Eine gute Vernetzung ist heutzutage enorm wichtig. Passend dazu hatten die Thurgauer Junglandwirte Ende September auf die Swiss Future Farm (SFF) in Tänikon eingeladen. In zwei Gruppen konnten sich die Teilnehmer ein Bild machen, wie die Zusammenarbeit verschiedener Partner bei der SFF funktioniert. Eine Gruppe ging in den Stall, wo es um die Emissionsreduktion in der Tierhaltung ging. Die zweite Gruppe hatte den Themenschwerpunkt Reduktion von Herbiziden im Ackerbau.
Schmaler Grat zwischen zu viel und zu wenig Bodenbearbeitung
In einem ersten Block stellten Mitarbeiter der SFF Projekte zur Reduktion von Pflanzenschutzmitteln vor. Es laufen verschiedene Versuche zur Einsparung von Herbiziden im Pflanzenbau. Raphael Bernet stellte das Projekt nachhaltiger Rapsanbau vor. Herbizide und Fungizide werden keine eingesetzt, Insektizide nur, wenn die Schadschwelle überschritten ist.
Zu den Herausforderungen zählt Bernet die Feldhygiene und Ausfallgetreide. Bezüglich Saattermin sei man etwas im Clinch. «Wir wollen einen Raps mit einer raschen Jugendentwicklung. Darum wird er gepusht. Das führt zu dünneren Zellwänden und die Anfälligkeit auf Krankheiten steigt», sagte Bernet.
Das Hacken fand mit einem kameragesteuerten Hackgerät statt, das erste Mal bei zwei entfalteten Laubblättern (DC12). Der Raps verträgt zu diesem Zeitpunkt wenig. «Nach dem ersten Hackdurchgang zeigte sich ein böses Bild. Die Reihen waren nicht mehr klar erkennbar», sagte Bernet. «Der Grat zwischen zu viel und zu wenig Bodenbearbeitung ist schmal.» Der Raps hat sich davon aber gut erholt. Die Reihen sind jetzt geschlossen. Mehr Sorgen machen Bernet die Schädlinge Rapserdfloh und die Larven der Rapsblattwespen. Beides lässt sich nur mit Insektiziden bekämpfen
Neue Erkenntnisse dank Bodenkurs
In Form eines Podiums berichteten drei Landwirte über den Verzicht auf Herbizide auf ihren Betrieben. Urban Dörig bewirtschaftet in Diessenhofen einen Ackerbaubetrieb mit Mutterkuhhaltung. 2017 besuchte er den Bodenkurs, dieser habe ihm die Augen geöffnet. «Früher habe ich Unkraut als etwas Negatives gesehen. Heute stelle ich mir die Fragen: ‹Warum wächst gerade hier dieses Unkraut? Was sagt mir das über den Boden? Was muss ich ändern?›» Für Dörig hat regenerative Landwirtschaft nichts mit Religion zu tun. «Wenn man damit arbeitet, merkt man plötzlich, dass es funktioniert.» Man bekomme Freude, Neues auszuprobieren.
Beat Meier aus Erzenholz pflichtete ihm bei. Er wirtschaftet seit 15 Jahren pfluglos und verzichtet in verschiedenen Kulturen auf Herbizide. Angefangen habe er beim Weizen, da sei es nicht so schwierig. Mit der Zeit wagte er sich an andere Kulturen wie Mais, Spinat und Kartoffeln. «Man muss ausprobieren, vielleicht am Anfang nur auf einer Teilfläche», rät er. Man müsse sich an etwas herantasten können. Wenn man merke, dass es funktioniert, möge es auch mal einen Misserfolg leiden.
Strikte Fruchtfolge und Erfahrung
Für David Dumelin stellt sich die Frage Herbizide ja oder nein nicht. Der Betrieb, den er mit seinem Vater in Hüttlingen führt, ist seit 23 Jahren Bio. Sie bauen Silomais, Kunstwiese, Winterweizen und Kartoffeln an. «Unser Betrieb lebt von einer strikten Fruchtfolge», erklärte er. «Dank jahrelanger Erfahrung wissen wir, wann die kritischen Zeitpunkte sind, wann wir hacken oder striegeln müssen.» Die Fruchtfolge ist laut Dumelin die wichtigste Massnahme, um die Äcker unkrautfrei zu halten.
Tieferer Unkrautdruck dank Begrünung
Die drei Bauern waren sich einig, dass es kein Patentrezept für einen erfolgreichen Verzicht auf Herbizide gibt. Beat Meier erzählte von seinen Erfahrungen bei Mais und Kartoffeln. Beim Mais habe es mit dem Unkrautdruck gebessert, seit er eine Untersaat macht.
Dasselbe machte er bei den Kartoffeln. Nach dem Setzen habe er die Dämme gefräst und danach wieder runtergestriegelt, «was ziemlich viel Überwindung brauchte». Dann wurden die Dämme wieder angehäufelt, das Unkraut nochmals gestriegelt. Am Schluss fuhr Meier mit dem Dammformer durch. «Das hat recht gut funktioniert», lautete sein Fazit.
Bodenkurs zur Horizonterweiterung
Einig waren sie sich auch darin, dass sich die Landwirtschaft von der politischen Lage her mit dem herbizidlosen Anbau befassen muss. Beat Meier argumentierte: «Wir müssen diese Mittel als Reserve haben, um zu reagieren, wenn wir sie wirklich brauchen, wenn es an unsere Erträge geht.»
Urban Dörig empfahl den Anwesenden, den Bodenkurs unbedingt zu machen, «und sei es nur für die Horizonterweiterung». Und noch einen Tipp gab er den Junglandwirten mit auf den Weg: Wenn man eine Idee habe, solle man sie sofort umsetzen und nicht zu lange warten.