte die Sonnenblumen allerdings im Wachstum.» Sichtbar ist dies an der unterschiedlichen Grösse der Sonnenblumen übers ganze Feld. Allerdings spielt die Untersaat lediglich im Verfahren der Flächenrotte eine Rolle, da diese Begrünung benötigt wird, um dann vor der nächsten Kultur wieder eine Flächenrotte machen zu können.

Keine Unkrautregulierung bei der Flächenrotte

Beim Pflugverfahren war der Bodenschluss nicht überall gleich gut, was ein unterschiedliches Auflaufen zur Folge hatte. Bei der Flächenrotte wurde die Begrünung Anfang April mit der Fräse eingearbeitet. Im gleichen Arbeitsgang wurde Rottelenker beigegeben, um den Abbau vom organischen Material zu fördern. Mitte April wurden die Sonnenblumen gesät, zusammen mit der Gründüngung Carbon Green Fix. Auf diesem Streifen fand  keine Unkrautregulierung statt, im Gegensatz zu den anderen Verfahren, bei denen in diesem Frühjahr zweimal gehackt wurde.  

Faktor Zeit spielt eine wichtige Rolle

Bei den letztjährigen Erträgen beim Futterweizen lagen Pflug und Mulchsaat einigermassen gleich auf, bei der Flächenrotte waren sie etwa 15 Prozent tiefer. Zur Wirtschaftlichkeit der Verfahren konnten keine Resultate präsentiert werden. Da sei man aber dran, versicherte Felix Zingg vom Strickhof.

«Bei der Berechnung der Wirtschaftlichkeit spielen viele Faktoren mit, beispielsweise die Anzahl Überfahrten», Felix Zingg, Strickhof

Beim Getreide wurde auch untersucht, welchen Einfluss die Bodenbearbeitung auf den Mykotoxingehalt im Futtergetreide hat. «Interessant ist, dass der DON-Gehalt bei der Mulchsaat deutlich höher als beim Pflugverfahren war», berichtete Daniel Böhler. Für die Verfahren war der DON-Gehalt wie folgt:

  • Pflug: 0,65
  • Mulchsaat: 1,75
  • Mulchsaat-Tiefenlockerung: 1,6
  • Flächenrotte: 0,42

«Man hätte davon ausgehen können, dass die Einarbeitung der Erntereste mit Fräse und Rottenlenker den Abbau der Maisstorzen stärker fördert», sagte Böhler und schlussfolgert daraus, dass es eine gewisse Zeit braucht, bis das System Wirkung zeigt.

Beim Unterhosen-Test, wo die mikrobielle Aktivität anhand der Zersetzung gemessen wird, und bei der Regenwurmpopulation zeigte sich ein ähnliches Bild. Die höhere Aktivität im Boden bei der Flächenrotte im Vergleich zum Pflug- und Mulchverfahren blieb aus. Wahrscheinlich spiele auch hier der Faktor Zeit für die Systemumstellung eine Rolle, so Böhler.

Zunehmendes Interesse am «Darunter»

Jeremias Niggli vom FiBL nahm diesen Ball auf. Er stellt ein grosses Interesse an verschiedenen Kursen zum Thema Boden und Bodenfruchtbarkeit fest. «Diese Kurse sind sehr gut besucht von Biobauern wie auch von konventionellen.» Während früher beim Thema Boden vor allem interessierte, was darauf passiert, gewinnt das «Darunter», das Bodenleben, immer mehr an Bedeutung. Die Bereitschaft sei bei vielen Bauern da, sich intensiv mit dem Boden auseinander zu setzen.

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Viele Landwirte würden aber die Variante «Autobahn» wählen und die verschiedenen Massnahmen, welche an den Kursen erlernt wurden, sofort auf ihren Betrieben umsetzen, berichtete Niggli. In der Forschung hingegen gehe man eher die Variante «Wanderweg». «Die Forschung ist etwas träger und braucht mehr Zeit. Zudem ist die Forschung in diesem Bereich nicht ganz einfach, da es sich um sehr komplexe Systeme handelt», gab er zu bedenken.  Die Effekte der einzelnen Massnahmen könnten oft nicht isoliert betrachtet werden.

Dasselbe gelte für die Umstellung des Bodens, betonte er. Auch das wolle man mit den Versuchen zeigen. «Es braucht Geduld und Durchhaltewillen. Man muss gut beobachten und nicht gleich wieder aufhören, wenn die gewünschten Erfolge nach dem ersten Jahr nicht eintreten.»