Dieser Mais ist kurz und den Bauer freut es. Was läuft hier anders? Florian Bachmann, Projektmanager der Swiss Future Farm in Tänikon ZH, stellte am Ackerbau-Flurgang vom Dienstag einen neuen Maistyp vor und lieferte die Antworten.

Kompakter und wiederstandsfähiger gegenüber Wetterextremen

Der Name sei, so Bachmann, selbsterklärend. Auf Deutsch heisst er «kurzwachsender Mais». In den USA, wo er bereits seit einigen Jahren eingesetzt wird, nennt man ihn «short-stature corn» oder kurz «SSC». In der Schweiz ist er ein Novum.

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Die Idee hinter dem Mais ist simpel. Der kleinere Wuchs ermöglicht dickere Stängel und kompaktere Pflanzen. Diese sind stämmiger und trotzen Wetterextremen wie zum Beispiel Stürmen oder starken Böen besser. Auch verfüge der Mais gemäss Züchterangaben über ein stärkeres Wurzelwerk, wodurch er besser mit Dürren umgehen könne. Klingt also ganz nach Zukunftsmusik, wenn man an den Klimawandel und künftige Wetterextreme denkt.

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Die Stängel sind dicker und die Kolben tiefer 

So sehen das auch Florian Bachmann und das Team der Swiss Future Farm. Dank Jürg Hiltbrunner, wissenschaftlicher Mitarbeiter von der Agroscope, sei man an etwas Saatgut einer Bayer-Sorte (Dekalb) herangekommen und daraus wurde schliesslich ein erster Anbauversuch. In diesem wurde der SSC neben der Referenzsorte LG 31.207 in wechselnden Saatstärken (SSC: 7, 10,5, 14 Körner/m2; LG 31.207: 7, 9, 10,5 Körner/m2) angebaut.

«Die ersten Erkenntnisse aus dem Versuch stimmen zuversichtlich», fasst Florian Bachmann die bereits gesammelten Resultate zusammen. Die SSC-Sorte weist gegenüber der Referenzsorte deutlich dickere Stängel auf. Augenfällig ist auf dem Versuchsfeld auch der tiefer liegende Kolbenansatz. Laut Bachmann sei dieser beim SSC durchgehend zwischen 10 und 15 cm tiefer als bei der Referenzsorte. Ebenfalls Anlass zur Zuversicht geben die ersten Ernteschätzungen: «Momentan sieht es so aus, dass der SSC bei der höchsten Saatdichte von 14 Pflanzen pro Quadratmeter auch die grösste Biomasse heranbringt», sagt Bachmann, betont aber ausdrücklich, dass das noch keine wissenschaftlichen Resultate seien.

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Attraktiv für Powermais

Für die Ernte seien darum detaillierte Ernteerhebungen geplant. Konkret werden die Erntemenge, das Verhältnis Stängel zu Kolben und der Energiegehalt der Silage erhoben. «Falls es sich dann bestätigt, dass der SSC-Mais ein höheres Kolben- zu Ganzpflanzenverhältnis hat, kann das auf einen höheren Energiegehalt der Silage hinweisen. Das wäre vor allem für Powermais-Produzenten interessant», ergänzt Roman Gambirasio, Technikverantwortlicher bei der Swiss Future Farm.

Er und das Team der Swiss Future Farm seien darum auf die diesjährigen Ernteresultate gespannt. Falls sich die positiven Erwartungen bewahrheiten, möchte man auch im nächsten Jahr den SSC-Mais anbauen. «Vorausgesetzt, wir kommen an das Saatgut heran», ergänzt Florian Bachmann. In der Schweiz ist der Mais noch nicht zugelassen, resp. das Saatgut nicht verfügbar. In Italien ist er bereits auf der Sortenliste.

SSC: ein neuer, kurzer Maistyp

Der «short-stature corn», kurz SSC, ist ein neuartiger Maistyp, der gegenüber herkömmlichen Maispflanzen um etwa 50 bis 60 cm kürzer ist. SSC-Pflanzen haben ähnlich viele Blätter wie normaler Mais, verfügen aber über verkürzte Internodien.

Laut einem Artikel der landwirtschaftlichen Universität Purdue in Indiana (USA) besitzt dieser Maistyp mehrere potenzielle Vorteile: Er verfügt über eine höhere Standfestigkeit, hat eine höhere Toleranz gegenüber einer höheren Pflanzdichte und kann darum enger gesät werden.

Im Jahr 2023 habe die Universität Anbauversuche durchgeführt. Gegenüber herkömmlichen Maissorten sei der SSC kleiner (170 cm gegenüber 218 cm im Durchschnitt), der Kolbenansatz tiefer (56 cm gegenüber 94 cm), die Pflanze liefere bei gleicher Aussaatstärke jedoch ähnliche oder leicht tiefere Erträge als herkömmliche Maishybriden.

Die ideale Aussaatdichte von SSC sei, gemäss den Forschern von Purdue, aber deutlich höher als bei normalem Mais, nämlich zwischen 15 und 20 Körnern pro Quadratmeter. Erste Versuchsresultate deuten darauf hin, dass er unter diesen Bedingungen mehr Ertrag als herkömmliche Sorten liefern kann. Wie die Forscher schreiben, habe der SSC-Mais so das Potential, die Maisproduktion insgesamt zu verbessern. Da aber noch viele offene Fragen bestehen, werde an SSC zurzeit intensiv geforscht.

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