Brian Dähler stellte zwei Ansprüche: An erster Stelle steht für den Schweinehalter das Wohl von Tier und Mensch, die in dem Stall gehalten werden respektive darin arbeiten. Als zweiten wichtigen Punkt nennt er die rationelle Arbeitsweise. «Ich will die Arbeit alleine bewältigen können», sagt Dähler. Diese Eigenschaften brauche der neue Schweinestall, den er Bauen wollte.
Vor zwei Jahren stand auf dem Grundstück im st.gallischen Muolen noch ein alter, baufälliger Schweinestall. Brian Dähler kaufte das Grundstück und plante, einen neuen Stall zu Bauen.
Baufehler verhindern durch Rücksprache mit Praktikern
Für ihn war die Schweinehaltung Neuland. Was beim Stallbau zu beachten sei, wusste er nicht, da ihm schlichtweg die Erfahrung fehlte. So beauftragte er Stallbaufirmen, ein Konzept zu erstellen und ihm dieses vorzulegen. Am Ende habe er sich für die Firma ATX etschieden. «Ihre Überlegungen überzeugten mich und mir gefiel die Art, wie sie mit mir sprachen und mir Sachverhalte erklärten», so Dähler.
Für Patrick Bucher, Geschäftsleiter von ATX, war das Projekt eine ungewohnte Erfahrung: «Einerseits war es einfach, weil wir fast freie Hand hatten. Andererseits war es ungewöhnlich, ohne klare Vorstellungen des Landwirts zu planen.» Um dies möglichst optimal umzusetzen, wurden Praktiker aus den eigenen Reihen wie auch erfahrene Schweinehalter mit dem Projekt betraut. Ihre Anmerkungen und Optimierungen flossen direkt in das Projekt ein und wurden mit Dähler laufend besprochen.
«Die Praktiker sehen oft bereits auf dem Papier, wo sich tägliche Probleme bei der Arbeit ergeben könnten», sagt Bucher. Das reduziere das Risiko für ärgerliche Fehler. Insbesondere bei einem Neubau, bei dem alle Optionen offenstehen, sei es wichtig, an möglichst alle Eventualitäten zu denken. [IMG 4]
Mittlerweile steht der neue Stall von Brian Dähler. Vor einem Jahr, nach acht Monaten Bauzeit, sind die Schweine eingezogen. Brian Dähler erledigt seither die tägliche Routinearbeiten alleine, in vier Stunden pro Tag. Aus Respekt und der fehlenden Erfahrung startete er nur mit einer kleinen Gruppe Schweine, die im neuen Stall abferkelten. Kontinuierlich steigerte er die Anzahl Tiere.
Tiere selber halten und damit Kreisläufe schliessen
Heute hält er zwischen 150 und 160 Muttersauen. Er hat 44 Abferkelplätze, 640 Aufzuchtplätze und 60 Remonten-Aufzuchtplätze zur Eigenremontierung. Hinzu kommen 200 Mastschweine, welche in externen Ställen gehalten werden. «Mir ist wichtig, dass ich den Kreislauf schliesse und alle Tiere selber halten kann», so Dähler. Nebst den eigenen Mastplätzen gehen die 25 kg schweren Ferkel zu zwei Mästern. «Diese beiden haben Priorität. Die überzähligen Tiere stalle ich bei mir ein», erklärt Dähler.
Betriebsspiegel
Brian Dähler, Muolen SG
Tierbestand: 150 bis 160 Sauen, 60 Remonten, 640 Aufzuchtplätze (Jager), 200 Mastplätze, 2 Eber
Weiteres: bodenunabhängiger Schweinezuchtbetrieb
Arbeitskräfte: Brian Dähler
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Während der Bauarbeiten kümmerte sich Brian Dähler um den Absatz seiner künftigen Schweine: «Abnehmer zu finden war nicht schwierig. Ich erhielt mehrere Anfragen.» Schliesslich entschied sich Dähler dazu, seine Schweine alle selbst zu vermarkten – ohne Zwischenhändler.
«Das ist, was die Konsumenten nachfragen»
Der Stall sieht aus der Luft wie ein grosses H aus. Die Mitte des Gebäudes bildet der Hauptgang, in den die Schweine von beiden Seiten des Gangs aus ihren Buchten getrieben werden können. Am anderen Ende gelangen die Tiere über die Verladerampe in den Transporter.
