Ein Kalb kommt ohne Antikörper zur Welt. Mit dem ersten Kontakt zur Aussenwelt nimmt es die ersten Erreger durch Atmung oder durch Schlucken von Schmutz auf. Damit die Erreger nicht freie Fahrt im Körper des Kalbes haben, muss so rasch wie möglich Kolostrum verabreicht werden. Der Saugreflex ist etwa 30 Minuten nach der Geburt am stärksten.

Kolostrum sauber melken

Die Aufnahme der Antikörper im Darm und der Übertritt ins Blut nehmen nach der Geburt stetig ab und sind nach 24 Stunden versiegt. Dieser Übergangsmechanismus ist unspezifisch und es können damit auch Bakterien ins Blut übergeben werden. Deshalb sollte das Kolostrum so sauber wie möglich gemolken werden. Dem Kalb sollte so viel Kolostrum angeboten werden, wie es trinken will. Es gilt die Faustregel: Ein Kalb soll vier Liter Kolostrum in den ersten vier Lebensstunden erhalten, damit es genügend Antikörper erhält. Diese Faustregel gilt aber nur bei guter Kolostrumqualität. Deshalb sollte diese kontrolliert werden. Dafür gibt es verschiedene Möglichkeiten, wie das Refraktometer, das Kolostrometer, die Kolostrumspindel oder der Durchlauftrichter. Dagegen gibt die Farbe keine Auskunft über den Gehalt von Antikörpern!

Saubere Abkalbebox

Weiter kann der erste Kontakt mit Keimen reduziert werden, indem die Geburt in einer sauberen Abkalbebox stattfindet. Idealerweise sollte die Abkalbebox nach jeder Geburt ausgemistet und gereinigt werden. Dies ist jedoch in der Praxis kaum umsetzbar. Dennoch sollte darauf geachtet werden, dass die Abkalbebox regelmässig gemistet und gewaschen wird sowie nach Möglichkeit einige Tage leer steht, um abtrocknen zu können. Auch die Sonne kann helfen. Sind Kälberbox oder das Iglu gut gereinigt, sauber eingestreut und stehen sie in der Sonne, dann töten die UV-Strahlen Keime ab und es müssen keine Desinfektionsmittel eingesetzt werden.

Grosse Gruppe erhöht Stress

Die Kälber werden auf dem Gutsbetrieb des BBZN Hohenrain zwei Wochen einzeln in Iglus gehalten. Anschliessen kommen die Kälber in eine grosse Gruppe mit anderen Kälbern mit grossen Altersunterschieden von zwei Wochen bis drei Monaten. Die Kälber müssen die neue Umgebung, das Tränkesystem und die Herdenmitglieder kennenlernen. Dies verursacht bei den kleinen Kälbern Stress. Weiter sind ältere Kälber oft Träger von Krankheitserregern, ohne dass sie selber krank sind. Besser wäre es, die Kälber in mehreren kleineren Gruppen zu halten. Das reduziert den Stress und der Krankheitsdruck ist tiefer.

Kurshinweis: Milchviehforum – neu an zwei Abenden: 13. und 20. Januar 2022. Informationen und Anmeldung: www.bbzn.lu.ch/kurse oder Tel. 041 228 30 70.