Es kommt relativ selten vor, dass eine Flurbegehung mit einem Jodellied beginnt. Aber so verschaffte sich Jakob Hug mit dem Bietschhorn-Jutz an der Körnerleguminosen-Exkursion Gehör. Hug ist Mitglied der VTL-Kommission Naturschutz, die die Exkursion organisiert hatte. Sein Kommissionskollege ist der frühere Arenenberger Bioberater Jakob Rohrer. Er vertritt in der Kommission den Vogelschutz und leitete den Anlass.

Freude am Soja

Als Jakob Rohrer in den 1990er-Jahren Bioberater am Arenenberg wurde, war Herbert Schär aus Hagenwil einer der ersten, die einen Bio-Umstellerkurs besuchten. Von Beginn weg baute Schär mit Speisesoja eine der begehrtesten Körnerleguminosen an. «Ich habe Freude am Soja», sagte er. Jahr für Jahr sucht er nach neuen Methoden, um den Anbau zu optimieren.

In diesem Jahr pflügte Schär am 30. April flach, bereitete am 1. Mai das Saatbeet vor und säte am 2. Mai die 520 000 Kö/ha an. Er wählte die Sojasorte Aurelina, die relativ früh heranreift, sodass er im Idealfall ab Mitte September ernten kann. Der Pflanzabstand ist mehr als nur dicht, denn Schär säte vier Reihen auf drei Meter. Nach der Saat folgte ein zweimaliger Blindstriegeldurchgang. Zwischen den Reihen, auf dem 75 cm breiten Streifen, säte er diese Woche mit dem Kleinsamenstreuer noch Speisehirse an, die er einstriegelte. [IMG 2] «Letztes Jahr spross die Hirse und anderes Unkraut zwischen den Reihen. Jetzt säe ich direkt Speisehirse ein», sagte er. Er wisse von Kollegen, dass es funktioniere, und hätte sich mit dem Lohnunternehmer wegen dem Dreschen abgesprochen. Gedroschen wird in einem Durchgang und nachfolgend werden Hirse und Soja separiert. Links und rechts des 18 m breiten Sojaackers wächst je 6 m Kunstwiese. Dann folgt wieder ein Sojastreifen.

Wiesenstreifen im Acker

«Ich kann doch nicht mit dem Schleppschlauch in den Acker fahren. Da würde ich den ganzen Boden verkarren», sagt Herbert Schär und düngt die Fläche von der Wiese aus. Dieser Wiesenstreifen wandert alle zwei Jahre ein paar Meter weiter.

Diesen Frühling hatte diese Wiese noch eine ganz andere Funktion. Da die Gründüngung dermassen üppig gewachsen sei, mähte er diese, schwadete sie auf den Wiesenstreifen, liess den Kompostzerkleiner drüber und transportierte das Grüngut als Transfermulch zum Kartoffelfeld.

Der Aufwand lohnt sich

Kein Zweifel, auf diese Art Ackerbau zu betreiben, ist aufwendig und die Leidenschaft für den Bioackerbau darf nicht fehlen. Wenn dann auch der Output stimmt, lohnt es sich. Der aktuelle Richtpreis für Biospeisesoja beträgt Fr. 220.–/dt, jener für Biofuttersoja Fr. 168.–/dt (inklusive Förderbeitrag). Der Preisunterschied ist gross, da nimmt Herbert Schär schon einiges in Kauf, dass Speisesoja gelingt. Abnehmer ist die Mühle Rytz AG in Biberen BE. [IMG 3] Das wird sich vielleicht in den nächsten Jahren ändern. Allenfalls ergibt sich mit der Firma Ensoy GmbH (siehe Kasten) mit Sitz im Muolen ein Direktabnehmer vor Ort – also Tofu aus der Region. Auf 2025 ändert sich sowieso einiges. Dann übergeben Brigitte und Herbert Schär ihren 27-ha-Betrieb an Sohn Markus. Dieser ist bestens gerüstet – mit einem Abschluss als Landmaschinenmechaniker und Maschineningenieur und nächstens auch als Landwirt EFZ.


Tofu vom Seerücken

Der zweite Teil der Exkursion führte die Körnerleguminosen-Liebhaber zur Firma Ensoy GmbH ins benachbarte Muolen. Dort kommt ausschliesslich Thurgauer Bio-Knospe-Soja in den Tofu – vor allem vom Seerücken, wie Ensoy-Geschäftsführer Lukas Rösch erklärte. In ihrer Manufaktur, einer alten Käserei, verarbeiten zwölf Mitarbeitende die Sojabohnen. [IMG 5] Das Start-up wurde 2021 gegründet und konnte den Output von anfänglich 160 kg Tofu auf heute 5 t pro Monat steigern. Abnehmer sind kleine Detaillisten, die Gastronomie und Hofläden. Zurzeit ist Ensoy-Tofu auch im Migrosregal zu finden. «Braten, grillieren, backen, kochen – mit Tofu ist alles möglich», sagte Rösch.

Ihr Tofu sei weder gummig noch geschmacklos, sondern zart und geschmeidig. Für Geschmack sorgen Marinaden. So gibt es Senf-, Grill-, Mediterran-Tofu und auch geräucherten. An Ideen fehlt es dem Ensoy-Tofu-Team nicht.