Die einzelnen Produktions-Stationen sind in einem Kreis rund um den Hauptgang angeordnet: Rechts vom Hauptgang liegt der Galtstall. Dort werden die Galtsauen in der Gruppe gehalten. Die einzelnen Liegenischen sind für vier Sauen ausgelegt. Brian Dähler beobachtet allerdings, dass die Sauen gerne beisammen sind und sich bis zu sechst hinlegen.
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Hinter dem Galtstall liegen die Abferkelbuchten. Diese wären mit ihren 8,2 m² Fläche konform für die Produktion unter dem IP Suisse-Label, erklärt Bucher. Doch Brian Dähler produziert für QM-Schweizer Fleisch: «Das ist, was die Konsumenten nachfragen.»
Mukimat lehrt Aufnahme von Festfutter
Die Abferkelbuchten sind so gestaltet, dass die Ferkelnester parallel zum Gang liegen. Das ist arbeitstechnisch effizient: «Ich kann mit dem Arbeitswagen durchfahren und die Ferkel vom Stallgang aus direkt betreuen», so Dähler.
Die Fütterung der Sau erfolgt am sogenannten Mukimat. Diese Einrichtung entwickelte ATX, um die Sau lange mit der Fütterung zu beschäftigen. «Die Sau muss am Rohr rütteln, damit das Futter in den Trog fällt. Diese Beschäftigung mit der Futterbeschaffung entspricht dem natürlichen Verhalten von Schweinen», erklärt Patrick Bucher.
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Schweine sind intelligente und lernwillige Tiere. Nur die ganz alten Sauen, die Brian Dähler seinem Vater abgekauft hatte und die nur an Flüssigfutter gewöhnt waren, hätten das Prinzip des Rüttelrohrs nicht so ganz verstanden, erzählt Dähler.
Die Futterschale des Mukimats kann auch von den Ferkeln erreicht werden. So tummelt sich der Nachwuchs früh um die Schnauze der Mutter und lernt so nebenbei, Festfutter zu fressen. «Ab der zweiten Woche gehen die Ferkel an den Mukimat», erzählt Brian Dähler. Nebst der Gewöhnung an Festfutter würden die Ferkel durch den engen Kontakt zur Muttersau immunisiert, erklärt Bucher.
Frische Luft für die Sauen im Schutz des Innenhofs
Die abgesetzten Ferkel werden im Stall eine Produktionseinheit weitergetrieben. Dort erhalten sie Breifütterung. Mit der Futterumstellung habe er keine Probleme, so Dähler: «Ich habe bei den Tieren keine Absetzprobleme oder Durchfall.» Mit den Tageszunahmen ist er zufrieden. Er verkauft die Tiere nach rund neun Wochen, mit einem durchschnittlichen Gewicht von 27 kg und einer Abgangsrate von 4 % über die Säuge- und Aufzuchtzeit gerechnet.
Als letzte Station des Kreislaufs liegt das Deckzentrum auf der linken Seite des Hauptgangs. Hier werden die Sauen künstlich besamt. Brian Dähler hält die Rasse Schweizer Edelschwein. Für die Mastferkelproduktion belegt er die Sauen mit Duroc. Durch die künstliche Besamung kommt neue Genetik auf den Betrieb. Die restlichen Tiere stammen alle aus der eigenen Produktion.
Vom Deckzentrum sowie von den Buchten der Galtsauen aus gelangen die Tiere in den Aussenbereich. Der Auslauf liegt zwischen den beiden Flügeln des Stalls, quasi im Innenhof. Dadurch sind die Schweine vor allfälligem Kontakt mit Wildtieren gut geschützt. Diese Biosicherheit ist Brian Dähler ein Anliegen. Als Schutz vor der Afrikanischen Schweinepest ASP geht ein hoher Zaun um den ganzen Stall. «Wenn ASP in meinen Bestand gelangen würde, wäre das katastrophal für meine Zucht. Da müsste ich wieder bei Null beginnen. Deshalb schaue ich auf eine gute Hygiene und Biosicherheit», so Dähler.
Kleinere Anfangsschwierigkeiten erübrigten sich mit der Zeit
«Vom ersten Tag an funktionierte die Stalleinrichtung», erzählt Brian Dähler zufrieden. Kleinere Probleme konnten erkannt und behoben werden. Nach der Inbetriebnahme folgten einige Betriebsbesuche durch die ATX-Berater. «Uns war es ein Anliegen, dass Brian erfolgreich in das erste Jahr als Schweinezüchter startete», erklärt Patrick Bucher. Dieser Startschuss ist geglückt.