Dorf Frucht- und süss vergorene Obstsäfte sind in den Weinländer Gastwirtschaften kaum wegzudenken. Die Friho Getränke AG in Dorf ist eine der letzten gewerblichen Mostereien im Kanton Zürich. Sie veredelt rund 50 bis 100 Tonnen Äpfel pro Jahr zu köstlichen Säften. Die Mitglieder von Gastro Andelfingen statteten diesem Betrieb einen Besuch ab, um einen Einblick in die Saftproduktion zu erhalten.
Es geht Schlag auf Schlag
Der Betrieb besitzt selber noch einen grossen «Bungert» mit Hochstammmostobst. Zugleich übernimmt er beachtliche Mengen an Mostäpfeln. «Wir verarbeiten je nach Jahr 50 bis 100 Tonnen Mostobst», erklärte Betriebsinhaberin Sonja Fritschi den Gästen.
Das Obst wird in Paloxen à 450 Kilogramm angeliefert. Diese Kisten werden zum Pressen in den Steilförderer gekippt, welcher das Obst ins Obergeschoss über der Presse transportiert. Nach dem Waschvorgang kommt das Obst in den grossen Zwischensilo. Danach folgt die Verarbeitung Schlag auf Schlag.
Das Obst wird zu einer Maische gemahlen, damit es abgepresst werden kann. Pro Pressgang können in der bereits 32-jährigen Membranpresse bis zu 4000 Kilo Obst gepresst werden. «Wir erreichen dabei eine Ausbeute von bis zu 80 Prozent», führte Fritschi aus.
Abfüllen wurde ausgelagert
Danach wird der Saft in einem speziellen Tank geklärt und der anfallende Trub einer ersten Filtration unterzogen. Nach einem zweiten Klärschritt erfolgt die Einlagerung im Tankkeller. Säfte für die Süssmostbereitung kommen in Drucktanks, Gärsäfte in konventionelle Stahltanks. Für das bereits vor Jahren aufgegebene Abfüllen und andere Spezialarbeiten arbeitet die Mosterei mit zwei Partnern im Zürcher Unterland und im St. Galler Rheintal zusammen. «Wir dürfen mit dem Surgrauech, Saftohni, Saft vom Fass, Apfelsaft und Apfelschorle unter anderem fünf hochwertige Obstsäfte anbieten», berichtete Sonja Fritschi stolz.
Über 100-jährige Mosterei
Vor über 100 Jahren startete Johann Fritschi mit einer Kundenmosterei in seiner Scheune. Schon bald kam eine dazumal sehr moderne hydraulische Korbpresse zum Einsatz. Sein Sohn Jakob ersetzte diese 1948 mit einer Packpresse, mit der pro Stunde 200 Liter gepresst werden konnten. Zugleich wurde eine erste Lagerhalle erstellt und Stahltanks im Keller angeschafft.
Später folgte der Einbau einer Abfüllanlage mit Tunnelpasteur und Waschmaschine, die bis 2013 im Einsatz war. Es wurden die ersten heute noch legendären Bügelflaschen abgefüllt. 1957 übernahmen Jakob und Mary Fritschi die Mosterei und es folgten weitere Ausbauschritte. Ein grosser Schritt wurde 1987 mit der Anschaffung der heutigen Presse vollzogen.
Hohe Rückbehalte
Es sind vor allem wirtschaftliche Rahmenbedingungen und die stagnierende bis sinkende Nachfrage, welche den Preis für das Mostobst massgeblich steuern. Die diesjährigen Mostobstpreise sind nach der letztjährigen Grossernte massiv unter Druck. Gemäss den Ernteschätzungen werden knapp 79 00 t Mostäpfel und 7200 t Mostbirnen erwartet.
Die Richtpreise für Suisse-Garantie-Mostobst liegen für gewöhnliches Mostobst bei 26 Franken je 100 kg, für Spezialmostobst bei 33 Franken und bei Mostbirnen bei 23 Franken. Aufgrund der aktuellen Lagerbestände werden aber Rückbehalte abgezogen. Übersteigt beim Mostobst die Ernte nicht 65 00 t, so beträgt der Abzug 5 Franken pro 100 kg. Fällt die Ernte bis 70 00 t aus, so sind es für diese Mehrmenge (ab 65 01 t) Fr. 6.50 und darüber Fr. 10.50. Diese tiefen Preise tragen wesentlich dazu bei, dass immer mehr Hochstammobstbäume gerodet oder das anfallende Obst nicht mehr geerntet werden.
Stetige Entwicklung
Seit 1996 führt Sonja Fritschi den Betrieb in der vierten Generation. Sie liess einen grossen Kühlkeller einbauen. Der Hauslieferdienst wurde ausgebaut und ein zweiter Lastwagen angeschafft. Bezüglich der Produkte setzt der Betrieb weiterhin auf Innovation. So wurden 2004 der Birnensekt «Reine de Poire» und vier Jahre später der alkoholfreie Saft und Schorle lanciert. Heute werden nebst der Gastronomie in der Region zahlreiche Privatkunden direkt beliefert. Seit 1996 wird auch ein Getränkeabholmarkt am Firmenstandort in Dorf geführt.Roland Müller