Abo Aktuelles aus dem Ackerbau Ackerbau: Erste Auswirkungen des Wetters zeigen sich bereits Friday, 5. May 2023 Zugegeben, das mit Direktsaat angesäte Zuckerrübenfeld im Langzeitversuch auf dem Gutsbetrieb Brunnegg in Kreuzlingen überzeugte nicht, was Konservierende Landwirtschaft anging. Wolfgang Sturny, ehemaliger Leiter der Fachstelle Bodenschutz des Kantons Bern und Mitbegründer der Swiss No-Till, wusste auch den Grund dafür. So war die Saat im nass-kalten Wetter Ende März erfolgt.

Zu nass für die Rübensaat

«Der Säschlitz darf nicht verschmiert werden und schon gar nicht offenbleiben», sagte Wolfgang Sturny. Besser wäre es laut ihm gewesen, erst jetzt bei abgetrockneten Bedingungen die Rüben direkt in den eher schweren Boden zu säen. Diese würden den späten Saattermin mit verstärktem Wachstum in der zweiten Vegetationsperiode weitgehend kompensieren. Das weiss er genau, denn Sturny hat schon in den 1980er-Jahren in Kanada Zuckerrübenanbau mitkonservierender Bodenbearbeitung inklusive Direktsaatenuntersucht.

Abo Aktuelles aus dem Zuckerrübenbau Die Zuckerrüben erhalten einen Wachstumsschub Sunday, 4. June 2023 Die Landwirte am Arenenberger Ackerbautreff reagierten skeptisch und blickten lieber auf die daneben liegende Versuchsflächen, wo die Zuckerrüben im Pflugverfahren und mit Mulchsaat angesät worden waren. Die Rüben gedeihen in beiden Verfahren prächtig.

Diesjährige Schneckenplage

Zumal das Direktsaat-Rübenfeld auch als Verursacher der Schneckenplage beim daneben liegenden Bio-Sonnenblumenfeld angesehen wurde. Dort haben die Schnecken ganze Arbeit geleistet, so dass eine Nachsaat mit Mais erfolgte. «Schade, denn bei Bio-Sonnenblumen wäre im Moment viel zu holen», sagte Stephanie Schaz, Bioberaterin vom Arenenberg dazu. Allerdings nur im Vertragsanbau von Biofarm und von Fenaco GOF. Aber zurück zum Direktsaatsystem.

Bodenschonend für Zukunft

«Ich weiss, ihr werdet es mir nicht glauben», rief Wolfgang Sturny den skeptischen Landwirten am Ackerbautreff zu. Aber mit langjährig konsequent umgesetzter Direktsaat in abfrierende Gründüngungsbestände spare man Pflanzenschutzmittel, Dünger und Bewässerung. «Sie reduzieren den CO2-Ausstoss und erreichen stabile Erträge», sagte Sturny.

Konservierende Landwirtschaft und deren lokal angepasste Varianten seien die beste Möglichkeit, Böden für eine produktive Landwirtschaft zu nutzen. Das hätten Forschungsresultate der seinerzeitigen Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft in Braunschweig-Völkenrode (D) bewiesen. Die drei Handlungsfelder der Konservierenden Landwirtschaft sind:

  • Bodenruhe: Maximal 25 % Bodenbewegung (mit Mulchsaat ist das nicht möglich).
  • Permanente Bodenbedeckung: Minimal 30 %, mit Haupt-/Zwischenkultur sowie Gründüngungen.
  • Pflanzenartenvielfalt: Hohe Artenvielfalt kombinieren, damit Biodiversität gefördert sowie Fruchtfolgekrankheiten und einseitige Verunkrautung vermieden werden können. Dadurch kann der Glyphosateinsatz markant reduziert werden oder man verzichtet gar darauf.

Umstellung auf konservierende Landwirtschaft braucht Zeit

Dossier Dossier Flurgang Monday, 5. June 2023 Eine Krux gibt es bei der Konservierenden Landwirtschaft: Das System lässt sich nicht in einer Vegetationsperiode umsetzen. Die Umstellphase dauert laut Wolfgang Sturny fünf bis zehn Jahre. Aber es lohne sich auf lange Sicht. Treten die prognostizierten Klimaveränderungen wirklich ein, wird in Zukunft im Winterhalbjahr mehr Regen fallen, während es im Sommeröfters zu ausgeprägten Trockenperioden kommen wird. Unbearbeitete, durchwurzelte Böden haben ein hohes Wasser-infiltrations- und Speichervermögen. Sie liefern kontinuierlich Wasser nach. Dank Direktsaat können Wasserressourcen unter zukünftigen Bedingungen sparsamer genutzt werden als bei intensiver Bodenbearbeitung mit eklatanter Wasserverdunstung. Das ist laut Sturny ein nützlicher Beitrag zum Klimaschutz.

Beitrag für Verzicht auf PSM bei Kartoffeln

Auf einer Versuchsfläche hat der Arenenberg Kartoffeln nach den neuen Auflagen für Produktionssystembeiträge angepflanzt.

«Viele wissen gar nicht, dass man beim Programm ‹Verzicht auf PSM› in den Kartoffeln auch Fungizide einsetzen kann.»

Anna Brugger, Beraterin Arenenberg

Der Beitrag für Verzicht auf Pflanzenschutzmittel beträgt Fr. 800.–/ha und entspricht inhaltlich dem früheren Extensoprogramm, mit dem Unterschied, dass die neuen Massnahmen in sämtlichen Flächen der angemeldeten Kultur auf dem Betrieb um­gesetzt werden müssen.

Erlaubt sind der Einsatz von Fungiziden und Herbiziden sowie Insektiziden auf der Basis von Bacillus thuringiensis. «Infrage kommt Novodor – Audienz geht nicht», sagt Anna Brugger und empfiehlt, frühzeitig beim Auftreten der Larven mit der Behandlung zu beginnen. «Bringen Sie Novodor am Abend aus, denn in der Nacht haben die Larven die höchste Fress­aktivität», riet Brugger. Für die Erstbehandlung empfiehlt sie 3 bis 5 l/ha und für die zweite Behandlung, acht bis zehn Tage später, 5 l/ha. Was nicht bekämpft werden könne, seien die Blattläuse.

Wer mehr über Konservierende Landwirtschaft mit Direktsaat wissen will, sollte sich den Donnerstag, 24. August, vormerken. Dann lädt die Swiss No-Till abends zur Flurbegehung Ost bei Peter Gysel in Wilchingen SH ein.