Zweijährige Blumen? Der Begriff ist durchaus etwas dehnbar und regt zum Experimentieren an. Warum zum Beispiel nicht Mohn oder Jungfer im Grünen gestaffelt aussäen für eine verlängerte Blütezeit? Oder Nüsslisalat im Herbst ins Staudenbeet säen: Das ergibt weisse Blütenwolken zwischen den Stauden im Frühling. Eine weitere Möglichkeit ist, im Sommer Winterlauch ins Staudenbeet zu pflanzen. Es bilden sich im nächsten Sommer grosse weisse Kugelblüten.
Majestätische Schönheiten
In naturnahen Gärten bilden diverse Wildarten einen eigentümlichen Reiz. Sie versamen sich selbst, wenn ihnen der Standort zusagt. Dazu gehören verschiedene Königskerzen (einige sind jedoch auch mehrjährig) und die stachelig bewehrten silberlaubigen Eselsdisteln.
Generell bilden Arten, die die Vertikale betonen, einen wunderbaren Kontrast zu den eher niedrigeren Begleitpflanzen. Warum nicht einen Versuch wagen mit dem Färberwaid Isatis tinctoria? Er wurde einst zum Blaufärben genutzt und wächst heute gehäuft an Bahndämmen.
Traditionelle Pflanzen
Althergebrachte Zweijährige im Bauerngarten sind Fingerhut und Bartnelken – so richtige (Ur-)Grossmutterpflanzen. Beim Fingerhut kann man mit Farbsorten spielen. Es reicht beim Fingerhut Digitalis purpurea von Purpur zu Rosa und Weiss. Die Sorte «Alba» ist Weiss und bringt Licht und Eleganz in halbschattige Bereiche. «Apricot» hingegen lachsfarben, «Pam’s Choice» hat cremeweisse Blüten mit grossem, dunkelweinrot geflecktem Schlund und «Silver Cub» silbergrünes Laub und weisse Blüten.
Fingerhüte fühlen sich im Halbschatten wohl, auch sonnigere Standorte sind möglich. Die Erde sollte humos und nicht zu trocken sein. Passende Pflanzpartner sind etwa Farne, Hosta, Akeleien, Geraniumwie auch Herbstanemonen oder Kaukasus-Vergissmeinnicht.
Von Weiss bis Rot
Die Bartnelke, auch Busch-Nelke oder Buschfriesli genannt, gibt es im Farbenspektrum von Weiss zu verschiedenen Rosa- und Rottönen, und die Sorte «Nigrescens» in einem fast schwarzen Scharlach. Die doldenartigen, duftenden Blüten können einfarbig oder gefleckt und auch gefüllt sein und eignen sich bestens für dauerhafte Blumensträusse. Der Standort im Garten ist sonnig bis halbschattig, die robuste Pflanze eignet sich auch für Höhenlagen, sie blüht von Juni bis August. Insekten lieben sowohl Fingerhut als auch Bartnelken. Beide Arten pflanzt man in kleinen Gruppen.[IMG 4]
Als typische Bauerngartenpflanze gilt auch die zweijährige bis kurzlebige Gewöhnliche Stockrosen Alcea rosea. Bei der Sortenwahl darauf achten, dass sie nicht zu stark vom Malvenrost befallen werden. Die Marienglockenblume Campanula medium gehört ebenfalls zu den Klassikern im Bauerngarten.
Spezielle Zweijährige
[IMG 2]Die Wachsblume Cerinthe major «Purpurascens» ist zwar einjährig, in milden Wintern jedoch zweijährig überwinternd und adrett, mit Blüten aus blau-violetten Blütenblättern. Als Geheimtipp gilt der Purpur-Wiesen-Kerbel Anthriscus sylvestris «Ravenswing». Wiesenkerbel findet man in Frühlingswiesen zuhauf. Dieser aber hat dunkles Laub, darüber schweben weissen Blüten. Mit etwas Glück sät er sich selber aus.
Wer es magentafarben mag, freut sich an der Roten Engelwurz Angelica gigas mit kuppelförmigen Dolden, die sich im Spätsommer aus pflaumenfarbigen Knospen öffnen. Leider ist er auch bei den Schnecken äusserst beliebt. Nach der Samenbildung stirbt die Pflanze ab. Auch andere Engelwurzarten sind meist kurzlebig, aber äusserst dekorativ.
Blühender Peterli
Silberlaubig mit silbergrünen Blüten ist die Elfenbeindistel Eryngium giganteum. Trockenheit, Sonne und offener Boden behagen ihr. Sie wird von Insekten heiss begehrt. Der «Pferdeeppich», die Gelbdolde Smyrnium olusatrum, ist ebenfalls zweijährig. Oder man lässt Petersilie im zweiten Jahr in gelbgrünem Farbton abblühen, zur Freude der Insekten. Pastinaken blühen im zweiten Jahr ebenfalls in einem Gelbgrün. Und der silberlaubige Mondfenchel Seseli gummiferum mit den grossen weissen Blütendolden ist auch an einem heissen und trockenen Standort eine Augenweide[IMG 3]