Am Aargauer Tierzuchtabend werden jedes Jahr besonders produktive Nutztiere ausgezeichnet. Nach dem Produzieren kommt das Verkaufen, darum gab es als Rahmenprogramm Inputreferate zum Thema «Wertschöpfung auf dem Betrieb – Kommunikation und Marketing». Patrick Schellenberg, Marketing- und Kommunikationsfachmann vom Bauernverband Aargau (BVA), lieferte die Theorie und Praktiker(innen) erzählten von ihrem Weg.

Die Leistungen sind weiter gestiegen

231 Milchkühe, 18 Mutterkühe, zwölf Schafe, zwei Ziegen und ein Pferd: Für diese Tiere gab es am Aargauer Tierzuchtabend eine Auszeichnung für eine hohe Milch- oder Nachzuchtleistung. Wie Ueli Wolleb vom LZ Liebegg erklärte, hält sich die Anzahl Auszeichnungen in den vergangenen Jahren relativ konstant. Die Leistungen aber steigen.

So wurde beim Milchvieh vor einiger Zeit die Kategorie der 110 000er eingeführt, die in diesem Jahr von 16 Tieren erreicht wurde. Und vielleicht muss künftig noch weiter aufgestockt werden. Zwei Tiere knackten nämlich die 120 00er-Grenze: eine Holstein von Paul Villiger aus Oberrüti und eine Swissherdbook-Kuh von Daniel Marolf aus Hettenschwil. Unter den ausgezeichneten Kühen befinden sich gemäss Ueli Wolleb auch vermehrt Tiere aus Bio- und Vollweidebetrieben.

Dabei produzieren die Aargauer Kühe nicht nur viel, sondern auch effizient, wie die stetig steigenden Lebenstageleistungen (LTL) zeigen. Sagenhafte 28,94 Kilo schaffte die Holstein Pamina von Heinz Meier aus Kyburg, bei der in sieben Laktationen 117 781 Kilo Milch gewogen wurden. Die 74 am Tierzuchtabend ausgezeichneten Holstein schafften eine durchschnittliche LTL von 22,83 Kilo, die 100 Swissherdbook-Kühe 21,22 Kilo und die 41 Braunviehkühen 18,91 Kilo.

Mutterkühe: Ausgewogene Rassenbeteiligung mit je drei ausgezeichneten Angus, Dexter, Limousin und Highland. Die höchsten Leistungen mit je zwölf Kälbern schafften zwei Kühe von Adolf Wagner, Bözberg, und je eine Kuh von Brigitte Vogel, Lenzburg, und Franz Steiner, Boswil.
Schafe: Zwölf ausgezeichnete Tiere, angeführt von einer Aue mit 20 Lämmern von Urs Hirsbrunner, Uerkheim.
Ziegen: Je eine Gämsfarbige Gebirgsziege und eine Toggenburgerziege mit je 16 Gitzi von Josef Küng, Uerkheim, und Heinrich Zimmermann, Veltheim.
Pferde: Eine Stute mit zwölf Fohlen von Walter Rüttimann aus Beinwil im Freiamt.

Start von Null auf mit dem Burgershof

Lukas und Ana Burger übernahmen einen Pachtbetrieb in Rudolfstetten-Friedlisberg mit Null Inventar. «Eine grosse Chance», erklärte der Landwirt am Tierzuchtabend. So konnten er und seine Frau ihre Strategie auf dem Papier festlegen und den Milchviehbestand passend aufbauen.

Möglichst viel Direktvermarktung, das war von Anfang an klar. Heute holt der Lastwagen gut 310 000 Kilo Milch vom Burgershof ab und 50 000 Kilo werden direkt unter die Leute gebracht, in Form von Pastmilch, Käse, Joghurt und Glace.

«Das Wichtigste ist immer noch die Mund-zu-Mund-Werbung.»

Lukas Burger, Milchproduzent und Direktvermarkter, über seine Werbekanäle.

Dabei überlassen Burgers die Verarbeitung der Milch aus ihrer Kiwi-Cross-Herde den Profis. Ihre Ressorts sind Produktion und Vermarktung. Der Auftritt vom Burgershof und seinen Produkten ist durchgestylt, gepflegt und einheitlich. Fotos, Texte und Layout wurden entsprechend von Profis erstellt. Lukas Burger bedient die verschiedenen Werbekanäle sehr gezielt. Die Website dient als statische Informationsplattform, auf den Sozialen Medien wird Aktuelles gepusht, auch mit bezahlter Werbung auf Google. «Das Wichtigste ist aber immer noch die Mund-zu-Mund-Werbung», stellte Lukas Burger klar.

Die 101 Ziegen vom Ziegenhof Elfingen

«Auf uns hat niemand gewartet, wir mussten uns am Anfang durchkämpfen», erzählte Karin Wüthrich vom Ziegenhof in Elfingen. Heute putzen auf ihren Weiden neun Mutterkühe den 101 Saanenziegen nach. Das Ehepaar Thomas und Karin Wüthrich hat seinen Betrieb mit der steigenden Nachfrage ausgebaut. Sie beide würden lieber auf dem Betrieb als im Marketing arbeiten, das verheimlichte die Produzentin nicht. Ausser dem Logo habe sie alles selbst zusammengeschustert, kommentierte sie ihr Konzept, Werbebudget hätten sie am Anfang keins gehabt.

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Ihre Authentizität kommt offenbar gut an. Nicht nur im direkten Kundenkontakt an den Märkten, sondern auch online. Viele Kund(innen) finden via Website zu ihren Produkten. «Auf Facebook und Instagram gibts etwa zwei Posts pro Monat, das muss reichen.» Dass ihre Produkte Jurapark-zertifiziert sind, helfe beim Absatz. Die Ziegen haben den Bonus des Speziellen, dadurch gibt es immer wieder Anfragen für Medienberichte. Darauf würde sie sich einlassen, sagte Karin Wüthrich, denn das verschaffe Aufmerksamkeit.