23 Schaf-Scherer aus vier Nationen nahmen am Schafschur-Wettkampf Oberarth teil. «Es ist der grösste Wettkampf in der Schweiz», erklärte Lokalmatador Martin Schindler. Er war zusammen mit Remo Feldmann nicht nur für die ganze Organisation zuständig, sondern auch noch Teilnehmer.

Sieg ging nach Deutschland

Gut 43 Sekunden benötigte der 34-jährige Goldauer Martin Schindler für das Scheren eines Schafes. Das brachte ihm, unmittelbar hinter seinen OK-Kollegen, den guten 4. Rang ein. Sieger wurde der junge Deutsche Christian Zill, der sein Schaf in weniger als 40 Sekunden von der Wolle befreite. Fast noch beeindruckender als die «jungen Wilden», war die Leistung der älteren Scherer. Zum Beispiel die des 67-jährigen Armin Hegglin aus Oberrüti.

Bald halbe Million Schafe

Es war eindrucksvoll, mit welcher Vitalität Armin Hegglin die Schafe am Schur-Wettkampf scherte, obwohl er diesen körperlich belastenden Arbeitsgang schon unzählige Male ausgeführt hat. «Ich habe glücklicherweise keinerlei Beschwerden. Gerne würde ich die Grenze von einer halben Million Schafe erreichen. Mir fehlen aktuell noch 15 000 Tiere», so Hegglin. Anfangs Saison ziehe und zwicke es zwar jeweils schon etwas, bis sich der Körper wieder an die Belastung gewöhnt habe. Seit 20 Jahren ist Hegglin, der selber etwa 100 Schafe besitzt, als professioneller Scherer in der ganzen Deutschschweiz unterwegs. Vor 35 Jahren brachte er sich das Handwerk selber bei. Erst scherte er nur seine eigenen Tiere. Nach und nach kamen die ersten externen Aufträge dazu. Aktuell hat er 350 Kunden. «Die Arbeit fasziniert mich heute noch jeden Tag: Die interessanten Begegnungen mit den Bauernfamilien und die Arbeit mit den Tieren, das Handwerk Scheren macht fast süchtig», so Armin Hegglin begeistert.

«Es ist wichtig, nach Neuseeland zu gehen.»

Armin Hegglin schickt die jungen Scherer ohne Erfahrung dort hin.

Auf nach Neuseeland

1996 besuchte er in Frankreich die ersten Scher-Wettkämpfe. «Da nahmen Top-Scherer aus der ganzen Welt teil. Von ihnen konnte ich viel abschauen, wodurch sich meine Arbeit stark erleichterte.» Schaf-Scher-Wettbewerbe wie in Oberarth seien für den Berufsstand Scherer sehr wichtig. «Denn dadurch kommen junge Interessierte erstmals mit unserem Beruf in Kontakt.» Hegglin arbeitet gerne mit jungen Scherern zusammen und bringt ihnen die Grundkenntnisse des Handwerks bei. «Danach ist es aber wichtig, dass diese nach Neuseeland gehen, und dort die Feinheiten des Handwerks ­erlernen.» Genau diesen Weg machte der Goldauer Profi­scherer Martin Schindler. Die Grundlage erhielt er von Armin Hegglin. Und diesen Winter geht er bereits zum siebten Mal nach Neuseeland, wo er auf Farmen mit bis zu 75 000 Muttertieren arbeiten wird.

«Mir fehlen aktuell noch 15 000 Tiere.»

Armin Hegglin zu seinem Ziel, eine halbe Million Schafe.

Die Wollqualität entscheidet

Wie wichtig die Fellqualität war, zeigte sich im Wettkampf. Während bei den Tieren mit luftiger Wolle die Schermaschine in hohem Tempo und langen Zügen durchgezogen werden konnte, stockte das Gerät bei verfilzten Fellpartien, was zu Zeiteinbussen führte. Liess der Scherer Wollreste am Schaf stehen oder hinterliess die Schermaschine kleine Kratzer auf dem Tier, führte das bereits zu einer Disqualifikation durch die dreiköpfige Jury. Doch Kratzer waren kaum auszumachen. Das bestätigte auch Tierärztin Nadia Annen, die an diesem Event für das Tierwohl zuständig war. Sie hatte einen einsatzfreien Abend und konnte den Anlass geniessen. Selbst für das Einsammeln der Wolle, das sogenannte «Wool Handling» gibt es eine Weltmeisterschaft. Jaël Hertach wurde an der letzten Austragung Viertplatzierte.