Hauslieferdienste, dazu zählen auch Gemüseabos, sind seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie sehr gefragt. Gemüseproduzenten und -händler bieten verschiedene Arten von Abonnements an. Die Einen liefern das saisonale, hofeigene Gemüse ohne Auswahlmöglichkeit direkt zu den Konsument(innen) nach Hause. Andere ermöglichen eine individuelle Zusammenstellung von Produkten.

In einem Artikel des «Bieler Tagblattes» vom November heisst es, es gab aufgrund der hohen Nachfrage im letzten Jahr sogar Produzenten, die keine neuen Kund(innen) mehr aufnehmen konnten. Die BauernZeitung hat sich unter den Anbietern der Abos umgehört und zwei Bio-Gemüsebaubetriebe zu ihren Erfahrungen während der Corona-Pandemie befragt.

«Angst vor Engpässen»

«Wir hatten einen extrem hohen Zulauf am Anfang der Pandemie, der jedoch nur von kurzer Dauer war», berichtet Lea Rampini vom Biohof Rampini im aargauischen Schlossrued. Viele Kunden hätten sich weniger aus Überzeugung und mehr aus Angst vor Versorgungsengpässen für ein Gemüseabo entschieden. «Da ging es oft nicht um eine längerfristige Verpflichtung», merkt sie an. Trotzdem sei das Interesse und die Nachfrage nach den Abos weiterhin gross, geschlossene Restaurants und Home-Office-Pflicht steigerten den Bedarf an frischem Gemüse für daheim.

Auf dem Biohof Rampini wird der Kundschaft je nach Wunsch wöchentlich, zwei-wöchentlich oder monatlich geliefert. Im Abo enthalten ist das, was der eigene Gemüseanbau hergibt, Produkte von Biobauern aus der Umgebung und im Winter gibt es als Ergänzung zusätzlich Bio-Südfrüchte.

Wartelisten kurzzeitig nötig

Nicht nur die hohe Nachfrage, auch die Witterung führte im vergangenen Jahr zu einer Verknappung. Dem gesamten Gemüsesortiment fehlten im Hochsommer 2021 10 bis 20 Prozent der üblichen Mengen, schätzt Markus Waber, stellvertretender Direktor des Verbands der Schweizer Gemüseproduzenten. Deshalb musste Lea Rampini zeitweise auf Wartelisten zurückgreifen und einen Aufnahmestopp von neuer Kundschaft verhängen. Ähnliches berichtet Stefan Brunner vom Eichhof in Spins im Berner Seeland. Auch bei ihm kann der Inhalt der Lieferungen wie bei den Rampinis nicht bestimmt werden. Er liefert wöchentlich Gemüse aus dem eigenen Anbau an 500 Kunden.

«Die Nachfrage überstieg unsere Reserve gleich zweimal seit März 2020.»

Stefan Brunner, Gemüsebauer aus Spins im Kanton Bern.

Mehr Kunden möglich

Bei der Anbauplanung plant Stefan Brunner immer eine gewisse Reserve ein. Der Betrieb kann somit bis zu einem gewissen Mass auf kurzfristige Nachfragesteigerungen und Ernteausfälle reagieren. Das hat aber auch seine Grenzen. Mittelfristig kann Stefan Brunner jedoch noch Kund(innen) aufnehmen. «Wir haben Kapazität für bis zu 700 Kunden», diese müssten nur rechtzeitig in der Planung des Anbaujahres berücksichtigt werden. So sieht es auch Lea Rampini. «Grundsätzlich wachsen wir mit unserer Kundenanzahl mit und passen unsere Prozesse dementsprechend an.»

Niedrige Lagerbestände 

Eine weitere Möglichkeit, um die steigende Nachfrage zu bedienen und die witterungsbedingten Ausfälle zu kompensieren, sei der Zukauf von Gemüse gewesen. «Vor allem nach dem starken Hagel im Juni 2021 mussten wir für kurze Zeit Salat zukaufen», erzählt Stefan Brunner. Für das kommende Frühjahr prophezeit er, dass sie aufgrund der nicht gerade üppig gefüllten Lager, auf weitere Zukäufe angewiesen sein werden.

Zukauf auf Hof abstimmen

Auch auf dem Biohof Rampini wäre das Angebot ohne Zukauf aktuell zu eng. Wichtig sei laut Lea Rampini bei der Auswahl der Produkte, dass sie zu den Werten des Hofes passten. Ausserdem sollte der Zukauf den Kund(innen) transparent kommuniziert werden. Dann reagierten sie bisher sehr verständnisvoll. «Ginge es nur um das Nachhause-Liefern des Gemüses, gäbe es die Grossanbieter, die täglich das gesamte Sortiment anbieten», stellt Lea Rampini fest. Ihren Kund(innen) sei aber vor allem die biologische und lokale Anbauweise wichtig.