Windenergieanlagen weht zu Weilen ein rauer Wind entgegen. Eines der aktuellsten Beispiele in der Ostschweiz ist der geplante Windpark in der Thurgauer Gemeinde Thundorf. Dort ist eine Anlage mit acht grossen Windrädern geplant, die in naher Zukunft Strom für 18'000 Haushalte liefern soll. Doch gegen das Projekt regt sich Widerstand in der Nachbarsgemeinde Amlikon-Bissegg.
Befürworter und Gegner des Windprojekts Thundorf gibt es auch in Landwirtschaftskreisen. Die Kantonsräte Josef Gemperle (Mitte) und Eveline Bachmann (SVP) legen die Gründe auf den Tisch, die aus ihrer Sicht für und gegen den Bau von Windparks sprechen. Gegnerin Eveline Bachmann vertritt den Standpunkt: Windenergie Ja, aber nicht um jeden Preis!
Kommentar: Auch die Windenergie hat eine Kehrseite
Dem Thema Windenergie bin ich persönlich nicht abgeneigt. Unsere Gesellschaft lechzt nach immer mehr Energie und der Konsum wächst weiter. Seit dem Beschluss zum schrittweisen Ausstieg aus der Kernenergie 2011 ist es jedoch unsere Pflicht, alle Möglichkeiten der alternativen Energiegewinnung zu prüfen. Doch sind all die anderen Formen von Energiegewinnung ohne Makel und Nachteile? Nein, natürlich nicht. Auch die Windenergie hat ihre Kehrseite.
Die Produktionsmenge ist unzuverlässig und somit nicht planbar, um eine konstante Spannung auf dem Stromnetz zu unterstützen. Der Wind ist nicht speicherbar und muss sofort in Elektrizität umgewandelt werden. Um wirtschaftlich rentabel zu sein, muss eine Windkraftanlage eine gewisse Grösse aufweisen. Grosse und hohe Windräder zeigen sich sehr einschneidend für die Landschaft.
«An das Optische kann man sich gewöhnen, aber was ist mit dem Schattenwurf, dem Lärm, wenn der Wind mal nicht optimal weht?»
Eveline Bachmann zu Windrädern im Landschaftsbild
Die Schweiz hat mit 216 Einwohner pro km2 eine hohe Bevölkerungsdichte. Mit einer geprägten Seen- und Berglandschaft erhöht sich die Bevölkerungsdichte im Siedlungsgebiet noch weiter. So muss die verbleibende Fläche sorgsam gestaltet werden.
Grosse Dimensionen für ein kleines Land
Es gibt bereits Windkraftanlagen, die seit mehreren Jahren in Betrieb sind und eine Rotornabenhöhe von um die 100 Meter ausweisen. Neue Anlagen werden jedoch mit einer Masthöhe von gut 160 Metern und einer Gesamthöhe von über 245 Metern geplant. Diese Formate nehmen neue Dimensionen an, die in einem kleinen Land wie der Schweiz noch grössere Auswirkungen auf die Betroffenen haben.
Damit Windenergie betrieben werden kann, muss für die betroffenen Parteien Rechtssicherheit geschaffen werden. Windenergie Ja, aber nicht um jeden Preis!
«Es braucht zuerst flächendeckende Regeln, um Betroffene und Grundeigentümer zu schützen und sie nicht gegeneinander auszuspielen.»
Eveline Bachmann zur heutigen Rechtslage
Eine gültige Rechts- und Planungssicherheit ist aus meiner Sicht unumgänglich. Dies war für mich auch der Ausschlag, mich der Parlamentarischen Initiative der Kantonsräte Pascal Schmid, Ruedi Zbinden und Stefan Mühlemann anzuschliessen.
Wir verlangen, dass die Definition der Mindestabstände zu Windkraftanlagen in Abhängigkeit von der Gesamthöhe gemacht wird. Die Entwicklung der Windkraftanlagen darf nicht über den Kopf der betroffenen Bevölkerung hinweg durchgesetzt werden.
Noch nicht in den Köpfen der Bevölkerung
Windenergie soll eine nachhaltige Energiequelle sein. Die Lösung soll auch in den Köpfen der Bevölkerung als nachhaltig nachhallen. Momentan tut sie das nicht. Aktuell stehen sehr viele Projekte seit Jahren still. Ich würde es begrüssen, wenn eine saubere rechtliche Basis ausgearbeitet wird und in der Zwischenzeit bereits bestehende Energieerzeugungen wie Wasserkraftwerke aufgestockt werden, da diese besser planbar sind.
Zur Person
Eveline Bachmann aus Frauenfeld ist Bäuerin, Vorstandsmitglied des Verbands Thurgauer Landwirtschaft und Thurgauer SVP-Kantonsrätin.

