Mit dem Azurit 9 steigt Lemken – Hersteller für Sätechnik – nun auch in die Einzelkornsaat ein. Die wirkliche Besonderheit darin ist das Reihenkonzept namens DeltaRow. Hierbei geht es im Wesentlichen um die verbesserte Standraumverteilung der Pflanzen auf dem Feld durch eine doppelreihige Aussaat von Mais. Mit diesem Verfahren werden den Maispflanzen mehr Licht, Luft und Nährstoffe zur Verfügung gestellt. Lemken versichert damit einen Mehrertrag von 5,5 bis 7% bei Silomais und bis zu 10% bei Körnermais.

Zehn Prozent mehr Ertrag

Martin Häni ist Lohnunternehmer im Kanton Bern. Im zweiten Jahr schon bewirtschaftet er 190 Hektaren Silo- und Körnermaisfläche mit dem Azurit 9 im DeltaRow-Verfahren. Bisher habe ihn die Maschine nicht enttäuscht, berichtet er. «Seit etwa 45 Jahren bauen wir Mais an und wir erleben, dass der Ertrag klimatisch bedingt zurückgeht. Die Aussaat von Mais in Doppelreihen (siehe Kasten) versprach höhere Erträge, weshalb ich mir die Einzelkornsämaschine von Lemken näher anschaute», so Häni. Den Lohnunternehmer überzeugten die Vorteile. 2018 investierte er schliesslich in einen 6-reihigen Azurit 9 und steigerte nach eigenen Aussagen seinen Ertrag um zehn Prozent gegenüber der Einzelreihensaat.

Kombinierte Sämaschine

Ein vergleichbares Modell bietet die Firma Pöttinger Landtechnik mit dem Aerosem PCS Duplex Seed. Anders als bei Lemken kann mit dem Duplex Seed der Maisanbau auch mit Untersaat anstatt Düngerbeigabe erfolgen. Zudem kann die Sämaschine durch Umstellen von Drill- auf Maissaat auch für den Getreideanbau eingesetzt werden.

Für Urs Häfeli und Sohn Simon war dies das ausschlagebene Argument. Die Landwirte aus dem Kanton Aargau bewirtschaften einen Mischbetrieb mit Mais und Getreide. «Deshalb entschieden wir uns für die kombinierte Sämaschine von Pöttinger», erzählt Simon Häfeli. Bis auf einen Punkt ist der Landwirt zufrieden: «Die Körner wurden nicht immer synchron in einer Duplexreihe abgelegt.» Die Firma Pöttinger bestätigt das Problem: «Ein Dreiecksversatz kann aufgrund der Bauweise der Maschine nicht garantiert werden». Die Aussaat der Körner in Doppelreihen – worauf es hier ankommt – würde aber definitiv gewährleistet werden. Das stellte auch Häfeli fest: Trotz trockener Verhältnisse im Vorjahr konnte eine hervorragende Ernte eingefahren werden.

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Grafik: Im Vergleich zur Einzelreihe (links) haben die Pflanzen in der Doppelreihe um 70 Prozent mehr Standraum zur Verfügung. (Bilder Lemken)

 

Das Verfahren

Doppelreihen haben von Mitte zu Mitte einen Abstand von 75 cm. Zwischen den beiden Teilreihen werden die Körner im Abstand von 12,5 cm synchron abgelegt. Dabei entsteht ein Dreiecksverbund bzw. ein Zickzack-Muster (siehe Grafik). Daraus ergibt sich ein um 70 Prozent grösserer Standraum für die Pflanzen. Je nach Bedarf kann zwischen den Reihen (Lemken) oder seitlich der Reihen (Pöttinger) ein Düngerband oder eine Untersaat (Pöttinger) abgelegt werden.

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Das sind die Vorteile

Die Doppelreihe verschafft der Maispflanze einige Vorteile: Indem zwischen den Körnern 30 Prozent mehr Abstand gehalten wird, erhalten die Pflanzen 70 Prozent mehr verfügbare Fläche. Die Wurzeln können sich besser im Boden breit machen, die einzelnen Maispflanzen treten dadurch weniger in Konkurrenz. Darüber hinaus kann der gesamte Maisbestand aktiv mehr Sonnenlicht aufnehmen, da sich die Pflanzen weniger gegenseitig beschatten. Durch den weiten Bestand verläuft auch die Abreifephase besser und zeigt vor allem bei Körnermais Potenzial zu geringerer Kornfeuchte. Durch die optimierte Standraumverteilung zeigt sich auch ein geringeres Erosionsrisiko, da keine Fahrspuren hinterlassen werden. Die verbesserte Bodenbeschattung führt zu weniger Wasserverlusten, zur Reduktion von Unkraut und zu einem rascheren Reihenschluss. Zusätzlich sei laut Herstellern eine Leistungssteigerung bei der Aussaat von rund 25 Prozent zu verzeichnen: Mit einer höheren Fahrgeschwindigkeit von bis zu 10 km/h liesse sich eine höhere Flächenleistung von rund zwei Hektaren pro Stunde erreichen.

Versuche bestätigen Vorteile

Die Universität für Bodenkultur Wien (AU) sowie grossflächige Versuche in Ungarn, Österreich, Nordrhein-Westfalen (DE) und im Elsass (FR) bestätigen die Wirkung der Doppelreihensaat. Auch das Landwirtschaftliche Zentrum Liebegg hat diese Saattechnik in der Schweiz getestet. Es bestätigten sich die Vorteile. Besonders sei die Doppelreihensaat für Standorte mit Wasserknappheit oder erhöhtem Risiko für Nitratauswaschung geeignet. Allerdings konnte mit Schweizer Sorten kein Mehrertrag im Vergleich zur konventionellen Einzelreihensaat erzielt werden.

Die Doppelreihen können mit den herkömmlichen Pflücker und Maisdrescher geerntet werden.

Weitere Informationen: www.lemken.com ; www.poettinger.at